Chip, Chip, hurra! Fifa-Chef plant Revolution
29.06.2010, 14:18 UhrNach mehreren krassen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bei der Fußball-WM in Südafrika geschieht ein kleines Wunder. Der Weltverband kündigt an, zumindest einem Chip im Ball doch eine Chance zu geben. Sagt Fifa-Chef Joseph Blatter. Zumindest wollen sie drüber reden.

Der war doch drin! Englands Wayne Rooney diskutiert mit dem uneinsichtigen Linienrichter.
(Foto: REUTERS)
Die ganze Welt redet über die Fehler der Schiedsrichter bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Das ist offenbar nun auch dem Präsidenten des Weltverbandes aufgefallen. Und flugs erklärt Joseph Blatter das Thema zur Chefsache und kündigt einschneidende Reformen noch in diesem Jahr an. Das ist eine mittlere Sensation.
Nach dem Achtelfinale der deutschen Mannschaft gegen England (4:1 hatte Blatter noch strikt die bisherige Linie der Fifa vertreten und sich gegen technische Hilfsmittel für die Unparteiischen ausgesprochen. "Wir müssen mit Fehlern leben, der Fußball muss sein menschliches Gesicht wahren. Solange ich Präsident bin, wird es das nicht geben."

Und hier der Beweis.
(Foto: REUTERS)
Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay hatte ein klares Tor des Engländers Frank Lampard nicht gegeben, obwohl der Ball 40 Zentimeter hinter der Linie aufgesprungen war. In der Partie Argentinien gegen Mexiko (3:1) übersah der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti beim 1:0 eine klare Abseitsstellung des argentinischen Torschützen Carlos Tevez.
"Wir müssen dieses Thema diskutieren"
Zwei Gründe dafür, dass Blatters Technikskepsis schwindet. Spät, aber immerhin. Schließlich wird der Druck auf die Regelhüter immer größer. "Das ist ein großes Thema. Die Zukunft des internationalen Fußballs ist mit der Kontrolle des Spiels verbunden", sagte Blatter. "Es wäre unsinnig, sich darüber keine Gedanken zu machen. Wir müssen dieses Thema wieder diskutieren."
Auf das laufende Turnier haben seine Ankündigungen allerdings keine Auswirkungen. "Wir können nicht für zehn Spiele etwas ändern." Allerdings sollen zehn Tage nach dem WM-Finale von Johannesburg die Fußball-Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) in Cardiff über den Chip im Ball und andere Reformen debattieren. Also erst einmal drüber reden. "Im Oktober, November werden wir dann ein neues Modell hervorbringen, mit dem das Spitzen-Schiedsrichterwesen verbessert wird." Wie das aussehen soll, sagte Blatter allerdings nicht.
Videobeweis wohl nicht, Chip eher doch
Was bleibt, ist die Exegese der Worte des Präsidenten. Es deutet viel darauf hin, dass Blatter einen Video-Beweis weiterhin ablehnt. Zumindest sagte er: "Schiedsrichter-Fehler kann man auch mit 100 Kameras nicht verhindern." Der Chip im Ball, der dem Referee signalisiert, dass das Spielgerät im Tor ist, dürfte hingegen ein Thema sein.
Bis es so weit ist, bittet Blatter bei den Verbänden Englands und Mexikos um Entschuldigung. "Ich habe ihnen gesagt: Es tut mir leid, was geschehen ist." Und er setzt aufs Prinzip Hoffnung. "Wir haben offensichtliche Fehler gesehen. Aber es ist nicht das Ende des Wettbewerbs und nicht das Ende des Fußballs." Das WM-Finale am 11. Juli in Johannesburg findet also statt. Nur halt ohne Mexiko und England.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid