Gruppe E: Niederlande im Porträt Oranjer schlagen sich selbst
27.05.2010, 19:20 UhrWenn BBC-Experte Gary Lineker recht behält, brauchen die Holländer bei der WM in Südafrika keinen Gegner. Seiner Meinung nach schlagen sich die Oranjer einfach selbst. Den Gruppenrivalen wäre es recht. Doch so leicht wird es das Allstar-Team von Coach Bert van Marwijk der Konkurrenz wohl nicht machen.
Als offizielles Ziel für Südafrika gilt das WM-Halbfinale, insgeheim aber träumt Oranje weiter vom ersten großen Titel seit dem Gewinn der Europameisterschaft 1988. "Unser Anspruch muss es sein, das Höchste zu erreichen. Wir haben den Ehrgeiz, das zu schaffen", sagte Bondscoach Bert van Marwijk nach der überzeugenden WM-Qualifikation. Erstmals in der Verbandsgeschichte sicherte sich Oranje das WM-Ticket mit weißer Weste, also ohne Niederlage.
Eine Favoritenrolle wollen die Niederlande trotzdem nicht übernehmen. Zu nah sind noch die Erinnerungen an den schmerzhaften EM-K.o. im Viertelfinale 2008, als die Elftal mit attraktivem Fußball die Herzen der Zuschauer eroberte und trotzdem an Russland scheiterte. Englands Fußball-Idol Gary Lineker hatte als BBC-Experte recht behalten: "Vor Oranje muss sich niemand fürchten. Die schalten sich, so wie immer, selbst aus."
Weltklasse ohne Gratisreisen
Doch van Marwijk hat aus den Fehlern seines unerfahrenen Vorgängers Marco van Basten gelernt. So wird es unter dem ehemaligen Dortmunder Coach anders als bei der WM 2006 und der EM vor zwei Jahren keine Gratisreisen für die Freundinnen und Ehefrauen der Spieler nach Südafrika geben.
Van Marwijk hat für Ruhe im mit Stars gespickten Kader gesorgt. Vor allem Asse wie Arjen Robben von den Bayern, Wesley Sneijder von Inter Mailand, Robin van Persie vom FC Arsenal, Klaas Jan Huntelaar vom AC Mailand und Rafael van der Vaart von Real Madrid versetzen viele Abwehrreihen in Angst und Schrecken.
Da konnte es sich van Marwijk sogar leisten, einen klangvollen Namen wie Ruud van Nistelrooy zu Hause zu lassen. Die Bundesliga ist trotzdem gut vertreten: Durch Robben, dessen bayerischem Teamkollegen und van Marwijks Schwiegersohn Mark van Bommel, Khalid Boulahrouz vom VfB Stuttgart sowie Joris Mathijsen und Eljero Elia vom Hamburger SV.
"Talent, Erfahrung und Form"
Der Konkurrenzkampf um die Plätze in der Anfangsformation ist groß. So kämpfen zum Beispiel in der Verteidigung Andre Ooijer, Boulahrouz, Edson Braafheid und Newcomer Vurnon Anita von Ajax Amsterdam um die Stammplätze.
Ex-Nationalspieler Patrick Kluivert hat Vertrauen in die Auswahl, die laut Bondscoach van Marwijk eine gesunde Mischung aus "Talent, Erfahrung und Form" enthält: "Oranje in Bestform kann durch die Qualität der Auswahl und dem Hunger nach Erfolg das Finale erreichen. Ein Problem kann durch die jungen Spieler mangelnde Erahrung sein. Doch Unbefangenheit kann auch der Schlüssel zum Erfolg sein." Und der ist bekanntlich das einzige Mittel, um Kritikern wie Lineker den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Quelle: ntv.de, Jana Lange und Christiana Mansfeld, sid