Sport

EM-Qualifikation Färöer ohne Illusionen

Ein Spiel hat zwei Halbzeiten, das weiß auch Henrik Larsen, Trainer der Färöer-Inseln. Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland in Hannover geben sich die Hobby-Fußballer aus dem Norden keinen Illusionen hin. „Normalerweise haben wir keine Chance. Alles andere wäre bloß Träumerei", betonte Danjal Andreasen, Präsident des Färingischen Fußball-Verbandes (FSF).

Während vom Vizeweltmeister nichts anderes als ein klarer Sieg erwartet wird, musste erst kürzlich Schottland die schmerzliche Erfahrung machen, das kleine Teams manchmal ganz groß aufspielen können. Dem Team von Berti Vogts gelang nach einem 0:2-Rückstand auf Färöer nur noch mit Glück der Ausgleich zum 2:2.

Beim 0:2 in Litauen hingegen musste das Sammelsurium aus Amateuren, Halbprofis und immerhin zwei richtigen Berufsspielern feststellen, dass die Grundregeln im Fußball stets zu beachten sind. „Man kann kein Spiel gewinnen, wenn man nur in einer Halbzeit gut spielt", folgerte Larsen. Die erste Hälfte hatte sein Team völlig verschlafen.

Nichtsdestotrotz wollen sich die Eisverkäufer, Schafhirten, Fischer, Lehrer oder Ingenieure, die sie im „normalen“ Leben sind, nicht freiwillig zu Zwergen abstempeln lassen. „Wir wollen immer gewinnen." Das klingt nach Größenwahn, verdeutlich aber nur Larsens Philosophie. Denn hinten reinstellen ist nicht. Mitspielen wollen die Färinger, mutig angreifen und mindestens ein, zwei Tore erzielen. „Wenn es zu einem Unentschieden reichen würde, wäre das in Ordnung", meinte der Däne.

Nicht nur in Sachen Fußball bestehen erhebliche Unterschiede zu den deutschen Spielern. Auch mit Blick auf die Verdienste müssten sich die Akteure der DFB-Elf fast schon vor Anpfiff entschuldigen.

Grundschullehrer John Petersen ist ein Star auf den Färöern, und ein „Großverdiener": Mit dem Fußball bringt er es auf 1500 Euro Monatsverdienst. Nur rund 20 Prozent der Spieler in der aus zehn Klubs bestehenden ersten Liga kassieren überhaupt Geld, 500 Euro im Schnitt pro Monat. Im Ausland, und damit als Vollprofis, sind nur zwei Mitglieder aus dem aktuellen Kader beschäftigt. Petersens Stürmer-Kollege Christian Jacobsen ist beim dänischen Erstligisten Vejle BK untergekommen; Jakup Mikkelsen, derzeit vor Pudelmützen-Träger Jens Martin Knudsen die Nummer eins im Tor, spielt bei Molde FK in Norwegen.

Quelle: ntv.de

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