Elfmeterkrimi im Finale gegen USA Japan ist Fußball-Weltmeister
17.07.2011, 23:40 Uhr
Homare Sawa wurde auch zur Spielerin des Turniers gewählt.
(Foto: dpa)
Japan ist Weltmeister im Frauenfußball. Im Elfmeterschießen setzt sich die Mannschaft um Spielmacherin Homare Sawa gegen die USA durch. Zwei Mal gehen die dominierenden US-Girls in den 120 vorangegangenen Minuten in Führung, zwei Mal kommt Japan zurück. Am Ende wird Torhüterin Ayumi Kaihori, die zwei Elfmeter hält, zur strahlenden Heldin.
Japans Ballzauberinnen haben den amerikanischen Traum platzen lassen und sich nach einem märchenhaften Siegeszug erstmals die WM-Krone aufgesetzt. Die Asiatinnen gewannen das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Olympiasieger USA in Frankfurt/Main mit 3:1 im Elfmeterschießen und tanzten im Konfetti-Regen, ehe die WM mit einem Feuerwerk endete.
In einem dramatischen und hochklassigen Endspiel hatte es nach 90 Minuten 1:1 gestanden, nach der Verlängerung hieß es 2:2. Die Japanerinnen bewiesen eine tolle Moral und glichen den zweimaligen Rückstand durch Alex Morgan (69.) und Abby Wambach (104.) durch Aya Miyama (81.) und Homare Sawa (117.) aus.
Sawa wurde mit fünf Treffern WM-Torschützenkönigin und erhielt auch den Goldenen Ball für die Spielerin des Turniers. "Wir haben immer an uns gelaubt und verdient gewonnen. Wir sind total glücklich. Jetzt sind wir die Nummer eins der Welt!", sagte Sawa. Im Elfmeterschießen sorgte Saki Kumagai mit ihrem Tor für die Entscheidung. Torhüterin Ayumi Kaihori parierte die Elfmeter von Shannon Boxx und Tobin Heath und avancierte damit zur Matchwinnerin. Zudem schoss US-Girl Carli Lloyd über das Tor. "Das kann man nicht erklären, manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. Wir hätten unsere Chancen nutzen müssen", sagte eine enttäuschte Trainerin Pia Sundhage. "Das ist hart. Wir müssen das hinnehmen. Gratulation an Japan", twitterte US-Präsident Obama.
USA scheitern am Aluminium

Das Tor von Kaihori stand unter Dauerbeschuss.
(Foto: dapd)
Die US-Girls vergaben die Chance, sich mit dem dritten Titel nach 1991 und 1999 vor der deutschen Mannschaft zum alleinigen Rekordhalter zu krönen. Allein dreimal war der Weltranglistenerste in einem spannenden Endspiel an Pfosten und Latte gescheitert. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Hannover) zeigte vor 48.817 Zuschauern in der ausverkauften Arena eine fast fehlerfreie Vorstellung, allerdings lag sie mit einer Abseitsentscheidung gegen Japan falsch (64.). In der Nachspielzeit der Verlängerung zeigte sie der Japanerin Azusa Iwashimizu nach einer Notbremse die Rote Karte.
Die Japanerinnen, die jüngst zwei WM-Tests gegen die USA mit jeweils 0:2 verloren hatten, kassieren von ihrem Verband eine Prämie von 13.340 Euro. Zum Vergleich: Für das Viertelfinal-Aus bekamen die deutschen Spielerinnen je 15.000 Euro. Die an Japan gescheiterte deutsche Mannschaft hätte mit einem Coup in der Heimat ebenfalls zum alleinigen Rekord-Weltmeister aufsteigen können. Vor den Augen von Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel war die USA in einer temporeichen Partie zunächst die klar bessere Mannschaft. In der ersten Halbzeit verhinderte gleich zweimal das Aluminium die Führung des US-Teams. Zunächst traf Megan Rapinoe (18.) den Außenpfosten, nur zehn Minuten später scheiterte Stürmerstar Abby Wambach mit einem beherzten Weitschuss an der Querlatte (28.).
Japan ohne Ideen
Die quirligen Asiatinnen bissen sich indes an der robusten US-Abwehr die Zähne aus. Erst zum Ende des ersten Abschnitts zeigten sie einige ihrer gefürchteten Ballstafetten. Doch nach Hereingabe von Shinobu Ohno verpasste die Duisburger Bundesliga-Legionärin Kozue Ando den Ball (44.).
US-Trainerin Sundhage hatte ihre Startelf gegenüber dem Halbfinal-Sieg gegen Frankreich (3:1) auf zwei Positionen verändert. Besonders die Hereinnahme des sonstigen Jokers Rapinoe für Amy Rodriguez zahlte sich zunächst aus. Die 26-Jährige machte im linken Mittelfeld Dampf. Nach Flanke Rapinoes schoss Cheney nur knapp neben das Tor (8.). Auch die zweite Stürmerin Wambach sorgte für mächtig Wirbel - und glänzte auch als Vorbereiterin. Japan blieb zunächst vieles schuldig. Auch die bis dato im Turnier so starke Sawa fand nur schwer ins Spiel.
USA drängen auf Sieg

Die eingewechselte Alex Morgan machte in der 69. das längst überfällige 1:0.
(Foto: AP)
Nach dem Wechsel setzte Sundhage alles auf eine Karte und brachte mit Morgan den zweiten WM-Joker. Der Schachzug wäre nur vier Minuten später fast schon aufgegangen, doch die Angreiferin aus New York traf nach Flanke von Heather O'Reilly nur den Pfosten (49.). Die Japanerinnen forcierten in der Folge den Druck, es kam zu einem offenen Schlagabtausch. Nach einer erneuten Hereingabe von O'Reilly lenkte Kaihori einen Kopfball von Wambach gerade noch so über die Latte (64.). Nur wenig später nahm Morgan einen langen Pass von Rapinoe auf und traf mit einem Linksschuss aus 14 Metern zur Führung. Doch Japan erholte sich von dem Schock und schlug neun Minuten vor dem Abpfiff durch Miyama zurück. Und auch nach Wambachs 2:1 ließen sich die Asiatinnen nicht hängen und nahmen um 23.41 Uhr aus den Händen von OK-Chefin Steffi Jones den WM-Pokal in Empfang.
Vor dem Spiel hatte es eine rund zehnminütige und stimmungsvolle Schlusszeremonie gegeben. Das Interesse an dem bereits seit Monaten ausverkauften WM-Finale hatte nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft spürbar nachgelassen. Am Freitag waren beim Internet-Auktionshaus Ebay zwei Tickets der zweite Kategorie für insgesamt 53 Euro zu haben.
Die Weltmeisterschaft indes hat weltweit neue Maßstäbe gesetzt. Lediglich die sechs Dopingfälle sowie die teilweise schwachen Auftritte der Referees sorgten für negative Schlagzeilen. Auch finanziell dürfte sich die WM für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gerechnet haben. 782.000 von 900.000 Karten wurden vom Organisationskomitee verkauft. Das entspricht einer Auslastung von 86 Prozent.
Quelle: ntv.de, sid/dpa