Olympisch vorbereitet Freiwillige wittern Chance
30.07.2008, 14:58 Uhr"Das ist vielleicht die Chance meines Lebens", sagt Fu Xiaodan. Die 21-Jährige ist eine von 100.000 freiwilligen Helfern bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Peking. Mehr als eine Million Menschen hatten sich für die begehrten Plätze direkt in der Organisation der Sommerspiele beworben. "Die Spiele sind das erste Mal in China, und ich kann ein Teil davon sein", sagt die Studentin. An ihren meist blauen T-Shirts gut erkennbar, sind die Freiwilligen gut eine Woche vor der Eröffnungsfeier der Spiele am 8. August schon überall in der 17-Millionen-Einwohner-Metropole zu sehen.
Fu Xiaodan arbeitet im Hauptquartier des Organisationskomitees BOCOG an der vierten Ringstraße Pekings. "Sportfunktionäre können bei uns Autos bestellen", erklärt die Studentin ihre Arbeit. Gemeinsam mit 60 anderen Freiwilligen ist sie für die Zuteilung der Wagen des Fuhrparks zuständig. Sie selbst studiert seit zwei Jahren Deutsch und kümmert sich um die Anrufe von deutschsprachigen Interessenten.
Polizisten unterstützen
Im einige Kilometer entfernten Swissotel ist Feng Xujun als Freiwillige im Einsatz. "Wir arbeiten als Dolmetscher an der Hotelauskunft", sagt die 20-Jährige. Die Deutschstudentin hilft dabei unter anderem Journalisten von ARD und ZDF, die in dem Hotel wohnen. Zwölf Stunden dauert ihre Schicht. Eine Stunde muss sie zudem jeden Morgen und Abend mit der U-Bahn zu Arbeit fahren. Dank ihrer Freiwilligenkarte ist dies jedoch kostenlos. "Meist fragen uns die Leute nach dem Weg", sagt die Studentin. Auch an den Sicherheitskontrollen im Hotel muss sie oft übersetzten. "Die Polizisten können nur Chinesisch und dann helfen wir."
Doch nicht nur Chinesen haben sich als freiwillige Helfer für die Spiele gemeldet. Auch Ausländer wie die US-Amerikanerin Lindsey Toler beteiligen sich an der ehrenamtlichen Arbeit. "Ich bin gekommen, um mehr über China zu erfahren", sagt die Journalismusstudentin. Über ihre Universität im US-Bundesstaat Missouri hatte sie von dem Freiwilligenprogramm erfahren. 60 Studierende von ihrer Universität nahmen daraufhin teil und sind seit Anfang Juli in Peking. Zwei Monate werden sie bleiben.
"Im Moment haben wir jeden Tag Training", erzählt die 21-Jährige von ihrer derzeitigen Aufgabe. Während der Spiele soll sie dann Zitate von Sportlern sammeln. Diese werden den Journalisten aus aller Welt für ihre Berichterstattung zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Wochen habe sie jedoch neben der Arbeit auch etwas Zeit gehabt, sich die Hauptstadt anzusehen. "Die Chinesen haben das gut organisiert. Wir haben schon viel von der Stadt gesehen", sagt Toler.
Nachbarschaft sorgt für Sicherheit
Neben den 100.000 olympischen Freiwilligen gibt es weitere 400.000 so genannte Stadtfreiwillige, die an 550 Service-Stationen über die Metropole verteilt arbeiten und den Millionen von Olympia-Besuchern aus China und dem Rest der Welt helfen sollen. Darüber hinaus gibt es sogar noch eine Million "Freiwillige aus der Gesellschaft", wie sie genannt werden. Dazu gehören auch die älteren Damen und Herren vom Wohnblock Zijingzhuangyuan im Nordwesten der Stadt. "Wenn es Probleme gibt, dann helfen wir", sagt eine Frau des Nachbarschaftskomitees, die gerade Dienst schiebt. Insgesamt 160 Anwohner kümmern sich um die Sicherheit in dieser Wohngegend, sollen verdächtige Gestalten sofort den Sicherheitsbehörden melden. Alle tragen die rotweißen Polohemden, die die Pekinger Brauerei "Yanjing Bier" gestiftet hat.
"Hier kennt jeder jeden und da gibt es eigentlich keine Probleme", sagt die ältere Frau. Dadurch bleibe den Wächtern der Nachbarschaft mehr Zeit, gesellschaftliche Aktivitäten wie Bücherlesen oder Kartenspielen für die Anwohner zu organisieren. Für die Spiele sei man jedenfalls gut gerüstet, sagt die Frau vom Nachbarschaftskomitee.
Stephan Scheuer, dpa
Quelle: ntv.de