Bahrain-Grand-Prix wird nachgeholt Formel 1 muss in die Wüste
03.06.2011, 16:31 Uhr
(Foto: REUTERS)
Im März fällt der Formel-1-Grand-Prix in Bahrain den politischen Unruhen im Land zum Opfer. Nun entscheidet die Fia, das Rennen im Königreich nachzuholen. Während Menschenrechtler auf die nach wie vor angespannte politische Lage verweisen, klagen die Teams über eine zu hohe Belastung.
Der Automobil-Weltverband FIA schickt die Formel 1 nun doch in die Wüste. Das am 13. März wegen der blutigen Unruhen im Königreich Bahrain abgesagte WM-Rennen wird nun am 30. Oktober nachgeholt. Dies gab die FIA nun offiziell bekannt. Der für diesen Termin angesetzte Große Preis von Indien wurde an das Saisonende verschoben. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, denkbar sind der 4. oder der 11. Dezember. Als letzter WM-Lauf steht bislang der Große Preis von Brasilien am 27. November in Sao Paulo im Kalender.
Die ursprüngliche Deadline für eine Entscheidung war schon am 1. Mai abgelaufen. Der mächtige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte aber gefordert, "noch ein bisschen abzuwarten, um genau zu sehen, welche Fortschritte im Land gemacht werden".
"Im Namen von Bahrain danke ich Bernie Ecclestone, Jean Todt, der FIA und dem Rest der Motorsport-Gemeinde für die Unterstützung, die wir in diesem Jahr erhalten haben", erklärte Bahrains Streckenchef Zayed R. Alzayani.
Teams protestieren
In der hitzigen Diskussion um die Austragung in Bahrain hatten sich zuletzt mehrere Lager gebildet. Bernie Ecclestone war dafür, Menschenrechtler dagegen. Teams und Fahrer wollten nicht, enthielten sich aber diplomatisch, Experten waren sich unschlüssig. Ecclestone hatte dazu erklärt, er sehe lediglich ein Datumsproblem, kein politisches. "Es gibt dort viele nette Leute", meinte er: "Wir hätten keine Schwierigkeiten."
Die Teams und die Piloten stehen nun vor einer schwierigen Aufgabe. Wahrscheinlich wird das Rennen am 11. Dezember ausgetragen, zwei Wochen nach Sao Paulo. "Es wird zu viel", begründete Mercedes-Teamchef Ross Brawn seine ablehnende Haltung: "Unsere Jungs arbeiten seit Januar und hätten dann bis Weihnachten keine Zeit für Urlaub. Das ist nicht akzeptabel."
Einen Einfluss auf die Entscheidung hatten die Teams nicht, da sie sich schriftlich verpflichtet haben, an der gesamten im Kalender aufgeführten Saison teilzunehmen. "Wir haben aber das Recht, unsere Meinung zu sagen", betonte Brawn. Und das wollen die Rennställe nun auch tun. Das Weltmeisterteam Red Bull und das Mercedes-Team sehen Gesprächsbedarf. "Wir werden die korrekten Wege gehen und die Entscheidung in einem angemessenen Forum mit den anderen Formel-1-Teams und unseren FOTA-Partnern diskutieren", teilte das Team von Titelverteidiger Sebastian Vettel auf seiner Homepage und via "Twitter" mit. Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug kündigte eine interne Debatte in der Teamvereinigung FOTA an.
Noch immer Probleme
Die Entscheidung über das Nachholen des Rennens in Bahrain war eine schwierige, denn Alltag ist dort längst nicht eingekehrt. Am Mittwoch endete offiziell der Ausnahmezustand, angeblich sitzt ein Viertel der Streckenmitarbeiter im Gefängnis. Am Donnerstag sicherte ein großes Polizeiaufgebot die Straßen in Manama. Kundgebungen gegen das Königshaus sollten auch mit Blick auf die FIA-Entscheidung unter allen Umständen unterbunden werden.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte in einem Brief an die FIA und alle Teams dringend dazu aufgefordert, das Rennen nicht neu anzusetzen. Angesichts des Ausmaßes der Menschenrechtsverletzungen sollten die internationalen Rennfunktionäre "darüber nachdenken, ob es wirklich angemessen wäre, dieses Jahr ein Formel-1-Event in Bahrain abzuhalten", hieß es: "Es gibt kaum einen Anlass, daran zu glauben, dass das Ende des Ausnahmezustands am 1. Juni für das bedrohliche menschenrechtliche Klima in Bahrain einen großen Unterschied machen wird."
Quelle: ntv.de, sid