Fußball-WM 2019

WM-Startelfdebüt und Kampfansage Glamourgirl darf wieder Fußball

Lira Bajramaj sollte das Gesicht der WM werden. Hatten sich Sponsoren und Werber so ausgedacht. Und sie übernimmt nicht ohne Freude die Rolle des Glamourgirls, auch wenn es die Kolleginnen nervt. Beim Sieg der Deutschen gegen Frankreich darf sie sogar wieder Fußball spielen.

Nun lächelt sie wieder: Fatmire bajramaj.

Nun lächelt sie wieder: Fatmire bajramaj.

(Foto: dpa)

Die Kampfansage schickte sie gleich hinterher, frisch geduscht im Trainingsanzug, den Pappbecher mit Tee in der Hand. Ja, sie sei zufrieden, sagte Fatmire Bajramaj. Und klar sei ein Wunsch in Erfüllung gegangen, in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach, wo sie im Stadtteil Giesenkirchen einst beim DJK/VfL mit dem Fußballspielen begann, erstmals zu den elf deutschen Spielerinnen zu gehören, die von Anfang an spielen durften.

Wie ihre Kolleginnen freute sie sich über den 4:2-Sieg gegen Frankreich, darüber, dass der amtierende Weltmeister endgültig ins Turnier gefunden hat. Und darüber, dass das DFB-Team nun nach drei Siegen aus drei Vorrundenpartien am Samstag im Viertelfinale auf Japan trifft. Ob sie damit rechne, auch bei dieser Partie in Wolfsburg zur Startelf zu gehören? "Ich weiß, dass ich noch mehr kann. Und das will ich jetzt zeigen." Sagte es und ging zum Bus.

Es war, das vorweg, nicht der ganz große Auftritt. Aber vielleicht wäre das auch des Guten zu viel gewesen. Und so war Fatmire Bajramaj, die alle Lira nennen, glücklich, endlich einmal wieder 90 Minuten am Stück Fußball gespielt zu haben. Und zwar so gut, dass auch Bundestrainerin Silvia Neid zufrieden war. Wie die 45.687 Zuschauer im ausverkauften Mönchengladbacher Stadion hatte sie jemanden gesehen, der um seine Chance kämpft. Die offensive Mittelfeldspielerin begann links und wechselte dann im Laufe des Spiels mehrmals munter quer über das Spielfeld hinweg mit Kerstin Garefrekes die Seiten. Fatmire Bajramaj tat das spielfreudig, leichtfüßig und dribbelsicher.

Der Ball ist ihr Freund

Die Sache mit dem Ball war hinterher auch das Einzige, an der die Bundestrainerin etwas auszusetzen hatte. So gut sie auch mit ihm umgehen könne, habe sie sich mitunter doch zu spät von ihm getrennt. Will meinen: Ein Pass zu einer Mitspielerin wäre bisweilen die bessere Lösung gewesen. Ansonsten aber resümierte Silvia Neid: "Lira war sehr agil, sehr aktiv und hat auch in der Defensive gut gearbeitet." Ihre Leistungstendenz zeige klar nach oben. "Worüber ich mich sehr freue." Die Spielerin auch. 90 Minuten Fußball am Stück, das ist neu, zumindest bei dieser WM.

Fatmire Bajramaj

Fatmire Bajramaj

(Foto: dapd)

Nach den ersten beiden Spielen hatte Fatmire Bajramaj gerade einmal 22 Minuten gespielt, 19 beim 2:1 im Eröffnungsspiel in Berlin gegen Kanada und drei beim 1:0 in Frankfurt gegen Nigeria. Beide Male wurde sie als Dritte und damit als Letzte eingewechselt. Den Platz im linken, offensiven Mittelfeld bekam Melanie Behringer. Und alles sprach dafür, dass sie ihn nicht wieder hergibt. Sie war eine der besten deutschen Spielerinnen - bis sie sich in Frankfurt nach einer halben Stunde verletzte. Doch Silvia Neid brachte Alexandra Popp. Die kräftige und durchsetzungsstarke Angreiferin, mit 20 Jahren jüngste Spielerin im deutschen WM-Kader, schien der Bundestrainerin gegen die überhart spielenden Nigerianerinnen die bessere Wahl. Fatmire Bajramaj blieb auf der Bank. Und saß allein im Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Erzählt, wie es in ihrem Schlafzimmer aussieht

Denn auch wenn sie vor diesem Spiel in Mönchengladbach auf dem Rasen kaum stattfand -allgegenwärtig war sie dennoch. Sie gilt als das Glamourgirl des deutschen Frauenfußballs, lächelt von Plakatwänden und aus Werbeanzeigen, was ihr um die 100.000 Euro einbringt, betont, dass sie gerne eine Tussi mit lackierten Fingernägeln sei und viel Wert auf ihr Aussehen lege, hat bereits ein Buch über ihr junges Leben geschrieben, erzählt Illustrierten, wie es in ihrem Schlafzimmer aussieht - und landete bei der jüngsten Wahl zur Weltfußballerin des Jahres auf Platz drei. Nun ist sie vom Deutschen Meister Turbine Potsdam zum FFC Frankfurt gewechselt, und ihr bisheriger Trainer, der streitbare Bernd Schröder, schickte ihr einen Gruß hinterher. "Sie ist im Moment nicht in der Lage, das, was im Vorfeld über sie gesagt wurde, auch zu bringen."

Auch im nach außen so harmonisch wirkenden Nationalteam gärte es. Melanie Behringer zum Beispiel sagte der "Zeit": "Ich fand es am Anfang schon schade, dass immer nur Lira in den Zeitungen abgedruckt wurde. Einfach immer Lira, Lira, Lira. Wie haben auch andere Spielerinnen, die spielen so gut und konstant, von denen man aber wenig liest." Bei all der Aufregung um ihre Person spricht es für Fatmire Bajramaj, dass sie – zumindest in der Öffentlichkeit – die Fassung bewahrte. Auch wenn ihr das zunehmenden schwer fiel und sie auf Fragen der Journalisten zunehmend gereizt reagierte. Auf die Frage nach ihrem Gemütszustand auf der Bank antwortete sie aber tapfer: "Man sitzt da und denkt: Hey, hoffentlich komme ich bald rein."

Kam sie dann gegen Frankreich auch. Und zwar von Anfang an. Sie scheint es schon vorher geahnt zu haben: "Gegen Frankreich wird das ein ganz anderes Spiel, weil Frankreich Fußball spielen kann. Wir lieben es, gegen solche Gegner zu spielen." Ein Spiel wie gemacht für Fatmire Bajramaj. Und sie kann ja, wie sie sagt, noch viel mehr.

Quelle: ntv.de

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