Schwimm-Meisterschaften in Berlin Festival im neuen Anzug
28.06.2009, 18:55 UhrBritta Steffen fehlte nach ihrer Fabel-Zeit über 100-Meter-Freistil zum Abschluss über die 50 Meter die Kraft für einen weiteren Streich, dafür haben Paul Biedermann und Marco Koch Abschluss der deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin Europarekorde aufgestellt.
Zudem rundeten Helge Meeuw, Benjamin Starke und Annika Mehlhorn am letzten Tag das starke Auftreten der Athleten des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) mit nationalen Rekorden ab. Insgesamt lösten 16 DSV-Starter auf Einzelstrecken das Ticket für die WM vom 17. Juli bis zum 2. August in Rom.
Es sind die neuen Anzüge, die den Weg in eine andere Zeitrechnung ebnen: Drei Weltrekorde,drei Europarekorde sowie 13 nationale Bestmarken lassen das deutsche Team nach den Enttäuschungen bei den Olympsichen Spielen in Peking wieder auf gute Zeiten hoffen. Bundestrainer Dirk Lange freute sich über die "Aufbruchstimmung" im Team, warnte aber auch: "Man darf das nicht überbewerten." Und zur Diskussion um die Anzüge sagte er: "Es braucht sich keiner zu entschuldigen, wenn er eine gute Zeit schwimmt. Alle nutzen nur das aus, was erlaubt ist." Die große Frage: Greift die Strukturreform oder machen Kleider schnelle Schwimmer?
Britta Steffens Rennen gegen die Uhr
Britta Steffen verbeugte sich nach ihrem Fabelrekord vor ihren Fans. Nach ihren goldenen Aufholjagden in Peking hatte sie es mal mit einem Blitzstart probiert - und gewann das einsame Rennen gegen sich selbst und die Uhr. "Das Wichtigste ist, dass man Freude hat an dem, was man tut. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis", verriet sie. Und: "Der Anzug macht nicht alles aus, schwimmen muss man alleine. Der Schwimmer muss die technische Entwicklung auch umsetzen." Über 50 Meter zum Abschluss löste sie locker und ohne Rekord das WM-Ticket. "Heute war ein bisschen die Luft raus, aber das zeigt, dass ich auch nur ein Mensch bin", stellte sie fest. Rom bereitet ihr kein Kopfzerbrechen: "Ich weiß, dass ich für die WM die Favoritenrolle innehabe, aber ich werde daran wachsen."
Biedermann (Halle/Saale) atmete nach seinem Europarekord über 200 Meter Freistil in 1:44,71 Minuten auf: "Das war ein optimales Rennen." Trotz fünf Wochen Trainingsausfall wegen einer Viruserkrankung hatte er tags zuvor in 3:46,67 Minuten bereits den 21 Jahre alten deutschen Uralt-Rekord von Uwe Daßler über 400 Meter Freistil geknackt und eine neue Bestmarke über 100 Meter (48,39 Sekunden) hingelegt, dabei aber jeweils die WM-Norm verpasst. Biedermann, der im alten Outfit antrat.
Biedermann hat die Diskussion satt
"Ich habe es satt, dass alle Welt nur von Neoprenanzügen spricht. Ich wollte zeigen, dass man auch mit normalen Anzügen schnell schwimmen kann." Koch überraschte sich in 2:08,33 Minuten über 200 Meter Brust selbst: "Ich habe gewusst, dass ich schnell bin", sagte er, "aber dass es gleich so gut wird, hätte ich nicht gedacht."
Nationale Bestmarken markierten Hendrik Feldwehr (Essen), der als erster Deutscher über 100 Meter Brust in 59,45 Sekunden unter einer Minute blieb, Benjamin Starke (Berlin/51,47 Sekunden) über 100 Meter Schmetterling), Helge Meeuw (Wiesbaden/53,08) über 100 Meter Rücken) und Annika Mehlhorn (Baunatal) in 58,45 über 100 Meter Schmetterling. Daniela Samulski (Essen) verpassten nach ihrem sensationellen Weltrekord über 50 Meter Rücken in 28,22 ("Die Zeit dürfte für den WM-Titel nicht reichen") am Sonntag als Siegerin über 100 Meter die WM-Norm.
Das WM-Team dürfte trotz der "härtesten Kriterien der Welt" (Lange) größer ausfallen als erwartet. Am Wochenende lösten trotz hoher Qualifikationsnormen auch Siegerin Sarah Poewe (Wuppertal) und Caroline Ruhnau (Essen) über 100 Meter Brust, Isabelle Härle (Heidelberg/1500 Meter Freistil), Felix Wolf (Potsdam/ 200 m Rücken), Johannes Neumann (Riesa/100 Meter Brust) und Jan Wolfgarten (Würzburg/800 Meter Freistil) das Rom-Ticket.
Quelle: ntv.de, dpa / sid