Lachnummer der WM Green kostet England den Sieg
12.06.2010, 22:39 UhrEin Spiel hat England bei der WM absolviert und schon versinkt das Fußball-Mutterland in einer Torwartdebatte. In der Auftaktpartie gegen die USA lenkt sich Torwart Robert Green einen harmlosen Fernschuss selbst ins Tor. Englands frühe Führung ist dahin - und bleibt es bis zum Abpfiff.
Pannen-Keeper Robert Green hat Englands selbsternannten Titelanwärtern bei der Fußball-WM gleich zum Auftakt einen Dämpfer versetzt. Nach einem kapitalen Aussetzer ihres Schlussmanns mussten sich die insgesamt zahnlosen "Three Lions" in Rustenburg mit einem 1:1 (1:1) gegen die forschen US-Amerikaner begnügen. Clint Dempseys harmloser Schuss rutschte WM-Debütant Green in der 40. Minute durch die Hände und trudelte zum Ausgleich über die Torlinie. Mehr als das frühe Führungstor von Steven Gerrard (4.) brachte der schwache Favorit vor 38.646 Zuschauern beim Turnier-Einstieg nicht zustande.
"Natürlich wollten wir gewinnen, aber es ist auch immer wichtig, dass man das erste Spiel nicht verliert. So können wir in der Gruppe C noch immer auf sieben Punkte kommen", sagte der englische Kapitän Gerrard, der seine Enttäuschung freilich nur schlecht hinter Worthülsen verbergen konnte. Trotz des "dummen Gegentreffers" wollte er Torwart-Pechvogel Green "nicht kritisieren", er forderte: "Wir müssen ihn nun unterstützen, dann wird er sicher stärker werden." Der zum "Spieler des Spiels" gekürte US-Keeper Tim Howard war mit dem Teilerfolg und dem Auftritt seines Teams zufrieden: "Die Leistung hat gestimmt. Das gibt uns Hoffnung für den weiteren Turnier-Verlauf."
Englands Abwehr wackelt
Wie angekündigt lüftete Englands Coach Fabio Capello erst kurz vor dem Anpfiff das Geheimnis um seine Aufstellung. Er gab im Tor Green vor "Oldie" David James und überraschend im linken Mittelfeld James Milner vor Joe Cole den Vorzug. Mit seiner Last-Minute-Nominierung hatte der italienische Coach die Engländer offensichtlich so richtig heiß gemacht. Denn sie legten los wie die Feuerwehr - und schon der erste sehenswerte Angriff führte zur Führung. Kapitän Gerrard spielte wunderschön Doppelpass mit Emile Heskey und schob den Ball dann eiskalt zu seinem 17. Länderspiel-Treffer ein.
In der Folge zeigten die Briten in der Defensive einige Schwächen, die die nach dem frühen Rückstand recht forsch zu Werke gehenden US-Amerikaner um die Bundesliga-Legionäre Steven Cherundolo, Michael Bradley und Ricardo Clark jedoch nicht zu nutzen vermochten. Jozy Altidore (19.) und Oguchi Onyewu (26.) vergaben gute Chancen durch Kopfbälle, bei denen sich Englands Hintermannschaft unerwartet anfällig zeigte.
Dann half Pechvogel Green kräftig mit: Er ließ Dempseys harmlosen Linksschuss durch die Hände rutschen und setzte damit die "schwarze Serie" des Fußball-Mutterlandes auf der Problemposition zwischen den Pfosten fort. Somit erwiesen sich beide Entscheidungen Capellos schnell als unglücklich. Denn zuvor hatte der mittlerweile an der Seitenlinie tobende Coach den gegen die flinken Gegner indisponierten und bereits mit Gelb verwarnten Milner schon wieder vom Feld geholt.
2. Halbzeit stirbt den Chancentod
Nach der Pause versuchten die Engländer, für mehr Impulse aus dem Mittelfeld zu sorgen und den in der Luft hängenden Stürmerstar Wayne Rooney endlich mal in Szene zu setzen. Dessen Nebenmann Heskey zog freistehend von der Strafraumgrenze ab, aber der starke US-Keeper Tim Howard reagierte den unplatzierten Schuss ebenso glänzend (51.) wie später gegen Frank Lampard (63.). Doch auch der von Landon Donovan oft gut in Szene gesetzte und weiter spritzig wirkende Confed-Cup-Finalist von 2009 blieb gefährlich. So konnte auch Green seine Klasse unter Beweis stellen, als er Altidores Schuss aus Nahdistanz reaktionsschnell an den Pfosten lenkte (64.).
Nun wogte das Spiel hin und her. Rooney (74.) und Shaun Wright-Phillips (75.), der in Howard seinen Meister fand, hatten das zweite Tor für England auf dem Fuß. In der Schlussphase brachte Capello auch noch Stürmer Peter Crouch, doch auch dem Zwei-Meter-Mann gelang nicht der ersehnte Siegtreffer für den Favoriten.
In der nächsten Partie gegen Algerien stehen die Engländer nun bereits unter Druck. Sorgen bereitet nicht nur die Torwartposition, sondern auch Innenverteidiger Ledley King. Er zog sich gegen die USA eine Leistenverletzung zu und musste schon zur Pause ausgewechselt werden. Für das zweite Gruppenspiel am Freitag ist er fraglich. "Wir hoffen, dass er dann wieder dabei ist", kommentierte Nationaltrainer Fabio Capello die Verletzung. King-Ersatz Jamie Carragher hatte sich in der zweiten Halbzeit gegen die USA als Unsicherheitsfaktor erwiesen.
Quelle: ntv.de, dpa