WM-Viertelfinale gegen Australien Schweden hofft auf Schelin-Tore
10.07.2011, 08:22 Uhr
Durfte bislang nur mitjubeln: Lotta Schelin (rechts) mit Jessica Landström.
(Foto: picture alliance / dpa)
Spätestens mit ihrem Sieg über die USA haben sich Schwedens Fußballerinnen im WM-Favoritenkreis etabliert. Im Viertelfinale wartet nun Außenseiter Australien, der Ex-Weltmeister Norwegen aus dem Turnier gekegelt und Brasilien ins Schwitzen gebracht hat. Das könnte auch gegen Schweden klappen - sofern bei Lotta Schelin nicht der Tor-Knoten platzt.
Natürlich stand Lotta Schelin nicht im Abseits, natürlich hätte ihr Tor zählen müssen, natürlich hätte das Spiel der Schwedinnen gegen die USA dann 3:1 geendet. Aber so ist es doch viel schöner. So kann hier nämlich der Satz stehen: Lotta Schelin ist eine wunderbare Stürmerin - sie trifft nur nicht. Die Statistikfreunde von Opta haben nachgezählt und in den drei WM-Vorrundenspielen 14 Torschüsse vermerkt - und null Tore.
Lotta Schelin wird das verschmerzen können. Schweden hat die Partie gegen den Titelfavoriten USA trotzdem gewonnen, mit 2:1, und sich damit ein Viertelfinal-Duell mit Brasiliens Weltfußballerin Marta erspart. Anschließend ist Lotta Schelin zur besten Spielerin der Partie gewählt worden, weil sie die beste Spielerin war, auch ohne Treffer. Statt eines Tors hat sie aus Wolfsburg eine gerahmte Urkunde mit nach Hause genommen.
Imponierende Vorrunde

Bislang verlief das Turnier für Trainer Dennerby, sein Team und die schwedischen Fans sehr erfreulich.
(Foto: dapd)
Heute ab 13 Uhr wird Lotta Schelin versuchen, im WM-Viertelfinale gegen Australien mit ihrem 15. Torschuss ihren ersten WM-Treffer 2011 zu erzielen. Vielleicht wird es auch erst beim 16. Versuch klappen, oder beim 28. Schuss, vielleicht gar nicht. An Chancen wird es ihr und ihrem Team gegen die robusten Australierinnen garantiert nicht mangeln. Die hatten zwar Brasilien am Rande eines Remis, haben gegen Äquatorial-Guinea den größten Schiedsrichter-Klops der Frauenfußball-Geschichte unbeschadet überstanden und gegen Norwegen aus dem zwischenzeitlichen WM-K.o. noch den Einzug in die K.o.-Runde gemacht.
Die traditionell guten Schwedinnen haben in der WM-Vorrunde allerdings einen noch passableren Eindruck hinterlassen als die aufstrebenden Australier: schnelles Kombinationsspiel, körperlich robust, geschlossene Mannschaftsleistung, Chancen im Übermaß, vier Tore, drei Siege, nur ein Gegentreffer und einen Mitkonkurrenten um den WM-Titel besiegt. Ähnlich souverän sind nur Brasilien und Deutschland durch die Vorrunde spaziert, wobei die deutsch-brasilianischen Spaziergänge holpriger waren als gedacht und der des DFB-Teams im Viertelfinale durch einen fatalen Stolperer gegen Japan überraschend beendet wurde.
Zu viele Chancen für ein Tor
Restlos überzeugt haben die Schwedinnen trotzdem nicht, weshalb sich Australien durchaus Außenseiter-Chancen auf das Halbfinale ausrechnen darf. Das liegt auch, aber nicht nur an Lotta Schelins Abschlussschwäche. Die anderen im Team können es nämlich auch nicht besser als die Offensivallrounderin. "Wir brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen": Das hat Schwedens Coach Thomas Dennerby vor dem Turnier als Schwachstelle genannt, und das ist eine Schwachstelle geblieben.

Mit guter Laune ins Viertelfinale: Lydia Williams (links) and Kyah Simon.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine andere ist die Abwehr, zumindest gegen Gegner vom Kaliber USA. Vielleicht auch gegen die offensivstarken, schnell konternden Australier um Torjägerin Lisa da Vanna und die 20-jährige Kyah Simon, die Doppel-Torschützin gegen Norwegen. Schwedens Torhüterin Hedvig Lindahl ist anfällig bei Fernschüssen. Die Viererkette vor ihr ermöglichte den USA zu viele gute Schussgelegenheiten und zweite Bälle, ließ zu viel Raum. Schwedens Glück beim Coup in Wolfsburg war, dass die Amerikanerinnen bei der WM bislang noch verschwenderischer mit ihren Torgelegenheiten umgehen als sie selbst.
Schweden hätte sich mit dem Halbfinal-Einzug für Olympia 2012 qualifiziert, Australien dürfte noch eine andere Motivation haben. Schlagen sie Schweden, wäre im Duell mit Japan - trotz des Coups gegen Deutschland - der Finaleinzug keineswegs nur eine vage Möglichkeit. "Wir sind bereit, uns der Herausforderung zu stellen. Auf jede Gegenwehr werden wir mit 100-prozentigem Einsatz antworten", hat die junge Simon vor dem Duell mit Schweden forsch angekündigt. Ihr Coach Tom Sermanni schiebt die Favoritenrolle trotzdem dem Gegner zu, er findet: "Wir sind vielleicht noch nicht in der absoluten Weltspitze. Aber wir haben gezeigt, in Zukunft können wir große Mannschaften schlagen." Gut möglich, dass die Zukunft schon in Augsburg beginnt.
Quelle: ntv.de