Fußball-WM 2010

Der größte Erfolg der WM-Geschichte Japan oder Paraguay vor Ruhm

Paraguay oder Japan? Einem der beiden Teams ist ein Eintrag in die Fußball-Geschichtsbücher gewiss. Der erste Einzug in ein WM-Viertelfinale könnte den Profis in der Heimat zu Ruhm und Ehre verhelfen.

Zuneigung und Respekt des ganzen Volkes: Roque Santa Cruz hat das Gefühl, "in einer historischen Epoche" zu sein.

Zuneigung und Respekt des ganzen Volkes: Roque Santa Cruz hat das Gefühl, "in einer historischen Epoche" zu sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fußballfieber in Tokio, Ausnahmezustand in Asunción - aber beim Achtelfinale zwischen Japan und Paraguay blickt auch der Rest der Fußball-Welt nach Pretoria. Im Achtelfinale (heute 16.00 Uhr/live bei ARD, Sky und im n-tv.de Livestream) können beide Teams WM-Geschichte schreiben. Niemals zuvor standen die "Blue Samurai" oder die "Guaranis" in der Runde der letzten acht Mannschaften. Die unglaubliche Euphorie in der Heimat empfindet Paraguays Stürmer Roque Santa Cruz als Ansporn und Verpflichtung zugleich: "Wir sind in einer historischen Epoche. Alles was unter Viertelfinale ist, ist zu wenig für uns." Nicht minder selbstbewusst gab sich Japans Trainer Takeshi Okada am Vorabend des Spiels: "Wenn wir hundert Prozent von dem zeigen, was wir können, bin ich sicher, dass wir gewinnen."

"Trikots mit Hingabe durchgeschwitzt"

Die WM schlägt die Fans, aber auch die Spitzenpolitiker beider Nationen in ihren Bann. "Das ganze Land zieht aus dieser Leistung Stolz und Energie", lobte Japans Premierminister Naoto Kan. Noch pathetischer sprach Paraguays Staatspräsident Fernando Lugo über den Achtelfinal-Einzug: "Das Volk will mit dieser Nachricht alle Spieler umarmen, die ihre Trikots mit Hingabe durchgeschwitzt und sich die Zuneigung und den Respekt aller erarbeitet haben." Für den Fall weiterer Heldentaten stellte er einen Besuch in Aussicht: "Wenn sie ins Halbfinale oder ins Finale kommen, werde ich ernsthaft darüber nachdenken, hinzufahren."

Was würden die Fans DAFÜR geben: Roque Santa Cruz' Schuhe.

Was würden die Fans DAFÜR geben: Roque Santa Cruz' Schuhe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Anders als in den Jahren 1986, 1998 und 2002 soll das Achtelfinale für das Team um die Bundesliga-Legionäre Lucas Barrios, Nelson Valdez (beide Borussia Dortmund) und Jonathan Santana (VfL Wolfsburg) nicht die Endstation sein. "Noch haben wir Paraguay keinen Ruhm beschert. Wir wollen mehr", sagte Trainer Gerardo Martino am Montagabend. Der Sieg in der Gruppe F weit vor dem schon ausgeschiedenen Weltmeister aus Italien schürte in Paraguay die Hoffnung auf mehr. Doch Routinier Denis Caniza, der seine bereits vierte WM bestreitet, warnte vor allzu großem Übermut. "Wenn wir Geschichte schreiben wollen, haben wir noch nichts erreicht. Erst jetzt kommt die wichtigste Phase des Turniers."

Noch nie gegen Südamerika gewonnen

Diesmal muss Paraguay nicht gegen Fußball-Großmächte wie England (1986), Frankreich (1998) oder Deutschland (2002) antreten, sondern geht als Favorit in die Partie gegen den in der FIFA-Weltrangliste um 15 Plätze schlechter eingestuften Gegner. Zudem hat Japan noch nie ein WM-Spiel gegen Südamerikaner gewonnen.

Der vermeintliche Außenseiter, der bisher vor allem durch sehenswerte Freistoßtore und immense Laufarbeit von sich reden machte, gibt sich ungewöhnlich forsch. "Wir sind hier noch lange nicht fertig", meinte Japans Kunstschütze Keisuke Honda, von dem sich Trainer Okada "wieder entscheidende Tore erwartet".

Japans Hoffnungen liegen vor allem auf dem da: Keisuke Honda.

Japans Hoffnungen liegen vor allem auf dem da: Keisuke Honda.

(Foto: REUTERS)

Vor allem das 3:1 im letzten Gruppenspiel über Dänemark sorgte für Rückenwind. Okadas mutige Zielsetzung vor dem WM-Start, das Halbfinale ins Visier zu nehmen, wird mittlerweile nicht mehr belächelt. Auch Mittelfeldspieler Makoto Hasebe glaubt an Japans Chance. "Wir wollen auch gegen Paraguay gewinnen", sagte der gegen Paraguay als Kapitän auflaufende Hasebe.

Die Kritik an Okadas Arbeit nach vier Testspiel-Niederlagen vor der WM ist längst in Respekt umgeschlagen. "Gott, Buddha und Seine Hoheit Okada" titelte die Zeitung "Nikkan Sports" voller Euphorie. Nach dem WM-Aus von Südkorea gegen Uruguay sieht der Fußball-Lehrer sein Team ganz besonders in der Pflicht: "Als einzige verbliebene asiatische Mannschaft müssen wir jetzt mit Stolz spielen." Diese Botschaft des Trainers hat Verteidiger Yuji Nakazawa längst verinnerlicht: "Ich bin hungriger als jemals zuvor."

Quelle: ntv.de, Heinz Büse und Michael Rossmann, dpa

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