Den Taschenrechner will Serbiens Trainer Radomir Antic im Schrank lassen. Seine Kalkulation ist schlicht: Ein Sieg gegen Australien, und Marko Pantelic & Co. stehen im Achtelfinale. Doch auch der Außenseiter glaubt noch an sich - und appelliert an die Nation.

"Adler" gegen "Aussies", Achtelfinale oder Abreise: Vor dem Vorrunden-Ballyhoo sind bei Deutschland-Schreck Serbien Rechenspiele verboten. "Unsere Kalkulation ist ein Sieg. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass ein Sieg unser Imperativ ist", sagte Trainer Radomir Antic vor der kurzen Flugreise von Johannesburg nach Nelspruit. In der beschaulichen Stadt am Rande des weltberühmten Krüger-Nationalparks will sich der Balkanstaat bei seiner ersten WM-Teilnahme als eigenständige Nation in die Statistiken schießen und mit einem Erfolg gegen Australien die K.o.-Runde erreichen.

Der Außenseiter appellierte vor seiner "Mission (beinahe) impossible" pathetisch an die Landsleute in der fernen Heimat. "Die Nation darf uns nicht im Stich lassen", flehte Kapitän Lucas Neill. "Das könnte ein Spiel werden, das in die Geschichte eingeht." Dafür allerdings sind die "Socceroos" auf Ergebnis-Hilfe aus dem Soccer City Stadion von Johannesburg angewiesen. "Wir wollen entgegen allen Erwartungen weiterkommen", sagte Regisseur Tim Cahill, der nach seiner Rot-Sperre zurückkehrt und "heiß auf einen Einsatz" ist.

Australien drückt Ghana die Daumen

Der Achtelfinalist von 2006 zieht in die Runde der besten 16 ein, wenn Serbien geschlagen wird und Ghana zeitgleich gegen Deutschland gewinnt. "Wir sind jetzt alle für Ghana", erklärte Dario Vidosic, zuletzt vom 1. FC Nürnberg an den MSV Duisburg ausgeliehen. Die Tordifferenz-Theorien mit dem Aufholen von fünf Treffern auf Ghana (bei Deutschland-Sieg) oder sieben auf Deutschland (bei Remis zwischen Deutschland und Ghana) sind nicht mehr als Fantastereien.

"Mit dem anderen Spiel müssen wir uns nicht beschäftigen", betonte Antic mit einem schelmischen Grinsen. Der ehemalige Coach von Real Madrid und vom FC Barcelona hat zwar auch eine Rechnung aufgemacht, allerdings die denkbar einfachste: Ein Sieg (ab 20.30 Uhr im n-tv.de-Liveticker) im Mbombela Stadion - und das Ergebnis der Parallelpartie zwischen Deutschland und Ghana kann dem 61-Jährigen herzlich egal sein. Die theoretische Möglichkeit, auch mit einem Unentschieden weiterkommen zu können, findet in Antic' Kalkül keinen Platz.

Antic selbstbewusst

"Wir wissen, was wir zu tun haben. Wir haben genug Selbstvertrauen, die nächste Runde zu erreichen. Wir glauben an uns", berichtete der Wahl-Spanier mit Wohnsitzen in Marbella und Madrid. Das Kollektiv sei heute die große Stärke dieser Mannschaft, erklärte Antic, der sich auch nach dem 1:0 gegen die DFB-Elf strikt weigerte, einzelne Protagonisten wie den überragenden Torhüter Vladimir Stojkovic oder Torschützen Milan Jovanovic herauszuheben.

Sein nach der WM scheidender Trainerkollege Pim Verbeek sprach sich und dem vermeintlichen Underdog von Down Under Mut zu. "Wir haben das Selbstvertrauen, Tore zu schießen", sagte der Niederländer vor dem Anschlusstraining im Mbombela-Stadion. "Serbien hat ein gutes Team mit exzellenten Spielern. Aber wenn wir wie gegen Ghana spielen, können wir gewinnen", meinte Torwart Mark Schwarzer - wohl wissend, dass das alleine noch nicht unbedingt reichen wird.