Streit um Olympia-Freigabe FIFA stimmt Managern zu
20.07.2008, 21:48 UhrTrotz der deutlichen Worte des IOC-Präsidenten Jacques Rogge spitzt sich der Streit um die Teilnahme von Bundesliga-Profis am olympischen Fußball-Turnier in Peking immer mehr zu. Werder Bremens Mittelfeldstar Diego, der ebenso wie der Schalker Rafinha mit Brasiliens Olympia-Team nach Singapur fliegen möchte, wurde von seinem Club zurückgepfiffen. Die Bremer halten an ihrem Reise-Verbot fest, weil laut Geschäftsführer Klaus Allofs keine Abstellungspflicht besteht.
Diese Auffassung bekräftigte die Deutsche Fußball Liga (DFL). Sie prüft sogar, ob Spieler, die ohne Zustimmung der Clubs nach Peking reisen, für das olympische Turnier gesperrt werden können. Das Turnier der Männer sei im internationalen Rahmenterminkalender nicht hinterlegt, deshalb gibt es keine Abstellungspflicht, erklärte Holger Hieronymus, der stellvertretende Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung. Der DFB teile die Auffassung der Liga und unterstütze das Anliegen im direkten Kontakt mit dem Fußball-Weltverband (FIFA).
Laut FIFA keine Verpflichtung
Die FIFA stellte durch Generalsekretär Jerome Valcke ihrerseits klar, dass "keine Verpflichtung besteht, Spieler abzustellen, egal ob unter oder über 23 Jahre". Dies habe ihm der Franzose telefonisch mitgeteilt, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach der "Sport Bild". "Unsere Auffassung ist also bestätigt. Wir werden die Vereine entsprechend informieren", so Niersbach.
Die Profis erhielten ihrerseits neue Unterstützung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Vizepräsident Thomas Bach sagte: "Ich finde es sehr schade, dass die Vereine ihren jungen Spielern den Olympia-Traum verbauen. Da würde ich mir mehr Verständnis wünschen."
Auch Schalke 04, der Hamburger SV, Hertha BSC und 1899 Hoffenheim wollen im Streit mit dem IOC nicht klein beigeben. Für Schalke-Manager Andreas Müller gibt es keine Handhabe, den Brasilianer Rafinha nach China reisen zu lassen. Die Vereinsvertreter lehnen die Zuständigkeit von Rogge ab, der den Fußballclubs mit Konsequenzen gedroht hatte, wenn sie Spieler bis 23 Jahren nicht freistellen. Laut dem IOC-Präsidenten werden dann die Profis für die Dauer des Olympia-Turniers gesperrt. Rafinha kündigte in der "Bild am Sonntag" bereits an: "Ich glaube nicht, dass ich Montag mit Schalke ins Trainingslager fliege, sondern Dienstag mit Brasilien zu Olympia." Er erwarte auch Diego am Treffpunkt in Paris. Von dort aus geht es für die Brasilianer zunächst nach Singapur.
Diego sucht weiteres Gespräch
Das letzte Wort in der verworrenen Angelegenheit ist aber noch nicht gesprochen. Diego hat auf seiner Homepage ein erneutes Gespräch mit der Werder-Führung für diesen Montag angekündigt. An dem Treffen soll auch der Vater des Profis teilnehmen, der sich vehement für die Olympia-Teilnahme seines Sohnes einsetzt. Vorige Woche war Werders "Schlüsselspieler" mit seinem Olympia-Wunsch bei Allofs und Trainer Thomas Schaaf abgeblitzt.
Hertha BSC hatte den 21-jährigen Serben Gojko Kacar zu einem Verzicht bewegt und will auch Torjäger Marko Pantelic nicht nach Peking lassen. Pantelic ist aber schon 29 Jahre alt, daher hat der Club das letzte Wort. Der 22-jährige Vincent Kompany vom Hamburger SV soll indes für Belgien spielen, was der HSV ablehnt.
Von Peter Hübner und Robert Semmler, dpa
Quelle: ntv.de