"Ich bin einfach nur ein Idiot" Fourcade siegt trotz lauter Dummheiten
19.03.2017, 16:16 Uhr
Martin Fourcade stand im letzten Saisonrennen etwas neben sich, dominierte sportlich aber wie gewohnt.
(Foto: AP)
Erst vergisst Martin Fourcade beim Biathlon-Saisonfinale seine Patronen, dann verliert er seine Brille. In einem "Wettkampf voller Dummheiten" schnappt er Simon Schempp dennoch die Massenstart-Kristallkugel weg - dank einer großen deutschen Geste.
Wahrscheinlich war Martin Fourcade in Gedanken schon wieder bei seiner Freundin Helene, als er sich auf das letzte Rennen des Biathlon-Winters vorbereitete. Seit Tagen wartet der sechsmalige Gesamtweltcupsieger aus Frankreich auf die Geburt des zweiten gemeinsamen Kindes und kontrolliert pausenlos sein Telefon. Die Ablenkung führte beim Saisonfinale zu einem kuriosen Fauxpas: Der 28-Jährige trat in Oslo im Massenstart ohne Munition an.
"Ich bin einfach nur ein Idiot. Ich habe einfach vergessen, meine Magazine nach dem Anschießen aufzufüllen. So etwas ist mir in meiner Karriere noch nie passiert", sagte Fourcade: "Das war sportlich eigentlich ein perfekter Tag, aber ich hätte mir das fast noch selbst verdorben."
Als der Dominator das Fehlen der Patronen in den Magazinen erst während des ersten Schießens bemerkte, warf ihm sein Trainer hektisch Nachschub zu. Das ist eigentlich verboten und führte im Nachhinein zu einer Untersuchung der Jury.
Deutsches Team protestiert nicht
Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier hat im letzten Saisonrennen den Gewinn der kleinen Kristallkugel für die Massenstartwertung knapp verpasst. Die 23-Jährige lief beim Weltcup-Finale in Oslo im Jagdrennen nach drei Fehlern nur auf Rang neun. Da aber ihre Rivalin Gabriela Koukalova hinter der Norwegerin Tiril Eckhoff Zweite wurde, reichte Dahlmeiers Vorsprung von elf Punkten nicht. Die Tschechin schnappte der Partenkirchnerin die Kristallkugel mit elf Zählern Vorsprung noch weg. Genau wie im Sprint, wo Koukalova mit fünf Punkten die Nase vorn hatte.
"Eigentlich ist das nicht erlaubt, das steht so klar in den Regeln", sagte Simon Schempp. Der Weltmeister in dieser Disziplin hatte als Führender noch die Chance, den Massenstart-Weltcup zu gewinnen, war als 20. am Ende jedoch chancenlos. Allerdings hätte der Schwabe von einer Disqualifikation Fourcades profitiert. Doch dazu kam es nicht, die deutsche Mannschaft verzichtete auf einen Protest.
"Ich bin sehr beeindruckt von der Klasse der Deutschen und möchte meinen Respekt äußern, dass sie sich gegen einen Protest entschieden haben", sagte Fourcade: "Ich ziehe meinen Hut vor Simon Schempp, das ist eine tolle Geste und verdient mehr als eine Kristallkugel."
Erst beim zweiten Schießen tauschte Fourcade, der in der Hektik zwischenzeitlich auch noch seine Sonnenbrille verlor, am Holmenkollen die verbliebenen leeren Magazine aus. "Das war ein Wettkampf voller Dummheiten", sagte Fourcade. Typisch Fourcade: Obwohl er viel Zeit verlor, ließ er sich nicht ablenken und gewann sein 14. Rennen der Saison. So oft wie zuvor nur die große Schwedin Magdalena Forsberg.
Kurioser Total-Blackout
Dass die Skijäger mal Patronen vergessen, kommt gelegentlich vor. Auch Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel hatte damit in der Vergangenheit schon zu kämpfen. Aber gleich vier leere Magazine? Das hat es in dieser Form bei einem Top-Athleten noch nicht gegeben. Doppel-Olympiasieger Fourcade beendete seine Saison zwar kurios, konnten sich am Ende aber wieder feiern lassen.
Der elfmalige Weltmeister gewann wie im Vorjahr alle fünf Kristallkugeln - und wollte anschließend ganz schnell zu seiner Familie. "Ich bin stolz und sehr glücklich, das geschafft zu haben. Ich wollte die Saison mit einem Sieg beenden. Diese Ergebnisse sind einfach unglaublich", sagte Fourcade, der in 26 Rennen 22-mal auf dem Podium stand.
Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer, sid