Makkabi-Spiele gegen Judenhass Ex-Herthaner kennt Antisemitismus in Berlin
31.07.2015, 19:53 Uhr
Basketballer aus der Türkei (rot) und Deutschland traten am 30. Juli im Rahmen der Europäischen Makkabi-Spiele in Berlin gegeneinander an.
(Foto: dpa)
Als Trainer und Manager beim jüdischen Sportverein Makkabi Berlin hat der Ex-Herthaner Offenberg auf Fußballplätzen viele antisemitische Übergriffe erlebt. Nun hofft er, dass sich durch die Makkabi-Spiele in Berlin einiges ändert. 900.000 Euro kostet deren Absicherung.
Für Claudio Offenberg ist der Umgang mit jüdischen Sportlern in Deutschland "noch nicht Normalität". Denn der frühere Hertha-Fußballer und seine Teamkollegen vom Landesligisten TuS Makkabi Berlin haben in den zurückliegenden Jahren häufig Übergriffe und Beleidigungen erlebt. Offenberg wurde vor 58 Jahren in Buenos Aires geboren, weil seine Eltern Ruth und Abraham vor dem Holocaust in Deutschland hatten fliehen müssen. Über Israel kehrte seine Familie nach dem Sechstagekrieg 1967 in ihre Heimat zurück.
Bei den 14. Europäischen Makkabi-Spielen leitet Offenberg als Chef die Fußball-Turniere mit 21 Teams und mehr als 400 Teilnehmern in vier Wettbewerben. "Es läuft reibungslos. Anfangs gab es Probleme mit dem Transport wegen der vielen Baustellen in der Stadt. Aber inzwischen fahren die Busse etwas eher, alle Spiele haben pünktlich begonnen", berichtet der 58-Jährige, den man meist mit einem Basecap antrifft.
Auch die 900.000 Euro teure Absicherung der erstmaligen jüdischen Sportspiele in Deutschland funktioniert bisher problemlos. Übergriffe gegen Juden in Berlin wurden nicht bekannt.
Übergriffe auf Berliner Fußballplätzen
Ganz anders stellte sich die Situation auf Berliner Fußballplätzen in den vergangenen Jahren dar. "Mit Beschimpfungen sehen wir uns fast täglich konfrontiert, richtig schwere Übergriffe gab es in drei Fällen: In Altglienicke, gegen die Reinickendorfer Füchse und zuletzt 2012 gegen Hürtürkel", erinnert sich Offenberg.
Eine von "blankem Hass geprägte Atmosphäre der Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen", prangerte der TuS Makkabi damals an. Spieler von Makkabi waren auf dem Platz auf übelste Art und Weise bedroht worden. Der Berliner Fußball-Verband setzte damals ein Zeichen und verhängte eine halbjährige Sperre gegen einen Spieler von Hürtürkel wegen antisemitischer Beleidigungen.
"Vor allem unsere Spieler mit muslimischer Herkunft werden oft von ihrer eigenen Community schwer beleidigt", beklagte Offenberg. Bis 2008 seien die Beschimpfungen überwiegend vom rechten Rand der Gesellschaft gekommen, zuletzt seien die Attacken eher von Menschen mit Migrationshintergrund erfolgt. Doch das harte Durchgreifen der Verbandes habe sich gelohnt.
Glücklich über Makkabi-Spiele in Berlin
Offenberg ist glücklich, dass die Makkabi-Spiele bis zum 5. August erstmals in Deutschland über die Bühne gehen. "Bei der Gedenkfeier und dem Blick auf die erdrückende Gigantonomie der Nazi-Bauten gingen meine Gedanken zurück an meine Eltern. Mein Vater ist noch mit 90 Jahren die fast 100 Stufen am Maifeld mit mir raufgestiegen. Und als er da stand, hat er nur geschwiegen", erinnert sich Offenberg an den bewegenden Moment.
Er räumt ein: "Das ist ganz typisch. Über konkrete Dinge wurde unter Juden wenig gesprochen. Vieles wurde verdrängt", erzählt der frühere Hertha-Spieler, der als A-Jugendlicher schon bei den Profis mittrainiert hatte, dann aber wegen eines Kreuzbandrisses seine Karriere mit 20 Jahren beenden musste. Als Trainer der Hertha-Junioren, bei Tennis Borussia und den Reinickendorfer Füchsen erwarb er später Meriten.
Als er 18 war, wurden Trainer der Makkabi-Auswahl auf ihn aufmerksam. So erlebte Offenberg 1975 im englischen Leicester seine Premiere bei Europa-Spielen im Trikot der deutschen Auswahl, die das Finale gegen England mit 1:2 verlor. Weitere dreimal betreute Offenberg später die deutschen Fußballer bei Makkabiaden. "Es wäre schön, wenn nun die Spiele in Berlin der Aussöhnung einen Schub geben und im Umgang mit uns nachhaltige Auswirkungen haben", sagt Offenberg.
Quelle: ntv.de, Frank Thomas, dpa