Fußball-WM 2010

Keine Lust auf's Spiel um Platz drei Elf ergibt sich der Enttäuschung

Wenn es Ihnen so richtig schlecht geht, weil Ihre Lieblingsfußballer ein wichtiges Spiel verlieren, dann fragen Sie doch einen Statistiker. Der findet immer etwas, das Sie aufmuntert. Die gute Nachricht des Tages lautet: Deutschland wird Weltmeister. 2014 – ganz bestimmt. Ansonsten ist die Stimmung bei der DFB-Elf eher trübe, die Lust auf das Spiel um Platz drei hält sich in engen Grenzen.

Nach der Niederlage: Bastian schweinsteiger und Kapitän Philipp Lahm.

Nach der Niederlage: Bastian schweinsteiger und Kapitän Philipp Lahm.

(Foto: AP)

Das Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegen Europameister Spanien (0:1) hat nicht nur die deutschen Fans desillusioniert. Doch es gibt Trost: Die DFB-Elf wird 2014 in Brasilien Weltmeister. Ganz sicher.

Brasilien hat seinen vierten WM-Titel 1994 in den USA errungen, 24 Jahre nach dem dritten Triumph 1970 in Mexiko. Italien feierte 2006 in Deutschland zum vierten Mal - genau 24 Jahre nach dem dritten Coup 1982 in Spanien. Die deutsche Mannschaft war 1990 zum dritten Mal Weltmeister. Nach dem Gesetz der Serie folgt der vierte Titel 24 Jahre später - 2014.

"Größte Kacke, die passieren kann"

Ansonsten aber ist die Stimmung bei den deutschen Spielern in Südafrika eher nicht so gut. Was bei der spielerischen Überlegenheit der souveränen Spanier wenig verwundert. Wie bemerkte Thomas Müller doch so treffend: "Das ist die größte Kacke, die passieren kann, wenn man da oben sitzt und nichts tun kann. Du musst dir das Spiel anschauen, darfst nicht zur Mannschaft auf den Platz, weil du sonst wieder von der Fifa belangt wirst. Das macht keinen Spaß."

Müller durfte im Halbfinale gegen Spanien nicht spielen, weil er beim 4:0 im Viertelfinale gegen Argentinien seine zweite Gelbe Karte bei dieser Weltmeisterschaft sah. Am Mittwochabend saß er in Durban auf der Tribüne und musste zusehen, wie sich seine Mitspieler um Kapitän Philipp Lahm auf dem Rasen des Moses-Mabidha-Stadion in 90 langen Minuten eine einzige Torchance erarbeiteten. Das verbindet ihn mit den Millionen Fans, die in der Heimat mitlitten.

Immerhin ein finanzielles Trostpflaster

Das wird es Müller wenig getröstet haben, dass er und seine Kollegen im Gegensatz zu den Fans wenigstens ein finanzielles Trostpflaster bekommen. Wobei Trostpflaster eher tiefgestapelt ist. Jeder Akteur hat durch den Einzug ins Halbfinale 100.000 Euro verdient. Für das Erreichen des Endspiels am Sonntag in Johannesburg wären es 150.000 Euro gewesen, für den vierten WM-Titel sogar 250.000 Euro pro Akteur. Im Vergleich dazu erhalten die im Halbfinale siegreichen Spanier 550.000 Euro für den möglichen WM-Titel.

Jetzt geht es für die deutsche Mannschaft und ihren Trainer Joachim Löw darum, das Turnier mit Anstand zu Ende zu bringen. Denn vor der für Sonntag geplanten Heimreise steht noch am Samstag ab 20.30 Uhr in Port Elizabeth das Spiel gegen die Uruguayer, die ihr Halbfinale mit 2:3 gegen die Niederlande verloren hatten. Und wie bemerkte Kapitän Philipp Lahm doch so treffend: "Auf das Spiel um Platz drei habe ich überhaupt keine Lust." Das ist zum einen nicht völlig unverständlich. Und zum anderen sei um der Fairness willen erwähnt, dass er das direkt nach dem verlorenen Halbfinale gesagt hat.

Die Fans jedenfalls sind auch nicht wirklich heiß auf dieses Spiel im 42.486 Zuschauer fassenden Nelson-Mandela-Bay-Stadion, das euphemistisch auch Kleines Finale genannt wird. Wie der Weltverband Fifa mitteilte, gibt es noch 2700 Eintrittskarten.

Spiel um die Goldene Ananas

Vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland hatten es der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein Team noch geschafft, diese Partie um die Goldene Ananas zu einem Ereignis zu stilisieren. Die deutsche Mannschaft schlug Portugal mit 3:1 und feierte mit den Zuschauern in Stuttgart ein schönes Abschlussfest. Vom gefühlten Weltmeister war gar die Rede, am nächsten Tag ging es weiter nach Berlin, wo sich Spieler und Trainer auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor noch einmal feiern ließ.

Das wird nach diesem Turnier nicht passieren - obwohl die junge deutsche Mannschaft vor allem mit ihren grandiosen Siegen im Achtelfinale gegen England (4:1) und im Viertelfinale gegen Argentinien (4:0) durchaus Anlass zur Freude bereitet hat. Nur im Halbfinale waren die Spanier einfach besser. Oder wie Torhüter Manuel Neuer sagte: "Uns hat ein bisschen der Mut gefehlt." Was noch fehlt, ist dementsprechend die Lust auf eine Feier.

Jetzt nur noch in den Urlaub

Der Mannschaftsrat hatte sich schon vor dem Halbfinale gegen einen Empfang in Berlin ausgesprochen, falls man nicht in das Endspiel einziehe. Nach derzeitigem Stand kehrt der DFB-Tross am frühen Sonntagmorgen noch einmal ins Mannschaftshotel Velmore Grande vor den Toren Pretorias zurück.

Dort ist für Sonntagvormittag eine Abschlusspressekonferenz mit DFB-Präsident Theo Zwanziger geplant. Für Sonntagabend ist der Rückflug von Johannesburg nach Frankfurt am Main vorgesehen. Nach der Ankunft am Montagmorgen in der Hessen-Metropole verabschieden sich Spieler, Trainer- und Betreuerstab in den Urlaub. Den können sie in Ruhe genießen. Schließlich werden sie 2014 Weltmeister.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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