Wunschkonzert

WM-Wunschkonzert auf n-tv.de Warum Frankreich es schaffen kann

Frankreich wurde 1998 Weltmeister - ohne Platini.

Frankreich wurde 1998 Weltmeister - ohne Platini.

Liebe macht bekanntlich blind. Deshalb kann es keinen anderen Weltmeister geben als Frankreich. Schließlich ist der Sommer am schönsten, wenn der Himmel blau ist. Allez les Bleus!

Der Grund, warum ich Frankreichs Fußball so liebe, hat einen Namen: Nein, nicht Amélie Poulain, sondern Michel Platini.

Die Sommerferien meiner Kindheit verbrachte ich in Frankreich, und so begegnete ich Platini 1982 während der Weltmeisterschaft und 1984 während der glorreichen Europameisterschaft. Im Fernsehen überschlugen sich die Reporter, wenn Platini gezeigt wurde. Und das wurde er oft. Kein Wunder, dass mein erster Satz in dieser wunderschönen Sprache lautete: "Vive Platiniiiiiiiiii."

Das hellte die Stimmung der Franzosen, mit denen ich schon 1982 vor diversen Fernsehern saß, spürbar auf. Sie machten mir erst noch unmissverständlich klar, was sie vom deutschen Torhüter Toni Schumacher hielten, dann war ich willkommen. In Sachen Foul an Patrick Battiston gab es auch in der französischen Provinz keine zwei Meinungen. Kommen Sie dann mal mit Klaus Fischer oder Kalle Rummenigge.

Michel Platini im Sommer 1984.

Michel Platini im Sommer 1984.

(Foto: AP)

Meine Begeisterung für Platini ging so weit, dass sie mich in ernsthafte Gewissenskonflikte stürzte. 1983. Endspiel im Europapokal. HSV gegen Juventus Turin – mit Platini. Obwohl ich Hamburger bin und damals für den HSV schwärmte, war ich natürlich für Turin und erklärte meinem kleinen Bruder ungefragt und detailliert, warum der HSV nicht gewinnen kann. Über das Tor von Magath konnte ich mich dann nicht wirklich freuen.

Unglaublicher Platini

Doch Niederlagen schweißen zusammen, und so drückte ich den Franzosen 1984 bei der Europameisterschaft im eigenen Land die Daumen. Erinnern Sie sich noch an das Mittelfeld? Michel Platini, Alain Giresse, Jean Amadou Tigana ... Allein schon wegen des Klangs dieser Namen wünschte ich der Equipe Tricolore den Titel.

Platini führte seine Mannschaft zum Erfolg, er schoss neun Tore in fünf Spielen – und dabei gelangen ihm zwei perfekte Hatricks. Er traf sowohl mit dem Kopf als auch mit Links und mit Rechts.  Vor dem Fernseher wurde es laut: "Vive Platiniiiiiiiiii!"

Was kümmern mich vor diesem Hintergrund Egomanen wie Trainer Raymond Domenech oder reihenweise miese Spiele. Ich kann mir keinen anderen Weltmeister vorstellen. Frankreich, das ist das Land flirrender Sommerhitze, duftender Kiefernwälder und endloser Atlantikstrände. Es ist die Heimat von Michel Platini – und deshalb ein bisschen auch von mir.

Quelle: ntv.de

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