Möglicherweise Zunge verschluckt Foes Tod schockt Kamerun
27.06.2003, 07:14 UhrEine Tragödie um Kameruns Fußball-Star Marc-Vivien Foe überschattet seit Donnerstag den Konföderationen-Cup in Frankreich. Der 28-Jährige von Manchester City starb kurz nach dem 1:0-Halbfinalsieg der Mannschaft von Trainer Winfried Schäfer in Lyon gegen Kolumbien noch im Stade Gerland, wo der Mittelfeldspieler im Sommer 2002 mit Olympique Lyon die französische Meisterschaft gewonnen hatte und anschließend nach England ausgeliehen worden war.
Foe war 16 Minuten vor dem Abpfiff ohne Einwirkung eines Gegenspielers bewusstlos zusammengebrochen und mit einer Trage vom Platz gebracht worden. Als vorläufige Todesursache nannte ein Sprecher des Weltverbandes (Fifa) Herzstillstand. 45-minütige Wiederbelebungsversuche der herbei geeilten Ärzte waren erfolglos geblieben.
„Für eine genaue Diagnose ist es noch zu früh. Marc-Vivien Foe ist ohnmächtig geworden und wurde in den medizinischen Versorgungsbereich der Arena gebracht, um ihn sofort reanimieren zu können. Aber es hat nicht ausgereicht, um ihn zu retten“, erklärte Fifa-Arzt Dr. Alfred Müller (Schweiz) betroffen: "Das ist ein trauriger Tag für den Fußball, für die Fifa und besonders für Foes Familie."
Schäfer reagierte schockiert und fassungslos auf die Todesnachricht. Der frühere Coach der Bundesligisten Karlsruher SC und VfB Stuttgart verweigerte jeglichen Kommentar. „Wir wissen noch nicht, ob wir am Sonntag das Finale spielen. Das ist ein trauriger Moment für uns und unser Land“, erklärte Kameruns Verbandssprecher Charles Nguini und spekulierte über eine Herzattacke als Ursache von Foes unerwartetes Ableben.
In Kamerun schlug der Jubel zigtausender Fans über einen der größten Erfolge der „unbezähmbaren Löwen“ in Sekundenbruchteilen in tiefe Bestürzung und Trauer um. Schäfers kolumbianischer Kollege Francisco Maturana verzichtete ebenfalls auf die obligatorische Pressekonferenz.
Vor dem anschließenden Halbfinale in St. Denis zwischen Frankreich und der Türkei liefen gleichzeitig dem französischen Nationaltrainer Jacques Santini sowie Frankreichs Keeper Gregory Coupet, die bei Olympique mit Foe zusammengearbeitet hatten, und dem ebenfalls in England spielenden Stürmerstar Thierry Henry bei den Nationalhymnen und der Schweigeminute vor dem Anpfiff Tränen der Trauer über das Gesicht.
Nach Foes Zusammenbruch vermuteten Beobachter zunächst, dass der Modellathlet bei dem plötzlichen Zwischenfall seine Zunge verschluckt haben und vom Erstickungstod bedroht sein könnte. Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern) setzte die Partie nach einer sechsminütigen Unterbrechung zur ersten Versorgung des Spielers fort, natürlich nicht ahnend, welches Drama sich in den wenige Meter entfernten Katakomben abspielte. Nach dem Schlusspfiff erkundigten sich sämtliche Beteiligte der Begegnung sofort nach Foes Zustand und erhielten kurz darauf die schockierende Mitteilung.
Kamerun im Finale
Überschattet von der Tragödie haben der Afrikameister sowie EM-Champion und Gastgeber Frankreich beim Konföderationen-Cup das Finale erreicht. Kameruns Mannschaft besiegte Kolumbien in Lyon in Unkenntnis von Foes vergeblichem Todeskampf nach seinem Kollaps im Spielverlauf 1:0 (1:0), während die "Equipe tricolore" in St. Denis gegen den WM-Dritten Türkei 3:2 (3:1) gewann und damit weiter auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hoffen kann.
Kameruns Verband ließ am Donnerstagabend angesichts des Dramas um seinen Mittelfeldspieler jedoch offen, ob das Team des deutschen Trainers Winfried Schäfer am Sonntagabend zum Endspiel in St. Denis antreten wird. FIFA-Präsident Sepp Blatter war allerdings von der Austragung des Finales überzeugt: "Es muss weitergehen, denn es geht auch um das Spiel", sagte der Schweizer. Bereits am Samstag treffen in St. Etienne Kolumbien und die Türkei im Spiel um Platz drei aufeinander.
Tchato flog vom Platz
Kameruns Siegtreffer erzielte Pius Ndiefi, der aufgrund der Abreise von Samuel Eto'o zum spanischen Pokalfinale mit Real Mallorca in Schäfers Team gerückt war, schon nach neun Minuten. Sollten die "Löwen" zum Finale antreten, fehlt dem Olympiasieger allerdings Bill Tchato. Der Bundesliga-Profi vom 1. FC Kaiserslautern erhielt vom ebenfalls beim FCK registrierten Schiedsrichter Dr. Markus Merk 21 Minuten vor dem Ende die Rote Karte. In Überzahl hatte Kolumbien in der Nachspielzeit bei zwei Pfosten-Kopfbällen seine besten Chancen.
Türken verpassen Ausgleich
Im "Stade de France" stellte Europameister Frankreich anschließend schon vor der Pause durch Treffer von Thierry Henry (10.), Robert Pirres (26.) und Sylvain Wiltord (44.) die Weichen in Richtung Finale. Nach den Anschlusstoren der Türken durch Gökdeniz Karadeniz (42.) und Tuncay Sanli (48.) hatten die Platzherren zwei Minuten vor Schluss allerdings auch Glück, als Okan Yilmaz einen Foulelfmeter neben das französische Tor schoss.
Quelle: ntv.de