Ein Luke wird Weltmeister Finalisten der Darts-WM spielten vor vier Jahren um 250 Pfund
03.01.2024, 07:51 Uhr
Egal, wie das Finale ausgeht: Luke Littler hat bereits Darts-Geschichte geschrieben.
(Foto: picture alliance / empics)
Ein Luke kommt selten allein: Luke Littler und Luke Humphries stehen im Finale der Darts-WM. Das einzige Duell zwischen dem heute 16-jährigen Littler und dem laut Rangliste nun besten Spieler der Welt liegt vier Jahre zurück.
Nur noch ein Schritt fehlt bis zur größten Sensation in der Geschichte des Dartsports: Der 16-jährige Luke Littler spielt heute Abend (21 Uhr, Dazn/Sport1 und im ntv.de-Liveticker) im Londoner Alexandra Palace um den Titel bei der Weltmeisterschaft. Das hat die Darts-Welt noch nicht gesehen, das ist Sportarten-übergreifend schon jetzt ein Märchen. Littler kann mit Fug und Recht in einem Atemzug mit Wunderkindern des Weltsports genannt werden, Boris Becker ist ein solches Beispiel.
Selbst das Halbfinale am Dienstagabend gegen 2018er-Weltmeister Rob Cross war für den unbekümmerten Jugendlichen kein Problem. Zwar lag Littler erstmals im gesamten Turnier in Rückstand, nachdem Cross den ersten Satz gewonnen hatte. Doch davon ließ sich der WM-Debütant nicht aus der Ruhe bringen. Cross verfehlte das Bulls-Eye zur 2:0-Satzführung, Littler checkte zum Ausgleich.
Es war die erste Machtdemonstration des Jugendlichen und in der Nachbetrachtung die einzige Möglichkeit für Cross, den Finaleinzug von Littler zu gefährden. In der Folge spielte "The Nuke" ("Die Atombombe") genauso dominant, wie er seit seinem ersten Spiel vor zwei Wochen durch die WM rauscht. Cross holte nur noch einen Satz, kam mit dem Highscoring des Teenagers nicht mehr mit.
Im achten Satz verwandelte Littler seinen ersten Matchdart auf der Doppel 10. Ohne jeden Hauch von Nervosität spielte Littler die 80 Punkte in zwei Sekunden auf Null und besiegte Spitzenspieler Cross deutlich mit 6:2. "Voltage", wie der gelernte Elektriker, genannt wird, konnte "die Atombombe" nicht entschärfen.
Debütant im Finale? "Habe keine Worte dafür"
"Es ist verrückt, dass ich bei meinem Debüt im Finale stehe", sagte Littler in der ersten Reaktion nach dem Sieg. Zunächst sei das Wunderkind aus Warrington, zwischen Liverpool und Manchester gelegen, froh gewesen, die erste Runde überstanden zu haben. "Und jetzt kann ich Weltmeister werden. Ich habe keine Worte dafür."
Im Endspiel wartet die neue Nummer eins der Weltrangliste auf den jungen Mann, für den es gar nicht genügend Superlative gibt. Luke Humphries ist sein Gegner. "Cool Hand Luke", so der Spitzname des 28-Jährigen, der auch zum 16-Jährigen passen würde, besiegte Überraschungs-Halbfinalist Scott Williams mit 6:0.
Es war eine überragende Leistung von Humphries, der mit einem Punkteschnitt von 108 pro Aufnahme den Topwert des bisherigen Turniers aufstellte. Mit dem Sieg steht der Engländer erstmals ganz oben in der auf dem eingespielten Preisgeld innerhalb von zwei Jahren basierenden Weltrangliste. Unabhängig vom Ausgang des Endspiels wird Vorjahres-Weltmeister Michael Smith an der Spitze abgelöst.
"Das ist ein riesiger Moment. Nummer eins der Welt zu sein, davon kann man als Kind nur träumen. Es ist unglaublich, dorthin gekommen zu sein. Aber Weltmeister würde ich für immer bleiben, darauf fokussiere ich mich voll und ganz", sagte Humphries, der in der dritten Runde gegen den Deutschen Ricardo Pietreczko und im Achtelfinale gegen Joe Cullen jeweils bereits vor dem Aus gestanden hat.
Littler setzt auf Pizza
Ob diese sportlichen Nahtoderfahrungen für das Finale ein Vorteil sein könnten? "Ich bin mir nicht sicher. Es ist jedenfalls das Einzige, was Luke (Littler; Anm. d. Red.) noch nicht erlebt hat. Es liegt an mir, dafür zu sorgen, ihn sehr früh unter Druck zu setzen", erklärte Humphries auf ntv-Nachfrage und setzt für das Finale vor allem auf einen guten Start in die Partie.
Aber auch scheinbar banales, wie gutes Essen, ist dem Dauer-Sieger der vergangenen PDC-Turniere wichtig. "Ich werde nichts zu Schweres oder Ungesundes essen, weil ich mein Leben in den letzten Jahren darauf aufgebaut habe, dass ich mich gut fühle und die richtigen Dinge esse", berichtete Humphries, der vor wenigen Jahren noch ganz anders ausgesehen hatte: Unsportlich, Doppelkinn, das volle Programm. Die Umstellung auf eine gesündere Ernährung hat Humphries sichtlich nicht geschadet, wie sein Aufschwung zum Topspieler der PDC zeigt.
Wenngleich ist gute Ernährung beim Darts weniger wichtig als in anderen Sportarten. Dass es auch nach ungesünderen Mahlzeiten möglich ist, die acht Millimeter schmalen Triple- und Doppelfelder auf dem Dartboard zu treffen, beweist ausgerechnet Humphries' Finalgegner. "Ich werde das tun, was ich immer getan habe", sagte Littler auf die Frage nach der Vorbereitung auf das Finale. "Morgens esse ich mein Schinken-Käse-Omelett, dann komme ich hierher, esse eine Pizza und bereite mich am Board vor."
Einziges Duell vor vier Jahren
Weil Littler als 16-Jähriger vor der Weltmeisterschaft überhaupt erst an einem einzigen Turnier der PDC teilnehmen durfte (Letzte 64 bei den UK Open im März), haben Humphries und er sich auf Profiebene noch nie getroffen.
Das einzige Duell der beiden liegt vier Jahre zurück. Im Rahmen eines lokalen Pub-Events gewann Humphries gegen seinen damals 12-jährigen Gegner. Das Foto der beiden nach dem Spiel wird längst in allen sozialen Medien ausgeschlachtet. "Er wollte ein Bild machen", berichtete Humphries, der damals als ein Talent unter vielen galt, aber immerhin schon ein WM-Viertelfinale erreicht hatte.
"Sein Vater war sehr hartnäckig, hat damals schon gesagt, dass sein Sohn ein Superstar werden würde", erinnert sich Humphries an die Begegnung von vor vier Jahren. "Sich dieses Foto anzuschauen und jetzt zu realisieren, dass wir uns in einem WM-Finale gegenüberstehen, ist unglaublich, davon hätte ich nicht zu träumen gewagt."
Damals sei es um 250 Pfund Preisgeld gegangen. "Jetzt ist es ein bisschen mehr", lachte Humphries. 200.000 Pfund haben beide Lukes bereits sicher, der Weltmeister stockt auf 500.000 (575.000 Euro) Preisgeld auf.
Quelle: ntv.de