"Glücklich sein, dass er lebt" Ex-Boxer ist für immer auf Hilfe angewiesen
17.04.2017, 00:54 Uhr
Es ist ein Bild aus guten Tagen. Nach schweren Kopfverletzungen ist Eduard Gutknecht auf Hilfe angewiesen.
(Foto: imago/Eibner)
Aus der Leidenschaft zum Sport wird beim ehemaligen Boxprofi Eduard Gutknecht großes Leiden. Der mehrfache Europameister ist von seinen im November 2016 erlittenen Kopfverletzungen schwer gezeichnet. Seine Frau tut alles, um ihm zu helfen.
Eduard Gutknecht ist kaum wiederzuerkennen. Der einstige Profiboxer sitzt abgemagert in einem Rollstuhl, die Haut wirkt blass und der Blick ausdruckslos. Es ist ein bedrückendes Foto, das seine Ehefrau Julia am Wochenende veröffentlichte. Freiwillig tat sie das nicht, vielmehr ist es ein verzweifelter Ruf nach Hilfe für einen Sportler, der seine Leidenschaft fast mit dem Leben bezahlt hätte.
"Wir müssen glücklich darüber sein, dass er lebt. Er bekommt mit, dass wir da sind. Er erkennt uns, da sind wir sicher", sagte Julia Gutknecht den Online-Portalen boxenplus.de und boxwelt.com: "Ich verwende die letzte Kraft, die mir geblieben ist, Eddy so gut wie möglich zu unterstützen, ihn zurück ins Leben zu holen und gleichzeitig für unsere drei Kinder da zu sein."
Ärzte sprechen von Wunder, dass Gutknecht überlebt hat
Der mehrfache Europameister Gutknecht war nach seinem letzten Kampf im November 2016 im Supermittelgewicht gegen den Briten George Groves kollabiert und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Im Anschluss wurde der 35-jährige Gifhorner in London wegen einer Gehirnschwellung notoperiert und später nach Hannover verlegt, wo er mehrere Wochen im künstlichen Koma lag. Die rechte Hirnhälfte des einstigen Modellathleten ist nach Familienangaben fast komplett beschädigt. Dazu kämen noch mehrere Einklemmungen und immer wieder Schlaganfälle im gesamten Bereich des Gehirns. "Die Ärzte haben gesagt, dass er wohl oder übel für immer auf Pflege angewiesen sein wird", sagte Julia Gutknecht. Die Verletzung sei einfach zu groß, "und selbst nach dieser langen Zeit macht er einfach zu wenig Fortschritte", sagte sie weiter: "Ich hoffe darauf, dass er mich wieder in den Arm nehmen wird und sagt: 'Schatz, ich liebe dich und wir haben drei wundervolle Kinder.' Zurzeit kann er sich manchmal durch Kopfnicken verständigen."
Die Ärzte teilten der Familie mit, dass es ein Wunder sei, dass Gutknecht den Abend überhaupt überlebt hat. Trotzdem stellen sich die Angehörigen viele Fragen. Zum Beispiel, ob der Kampf nicht viel eher hätte abgebrochen werden können. "Vielleicht wäre dann wenigstens die Möglichkeit auf ein selbstständiges Leben garantiert. Bei dem Ausmaß solcher Verletzungen zählt jede Minute", sagte Julia Gutknecht.
Fans und Freunde sammeln Geld
Ihr Mann kann weder laufen noch sprechen - und fordert den ganzen Einsatz der Familie. Doch nicht nur emotional, auch finanziell ist die Belastung groß. "Was ich verkaufen konnte, habe ich verkauft", sagte Julia Gutknecht. Der Promoter von Gegner George Groves habe sich außerdem gemeldet und möchte demnächst ein paar Spenden überweisen. Auch Freunde und Fans sammeln Geld.
Bei Gutknechts ehemaligem Promoter sieht die Lage anders aus. "Mit Eddys Promoter haben wir keinen Kontakt mehr. Die Verbindung ist abgebrochen", sagte Gutknecht, die ihrem Mann alleine keine finanzielle Absicherung bieten kann und nach Auswegen sucht: "Unser Zuhause muss behindertengerecht umgebaut werden." Julia Gutknecht wirkt verzweifelt, doch für das Wohl ihres Mannes will sie kämpfen - und verteidigt deswegen auch den Gang an die Öffentlichkeit. "Ich weiß, dass viele Fans und Freunde mich dafür verurteilen werden, dass ich Bilder von ihm veröffentliche und um Hilfe bitte", sagte sie: "Mein Wunsch ist es, dass mein Mann bei allen im Herzen der Eddy bleibt, den sie kennen, und sie ihm seine Privatsphäre lassen. Leider habe ich keine Wahl. Nur so kann ich Eddy die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln und nicht alles so hinzunehmen."
Quelle: ntv.de, Thomas Wolfers, sid