Fußball-WM 2019

Tragisches Ende einer Weltkarriere Prinz geht mit Wut im Bauch

"Frustriert und enttäuscht" war Birgit Prinz darüber, gegen Japan nicht zumindest eingewechselt worden zu sein.

"Frustriert und enttäuscht" war Birgit Prinz darüber, gegen Japan nicht zumindest eingewechselt worden zu sein.

(Foto: dapd)

Die Heim-WM sollte für Birgit Prinz der krönende internationale Abschluss werden. Nun endet das Turnier für Deutschland nicht nur titellos. Die Rekord-Nationalspielerin muss die hilflosen Angriffsbemühungen des Teams gegen Japan auch noch tatenlos von der Bank anschauen und kocht innerlich. Bundestrainerin Silvia Neid und der DFB müssen die Scherben kitten.

Erst platzte der Traum vom Titel-Hattrick, dann auch noch der Kragen von Birgit Prinz: Als die Ikone des deutschen Frauenfußballs als erste deutsche Spielerin nach dem bitteren Aus im WM-Viertelfinale die Mixed Zone betrat, blitzte in den Augen der Rekord-Nationalspielerin statt Tränen nur Wut auf. "Ich bin frustriert und enttäuscht", sagte die 33-Jährige - und rechnete dann mit Bundestrainerin Silvia Neid ab, die ihr einen letzten Auftritt bei der Heim-WM verwehrt hatte.

Statt auf dem Rasen zu stehen, saß Prinz mit einem violetten Reservisten-Leibchen auf der Ersatzbank, als um 23.13 Uhr das 0:1 (0:0) nach Verlängerung gegen Japan und damit ihre Karriere in der DFB-Auswahl abgepfiffen wurde. "Ich habe mich fit gefühlt, ich hätte gerne gespielt, die Trainerin hat anders entschieden", sagte die zweimalige Welt- und fünfmalige Europameisterin und offenbarte durch ihre Wortwahl, dass sich an diesem Abend ein tiefer Graben zwischen den beiden Aushängeschildern des deutschen Frauenfußballs auftat.

Nicht einmal Warmmachen

Denn "die Trainerin" hieß bis zu diesem Zeitpunkt im Prinz'schen Sprachgebrauch immer nur "die Silv". Als Prinz ruhmreiche internationale Karriere 1994 begann, gingen beide noch gemeinsam für Deutschland auf Torejagd. Nun aber ließ Neid ihre ehemalige Mitstreiterin außen vor - statt Prinz, die nicht einmal zum Warmmachen geschickt wurde, wechselte sie in der Schlussphase die junge Alexandra Popp ein.

Auch wenn Neid ein Zerwürfnis mit Prinz bestritt und zur Bestätigung erklärte: "Ich habe heute Morgen kurz mit ihr gesprochen. Sie hat da auch 'Silv' zu mir gesagt." Zumindest am Samstagabend dürfte Prinz die Wechselentscheidung von Neid wie einen Schlag ins Gesicht empfunden haben, schließlich hatte sie sich bis zuletzt Hoffnungen auf einen Einsatz gemacht: "In meinen Augen war das durchaus der Plan. Aber in den Augen der Trainerin anscheinend nicht."

Einwechslung nie ein Thema

Birgit Prinz war dreimal Weltfußballerin, aber als Joker ist sie ungeeignet - findet Bundestrainerin Silvia Neid.

Birgit Prinz war dreimal Weltfußballerin, aber als Joker ist sie ungeeignet - findet Bundestrainerin Silvia Neid.

(Foto: AP)

Neid offenbarte nach dem Spiel, dass eine Prinz-Einwechslung - Ende einer Weltkarriere hin oder her - nie zur Debatte stand: "Birgit ist halt jetzt keine Einwechselspielerin, das wissen wir." Die Statistik bestätigt Neid: Zuletzt war die Rekord-Nationalspielerin am 30. Mai 1999 in einem DFB-Länderspiel eingewechselt worden. In ihren nächsten 156 Länderspielen stand sie dann stets in der Startelf.

Nur: Prinz sah sich offenbar nicht als grundsätzlich ungeeigneten Joker, sie wusste von Neids Gedankenspielen offenbar nichts, was ein grundsätzliches Kommunikationsproblem offenbart. Damit setzte Neid den unrühmlichen Höhepunkt im letzten WM-Kapitel der Erfolgsgeschichte Birgit Prinz. Nach zwei wenig überzeugenden Einsätzen in der Vorrunde fühlte sich die dreimalige Weltfußballerin Prinz so unter Druck und allein gelassen, dass sie ihren Platz in der Startelf anstandslos räumte. Auf ihrer denkwürdigen Pressekonferenz nach der Demontage sagte sie aber auch: "Natürlich wünsche ich mir, noch einmal zu spielen, um einen anderen Eindruck zu hinterlassen."

Abschiedsspiel ist eine Option

Nach dem WM-Aus versuchte Neid, Schadensbegrenzung zu betreiben. "Ich hätte mir auch für sie gewünscht, dass wir noch zwei Spiele gehabt hätten. Es tut mir sehr leid für sie. Das ist natürlich kein schöner Abgang, aber ich kann es nicht ändern", sagte die 47-Jährige, die selbst keine Motivationsprobleme habe und keine Rücktrittsgedanken hege. Neids Vertrag war kurz vor der WM bis 2016 verlängert worden.

Ob es noch zu einem offiziellen und würdigen Abschied und damit einem 215. Länderspieleinsatz von Prinz kommen wird, ist offen. Der DFB wäre laut Präsident Theo Zwanziger zu einem Abschiedsspiel bereit, doch Prinz konnte mit diesem Trostpflaster noch nicht viel anfangen: "Ich glaube, das ist jetzt nicht der richtige Moment, um darüber zu reden."

Quelle: ntv.de, sid

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