Gruppenspiele im UEFA-Cup Familien-Duell in Prag
03.12.2008, 14:11 UhrDie einen blicken schon Richtung K.o. -Phase, die anderen dem drohendem K.o. ins Auge: Dem VfL Wolfsburg genügt im UEFA-Cup-Heimspiel am Donnerstag (20.45 Uhr) gegen den FC Portsmouth schon ein Punkt zum Weiterkommen in Gruppe E, während genau zur gleichen Zeit der Hamburger SV 366 Kilometer südöstlich bei Slavia Prag gegen das Aus in der Gruppe F kämpft. "Wir müssen dort etwas mitnehmen", weiß HSV-Coach Martin Jol, "das ist wie ein Endspiel."
Und es ist ein Generationenkonflikt in der Familie Jarolim. Vater Karel trainiert den tschechischen Meister und Tabellenführer, der mit einem Sieg die Hanseaten von Platz drei in der Gruppe verdrängen würde. Sohn David ist Mannschaftskapitän beim Bundesliga-Fünften. "Das Weiterkommen ist wichtiger als der Familiensinn", erklärte der Junior ausdrücklich, "nur einer von uns kann weiterkommen, deshalb ist das Spiel sehr brisant."
Anspannung beim HSV
Drei Punkte weisen die Hamburger hinter Aston Villa und Ajax Amsterdam (je sechs) auf, die praktisch schon durch sind. Slavia folgt mit einem Zähler. "Da ist schon Anspannung", sagt Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Das Überstehen der Gruppenphase haben die Hanseaten schließlich in ihrem Saisonetat optimistisch einkalkuliert. "Wir haben es gegen Ajax nicht vorzeitig geschafft", erklärt Beiersdorfer, "wir müssen jetzt Siegermentalität rüberbringen."
In einem schleichenden Prozess haben die Hamburger stückchenweise die Unbeschwertheit verloren, mit der sie zum Saisonbeginn bis an die Tabellenspitze gestürmt waren. "Wir haben die Ordnung in unserem Spiel verloren", mahnt Nationalspieler Piotr Trochowski, der von Jol in Bochum wie Ivica Olic lange Zeit geschont wurde, "wenn wir in Prag auftreten, wie in den letzten Wochen, haben wir ein Problem."
"Wölfe" blinzeln auf K.o.-Runde
Davon kann zumindest im UEFA-Cup beim VfL Wolfsburg keine Rede sein. Während die "Wölfe" in der Bundesliga auswärts noch sieglos sind, schafften sie mit dem 3:2-Erfolg letzte Woche in Braga fast schon den erstmaligen Einzug in die lukrative K.o.-Runde der letzten 32. Schon mit einem Remis gegen den Achten der Premier League könnten sie zum Angriff auf den großen AC Mailand blasen und am 17. Dezember als Tabellenführer zum abschließenden Gruppenspiel in die Lombardei reisen.
Am Selbstvertrauen wird der Sprung an die Spitze der Gruppe E jedenfalls nicht scheitern, wie Stürmer Edin Dzeko beweist: "Wir wollen erstmal die nächste Runde erreichen, aber warum sollten wir nicht auch Gruppenerster werden?", fragt der Bosnier keck. Der erste Platz, den die Niedersachsen mit zwei Remis' gegen Portsmouth und Milan sicher hätten, würde ihnen einen Drittplatzierten einer anderen Gruppe bescheren, während es die Zweitplatzierten mit den "Absteigern" aus der Champions-League-Gruppenphase zu tun bekommen.
Für die Wolfsburger spricht ihre derzeitige Heimstärke. So holte der VfL in neun Pflichtspielen in der heimischen Arena in dieser Saison acht Siege und ein Unentschieden. Rumtaktiert und auf Punktsicherung gespielt wird jedenfalls nicht. "Natürlich spielen wir wieder auf Sieg. Das ist unsere Stärke", kündigt Spielmacher Zvjezdan Misimovic an.
Quelle: ntv.de