Keine Live-Bilder von der WM Nordkorea guckt in die Röhre
04.06.2010, 13:44 Uhr
Technisch gesehen hätte Nordkorea die Möglichkeit, WM-Bilder zu übertragen.
(Foto: dpa)
In Südkorea freuen sich Fußball-Fans auf Public Viewing und Live-Übertragungen in 3D im Kino. Die Nordkoreaner müssen wohl auf Bilder aus Südafrika verzichten.
Neue politische Spannungen gefährden die Übertragungen der Fußball-WM in dem weitgehend isolierten Nordkorea. Die Verhandlungen zwischen dem südkoreanischen Sender SBS - dem einzigen Rechteinhaber für die WM-Übertragung auf der ostasiatischen Halbinsel - und Nordkorea über die direkte Weitergabe von WM-Bildern aus Südafrika sind den politischen Konflikten zum Opfer gefallen.
Ob die Nordkoreaner jedoch völlig im Dunkeln sitzen müssen, wenn zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder eine eigene Mannschaft an einem WM-Turnier teilnimmt, ist noch unklar. Technisch gesehen hätte Nordkorea durchaus die Möglichkeit, WM-Bilder über Satellitenantennen zu übertragen, sagt der Leiter der Abteilung für den innerkoreanischen Austausch und Kooperation bei SBS, Yang Chul Hoon. "Wir wissen, dass Nordkorea auch ohne Erlaubnis Spiele übertragen kann." Das hätten sie auch schon früher gemacht. Vor vier Jahren hatte Südkorea im Zuge der "Sonnenscheinpolitik" der damaligen Regierung noch großzügig die Rechnung für die Übertragung von aufgezeichneten WM-Spielen in dem verarmten Nachbarland übernommen.
U-Boot-Streit beendet TV-Kooperation
Seit der WM 2006 sind die Fernsehanstalt und Nordkorea in Kontakt, um die Bedingungen für die Übertragung für dieses Jahr zu erörtern. Unterhändler beider Seiten trafen sich zweimal in Peking - einmal im Rahmen der Olympischen Spiele 2008 und dann im Januar dieses Jahres. Eigentlich sollten die Gespräche im April und Mai fortgesetzt werden. Selbst über die Bedingungen war man sich prinzipiell einig. "Wir verlangten, in Zukunft Berichte aus Nordkorea machen zu können. Und Nordkorea war damit im Prinzip einverstanden", sagt Yang. Bei den geplanten Gesprächen sollten die nächsten Schritte erörtert werden.
Doch der Konflikt um den Untergang eines südkoreanische Marineschiffes Ende März im Gelben Meer machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Nach südkoreanischen Angaben wurde das Schiff von einem nordkoreanischen U-Boot versenkt. Nordkorea bestreitet dies. Auf eine Reihe von Strafmaßnahmen durch Seoul erklärte Nordkorea am 25. Mai den Abbruch aller Beziehungen.
Seoul interveniert
Damit hätten sich weitere Verhandlungen zwischen dem Sender und Nordkorea von selbst erledigt. Doch schon nach dem Schiffsuntergang wurde bald klar, dass die Gespräche nicht mehr fortgesetzt werden können. Der Sender wollte erst abwarten, wie sich die Lage entwickelt. SBS hätte die Regierung ohnehin um eine Genehmigung für die Übertragung von WM-Bildern nach Nordkorea bitten müssen. Doch seit die Spannungen hochkochen, wäre es auch dazu wohl nicht mehr gekommen. Seoul hatte bereits zuvor interveniert. "Die Regierung hat uns ihre Position übermittelt, wonach es unangemessen sei, dass SBS WM-Spiele direkt nach Nordkorea überträgt", sagt Yang.
Südkoreanische Zeitungen hatten unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtet, dass Seoul bereits beschlossen habe, Nordkorea solle keine WM-Bilder erhalten, solange es nicht dafür bezahle. Damit solle Nordkorea den Preis für seine "Provokationen" zahlen. Yang bedauert, dass es zu keinem Abschluss gekommen ist. "Doch wir respektieren das nationale Interesse und die öffentliche Meinung." Danach wolle sich der Sender auch bei künftigen Gesprächen mit Nordkorea richten.
Quelle: ntv.de, Dirk Godder, dpa