"Ich werde für alles geradestehen" FC Bayern wählt Hoeneß-Nachfolger
02.05.2014, 21:01 Uhr
Uli Hoeneß vor den versammelten Vereinsmitgliedern: Die Familie, die Wurstfabrik und "das dritte Standbein seid ihr, der FC Bayern, das ist ein Traum."
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Karl Hopfner ist offiziell Präsident von Fußball-Rekordmeister Bayern München. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bestimmt der Verein den 61-Jährigen wie erwartet zum Nachfolger von Uli Hoeneß. Der hält eine hochemotionale Rede.

Spielte am Tag seines Aufstiegs an die Vereinsspitze nur eine Nebenrolle: Der neu gewählte Präsident Karl Hopfner.
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Mit einer kämpferischen Rede hat sich Uli Hoeneß vom FC Bayern verabschiedet - aber nur auf Zeit. Nach seiner Haftstrafe werde er sich "nicht zur Ruhe setzen", kündigte der gefallene Patron des Bundesligaklubs auf der Mitgliederversammlung an.
Kurz vor seinem Gang ins Gefängnis wandte sich Hoeneß mit einem emotionalen Auftritt an die versammelten Vereinsmitglieder. "Ich werde für alles geradestehen. Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht", kündigte der 63-Jährige am Abend auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters an. Beifall brandete auf.
In welcher Form Hoeneß, der nach seiner Verurteilung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung am 14. März von seinen Ämtern als Präsident des Vereins und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG zurückgetreten war, wiederkommen möchte, verriet er allerdings nicht.
"Ich sehe das nicht so"
"Viele sagen, Uli Hoeneß hat durch seinen Fehler sein Lebenswerk zerstört. Ich sehe das nicht so", sagte er unter Applaus. Anschließend wurde sein langjähriger Weggefährte Karl Hopfner von den 1593 Mitgliedern bei nur fünf Gegenstimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Die Wahl galt als reine Formsache. Beobachter hatten zuvor bereits fest mit einer klaren Mehrheit für Hopfner gerechnet.
Hoeneß stand bei der Mitgliederversammlung ganz klar im Rampenlicht: Erstmals nach seinem Steuerverfahren gab der prominente Fußballfunktionär Einblicke in sein Seelenleben. Er sprach von "Hass", den er in den vergangenen 14 Monaten aufgebaut habe. Er sprach von einer öffentlichen Treibjagd auf ihn und seine Familie. "Plötzlich war ich ein Arschloch, ein Schwein", beklagte Hoeneß. Er sprach von Häme und Pranger, nahm aber Gericht und Staatsanwalt ausdrücklich von seiner Kritik aus: "Sie haben ihren Job gemacht."
Gegen das Urteil vom 13. März habe er keine Rechtsmittel eingelegt, weil seine Familie und er am Ende der Kräfte waren: "Wir hätten dieses Drama nicht weitere zwölf bis 18 Monate ertragen können", sagte Hoeneß. "Ich habe nie gedacht, dass meine Selbstanzeige nicht wirksam wird", sagte er. Er gehe nun "den schweren Gang" ins Gefängnis.
Stoiber umarmt Hoeneß
Hoeneß nannte seine Familie, seine Wurstfabrik und den Verein als die großen Stützen seines Lebens. "Das dritte Standbein seid ihr, der FC Bayern, das ist ein Traum", rief er den anwesenden Mitgliedern zu. Nach der Rede erhoben sich diese und applaudierten lang anhaltend.
Der ehemalige bayerische Ministerpräsident und CSU-Politiker Edmund Stoiber umarmte Hoeneß nach der Rückkehr auf seinen Platz. Die erwartete Wahl von Hopfner zum neuen Präsidenten des größten deutschen Sportvereins wurde zu einer großen Verbeugung und Würdigung des Machers des FC Bayern.
"Uli Hoeneß ist Kopf, oft Bauch, stets Herz und immer Seele von Bayern München", erklärte Hopfner in seiner Rede: "Lieber Uli, du hast eine tolle Familie, aber auch eine Familie hier im Club, die zu dir steht", versicherte der 61-Jährige. "Für die dir bevorstehende schwierige Zeit wünschen wir dir Kraft. Du kannst danach selbst entscheiden, was du machen möchtest." Es könnte auch ein Comeback beim FC Bayern sein.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa