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Werft die Vuvuzelas aufs Feld! Südafrika erwägt Verbot

Schon schön - aber auch ganz schön laut.

Schon schön - aber auch ganz schön laut.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Löw setzt auf Zeichensprache, Frankreichs Kapitän Evra kann nachts nicht schlafen, viele Fans vor dem Fernseher und die Sender sind genervt - doch ein Verbot der Vuvuzelas ist nicht in Sicht. Es sei denn, sie würden auf den Platz geworfen.

Nach den heftigen Beschwerden über die höllisch lauten Vuvuzelas erwägt das Organisationskomitee der Fußball-WM ernsthaft ein Verbot - allerdings nur für den Fall, dass die Tröten als Wurfgeschosse eingesetzt werden. "Wir haben immer gesagt, wenn welche aus Wut auf dem Platz landen, dann werden wir handeln", sagte OK-Chef Danny Jordaan der BBC.

Diese junge Dame trötet für Ghana.

Diese junge Dame trötet für Ghana.

(Foto: REUTERS)

Der französische Kapitän Patrice Evra hatte den Tröten die Schuld am schlechten Abschneiden seiner Mannschaft gegen Uruguay gegeben: "Wir können wegen der Vuvuzelas nachts nicht schlafen. Die Leute fangen schon um sechs Uhr morgens an, darauf zu spielen." Auf dem Platz könne man sich nicht verständigen.

Dass allerdings dürfte für ein Verbot nicht ausreichen. Jordaan machte klar, dass er davon ausgeht, dass die Debatte um die Vuvuzelas weitergeht. "Wir haben schon versucht, da etwas Ordnung reinzubringen", sagte er. "Wir haben darum gebeten, während der Nationalhymnen und Stadionansagen auf den Gebrauch zu verzichten. Es gab einige Beschwerden, und wir sind dabei, diese zu prüfen."

"Teil dieser WM"

Ein Kurswechsel ist das nicht. "Die Vuvuzela ist ein Teil dieser WM", hatte Jordaan schon vor dem Start der Weltmeisterschaft verkündet - und zugleich betont, dass die Vuvuzelas beim Erklingen der Nationalhymnen und bei Ansprachen schweigen müssten. Unklar blieb, wie die FIFA dies hehre Anliegen bei den wenig disziplinierten Fans umsetzen will. Nur wenn Vuvuzelas als Wurfgegenstände benutzt würden, drohe ein Verbot, hatte Jordaan Anfang des Monats gesagt.

In dem BBC-Interview erklärte Jordaan, er selbst sei kein Fan der bunten Plastik-Trompeten. "Sprechchöre wären mir lieber. Sie haben immer für eine wunderbare Atmosphäre gesorgt. Ich würde am liebsten alle Fans auffordern, zu singen. Das haben wir auch getan, als es darum ging, gegen die Apartheid zu kämpfen. In unserer Geschichte war es stets die Fähigkeit zu singen, die Inspiration für uns war." Jordaan war zur Zeit der Rassentrennung Anti-Apartheids-Aktivist.

"Trompete des Teufels"

Seit Beginn der Weltmeisterschaft häufen sich die Beschwerden von Fans, Trainern, Spielern und Fernsehanstalten. "Die Trompete des Teufels", schrieb die spanische Zeitung "El Pais". "El Observador" aus Uruguay berichtete von einer "Tortur für die Ohren". Die Vuvuzela beweise "wieder einmal die unbegrenzte Fähigkeit des Menschen, sich selbst das Leben zur Hölle zu machen".

Ein deutscher und ein australischer Fußballfan auf einem Fanfest in Durban.

Ein deutscher und ein australischer Fußballfan auf einem Fanfest in Durban.

(Foto: dpa)

Die TV-Sender suchen nach einer technischen Lösung. "Diesen Dauerton kriegen wir nicht weg. Solange Vuvuzelas in allen Stadien sind, lässt sich das nicht verhindern", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz: "Wir setzen jetzt die sogenannten Lippenmikrofone ein, die weniger von den Außengeräuschen einfangen. Sonst sind uns aber die Hände gebunden, denn wir bekommen ein fertiges Signal. Der einzige Punkt ist, die Tröte zu verbieten."

Löw macht Zeichensprache

Kommunikation zwischen Trainern und Spielern oder gar mit dem Sitznachbarn im Stadion ist ein Ding der Unmöglichkeit. "Wir haben schon im Training gemerkt, dass nur eine Vuvuzela Höllenlärm macht. Die Spieler müssen das erleben. Ich brauche von der Seitenlinie im Spiel gar nicht hereinzurufen, da hört mich keiner. Ich werde mit Zeichensprache arbeiten", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der dänische Nationaltrainer Morten Olsen will "einfach das Hörgerät ausschalten".

DFB-Präsident Theo Zwanziger dagegen empfindet die Tröte, die mit 120 Dezibel lauter ist als eine Kettensäge, "nicht als schlimm oder gar störend". Man müsse sich den afrikanischen Gepflogenheiten anpassen - "hier gehören die Vuvuzuelas zum Spiel wie in Deutschland die Schlachtgesänge der Fans. Wenn man sich positiv auf diese etwas ungewohnten Geräusche einlässt, kann das sogar ein Spaß sein."

Quelle: ntv.de, hvo/sid

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