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Mafia und Politik Falcone und Borsellino von Wechselbeziehung überzeugt

Fast allein gegen die Mafia ermittelnd waren die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino von einer Wechselbeziehung zwischen Mafia und Politik überzeugt.

In seinem Buch "Cose di Cosa Nostra" ("Die Angelegenheiten der Cosa Nostra", erschienen 1991) schrieb Falcone: "Das größte Problem zwischen der Mafia und der Politik ist, dass die Mafia ein großes Interesse an der Vergabe der öffentlichen Mittel hat, so dass sie immer höheren Druck auf die lokale Verwaltung und Unternehmer ausüben wird."

Borsellino sagte in einem Interview: "Beziehungen zwischen Mafia und Politik? Ich bin davon überzeugt, dass es sie gibt. Und ich bin überzeugt, nicht nur durch die Prozesse, die leider sehr wenige sind, sondern durch eine logische These: Es ist das Wesen der Mafia selbst, das das organisierte Verbrechen dazu veranlasst, die Kontakte zur Politik zu suchen."

Schlüssel zum Verständnis: der "Klientelismus"

Der Schlüsselbegriff zur Analyse der Beziehung zwischen Mafia und der Politik ist der Klientelismus, der die Selbstorganisation in einem schwachen Staat beinhaltet, wobei sich die Organisation nicht nach formalen Gruppenstrukturen richtet, sondern nach dem Muster der Familie - mit streng geregelten Bindungen.

An der Spitze steht der Patron, der seiner Klientel Schutz und Hilfe gewährt und dafür Ergebenheit und Unterstützung in der Masse fordert. Je größer die Anzahl der Klientel und der Unter-Patrone ist, desto größer ist auch der Einfluss des obersten Patrons, der in der Regel einen Posten in der Politik oder der öffentlichen Verwaltung inne hat.

Im politischen System Italiens konnte die Mafia sich leicht einen Zugang verschaffen, da es weitgehend vom Klientelismus durchdrungen ist. Das Mittel für den Klientelismus ist die politische Ämtervergabe des Staates durch die langjährige Regierungspartei Democrazia Cristiana (DC) und ihre Koalitionspartner.

Fünfzig Prozent der Wirtschaft werden vom öffentlichen Sektor bestimmt und die öffentlichen und halböffentlichen Ämter werden eher nach dem klientelistischen Prinzip als nach Leistungskriterien besetzt. Das heißt in anderen Worten: Die Mafia verschafft den Parteien Wähler und die Politiker den Mafiabossen Arbeitsplätze, die sie mit ihren eigenen Leuten besetzen konnte. Es entsteht eine enge Verflechtung zwischen Mafia und Politik.

Verkörperung der Symbiose: Giulio Andreotti

Die Symbiose von Mafia und Politik war auch Gegenstand des schließlich ergebnislosen Prozesses gegen den großen Mann der italienischen Nachkriegspolitik, den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti.

Nach einem sieben Jahre währenden Verfahren, in dem die Anschuldigungen von 27 "Pentiti" (Mafiabosse, die zur Staatsanwaltschaft überlaufen) laut wurden und 260 Zeugen zu Wort kamen, forderte die Staatsanwaltschaft 15 Jahre Haft. Andreotti aber wurde freigesprochen, wegen Mangels an Beweisen.

Quelle: ntv.de

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