Gruppe B: Argentinien im Porträt Der neue Messias kommt
27.05.2010, 19:20 UhrSeit Diego Maradona die Argentinier 1986 zum WM-Sieg führte, träumt das Land von einer neuen Figur seiner fußballerischen Größe. Und jetzt das: Der alte Messias Maradona als Trainer, der neue Messi(as) auf dem Feld - da stören auch persönliche Rachefeldzüge, Dispute mit anderen Spielern oder Sperren der FIFA nicht.
Das Aufatmen nach Argentiniens dramatischer Qualifikation zur Fußball-WM-Endrunde in Südafrika wehte hinüber bis nach Kapstadt. Schließlich durfte der von Superstar Lionel Messi angeführte Weltmeister von 1978 und 1986 nicht beim Stelldichein der großen Fußball-Nationen fehlen. Gefeiert wurde aber auch die Rückkehr von Diego Maradona auf die WM-Bühne, die er 1994 in den USA mit einer positiven Dopingprobe auf das stimulierende Ephedrin auf so unrühmliche Weise verlassen hatte. Doch selbst von der Trainerbank wird der 49-Jährige sicherlich das Seine zum Spektakel beitragen.
Rachefeldzug statt Freude
Als Argentiniens Idol am 4. November 2008 die Gauchos übernahm, fiel mit den Länderspielsiegen in Schottland (1:0) und Frankreich (2:0) kurzzeitig wieder Glanz auf die Seleccion. Die groß angekündigte Säuberung des "mit Dreck überzogenen Rolls-Royce", wie er sein Team damals nannte, fand jedoch nicht statt. Vier Triumphe in den Eliminatorias unter Maradona stehen auch vier Niederlagen gegenüber. Darunter die 1:6-Klatsche in der Höhe Boliviens und das 1:3 daheim gegen Erzrivalen Brasilien. Selbst Siege wie das 2:1 gegen Peru durch ein irreguläres Tor in der Nachspielzeit hatten bitteren Beigeschmack.

Der 1:0-Sieg im Testspiel gegen Deutschland brachte Diego Maradona etwas Ruhe.
(Foto: picture alliance / dpa)
Und als pure Freude nach dem 1:0 im "Endspiel" in Uruguay und die damit vermiedenen Play-offs gefragt war, startete der in die Kritik geratene Messias mit obszönen Schimpftiraden einen unverständlichen Rachefeldzug gegen die Medien. Der Denkzettel kam vom Weltverband FIFA in Form einer zweimonatigen Sperre. "D10s", geformt aus seiner Spielmacher-Nummer 10 und dem spanischen Wort für Gott (Dios), verwirrte mit undurchdacht wirkenden Wechseln von Personal und Taktik, verirrte sich zudem in Machtkämpfen; gegen den Verbandspräsidenten Julio Grondona, gegen Fußballdirektor Carlos Bilardo oder sogar gegen Spieler.
Heilsbringender Messi(as)
Spielmacher Juan Roman Riquelme verweigert dem Cheftrainer die Zusammenarbeit. Die Last der tragenden Figur fiel auf Lionel Messi. Doch obwohl der 22-Jährige vom spanischen Champions-League-Sieger FC Barcelona alle WM-Qualifikationsspiele mitgemacht hat – wirklich entscheidend griff er in keines ein. Auf der Zielgeraden der Eliminatorias mussten gar die in der Heimat tätigen Profis für die hochbezahlten Europa-Legionäre die Kastanien aus dem Feuer holen. Gegen Peru schoss der reaktivierte Martin Palermo von den Boca Juniors den erlösenden Treffer. In Montevideo funktionierte Maradonas "Hand Gottes" bei der Einwechslung von Siegtorschützen Mario Bolatti, der beim CA Huracan spielt.
Doch am Kap der Guten Hoffnung soll alles besser werden. Der Anfang wurde beim 1:0 am 3. März in München gegen Deutschland gemacht. Und nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Messi in Barcelona war sich Maradona sicher: "In Südafrika endet die Polemik. Messi wird die WM gewinnen. Und alle müssen erkennen, dass der Beste in unserem Land geboren ist."
Quelle: ntv.de, Heiner Gerhardts, sid