Teamporträt Gruppe A Kanada, die Vielseitigen
23.06.2011, 19:54 Uhr
Das "Team Canada" kratzt an den Top ten der Weltrangliste.
(Foto: dpa)
Bislang war Kanada immer ein dankbarer Sparringspartner für die DFB-Frauen. Doch zur WM nach Deutschland kommt "Big Red" mit viel Rückenwind: Seit die Italienerin Carolin Morace das Zepter in der Hand hält, geht es aufwärts für die Nordamerikanerinnen.
Vom Papier her hätten es die deutschen Fußballerinnen kaum besser treffen können: WM-Auftaktgegner Kanada war in der Vergangenheit nicht viel mehr als ein Sparringspartner für die deutschen Weltmeisterinnen. In neun Spielen holte das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) neun Siege. Doch an diese ausgezeichnete Bilanz verschwendet Bundestrainerin Silvia Neid vor der Partie am 26. Juni im ausverkauften Berliner Olympiastadion keinen Gedanken.
"Kanada kommt ähnlich wie die USA über die Power und kann mit verschiedenen Systemen spielen. Zudem steht gegen Kanada das erste WM-Spiel auf dem Programm, das ist nie einfach", sagte Neid: "Wir müssen schauen, dass wir gewinnen, sonst sind wir im zweiten Spiel gegen Nigeria schon richtig unter Druck."
"Ein bisschen wie die USA"
Die Kanadierinnen kommen mit enormem Rückenwind nach Deutschland. Im November krönte sich "Big Red" mit dem Sieg beim Qualifikationsturnier der Nord-, Mittelamerika- und Karibik-Zone zum zweiten Mal nach 1998 zum CONCACAF-Champion. Das WM-Ticket hatten die Kanadierinnen bereits mit dem Einzug ins Endspiel in der Tasche.
"Kanada erwarte ich ein bisschen wie die USA", sagte die deutsche Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz und teilt damit die Einschätzung Neids: "Körperlich sehr präsent, in der Defensive gut organisiert und mit schnellen Spitzen."
Der bislang größte Erfolg bei einer WM-Endrunde datiert aus dem Jahr 2003: Platz Vier in den USA. Die erhoffte Weiterentwicklung blieb aber aus. Vier Jahre später in China kamen die Ahornblätter nicht über die Vorrunde hinaus. Nicht zuletzt deshalb wurde 2009 die frühere Weltklassestürmerin Carolina Morace aus Italien Nachfolgerin des Norwegers Even Pellerud.
Mannschaft droht mit Boykott
In der Weltrangliste kratzt "Team Canada", das sich in Moraces Heimatstadt Rom auf die Endrunde vorbereitet hat, immer wieder an den Top Ten. Dank Morace ist es nun schon Rang sechs nach Spitzenergebnissen im vergangenen Jahr - unter anderem mit dem Gewinn des Zypern-Cups und zweiten Turnierplätzen in Brasilien und China.
Doch im Kräftemessen mit dem Weltmeister im September 2010 zeigten die Deutschen den Kanadierinnen beim 5:0 in Dresden noch einmal deutlich die Grenzen auf. Wenige Monate danach herrschte Chaos in Nordamerika. Der Verbandsspitze passte Moraces Kritik an den bestehenden Verhältnissen im Frauenfußball nicht. Kurz nach der angedrohten Kündigung ruderte der Verband allerdings zurück. Dafür hatten die Spielerinnen mit einer Boykott-Drohung gesorgt.
Ausnahmestürmerin und erfahrene Abwehr
Unbestrittene Anführerin der kanadischen Mannschaft ist Christine Sinclair. Die beim US-Klub Western New York aktive Ausnahmestürmerin ist US-Meisterin und Rekord-Nationalspielerin ihres Landes. Über große Erfahrung verfügen auch Defensivspielerin Diana Matheson und Rhian Wilkinson. Beide spielen in Norwegen beim Team Strömmen.
Torhüterin Karina Leblanc muss keine Konkurrenz befürchten, da Christina Labbe vom nordschwedischen Team Pitea mit gerissenem Kreuzband ausfällt. Ebenfalls in Pitea spielt Jungstar Kaylin Kyle.
Quelle: ntv.de, von Alexander Sarter und Rainer Hennies, sid