Eichhörnchen-Prinzip passé Fußballvereine kürzen Prämien
09.07.2003, 12:29 UhrIn Zeiten rigider Sparmaßnahmen kürzen die Fußball-Bundesligisten ihren Profis auch die Siegprämien. Neuestes Modell vor allem bei den Top-Klubs: Die Bonuszahlung pro Partie und Punkte wird gestrichen. Die Spieler müssen mit kontinuierlichen Leistungen erst in Vorschuss gehen, bei Erreichen eines festgelegten Saisonziels gibt es dann eine sogenannte Sammelprämie. Andere Alternative: Die Grundgehälter der Profis werden drastisch reduziert und stark leistungsabhängige Verträge abgeschlossen.
Meister Bayern München wendet das neue Prämienmodell in der Champions League an. Das Geldscheffeln nach dem Eichhörnchen-Prinzip ist Vergangenheit. Erst nach erfolgreich überstandener Vorrunde dürfen sich die Profis über zusätzlichen Zaster freuen. Bei Erreichen des Achtelfinales winken jedem Spieler rund 50.000 Euro.
"In der vergangenen Saison war die Champions League ein Flop. Der Spaß hat uns 12 Millionen Euro netto gekostet. Das können wir uns finanziell nicht mehr erlauben", begründete Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge die Maßnahme.
Ähnlich hält es Borussia Dortmund in der Meisterschaftsrunde. Punktprämien werden - wie schon in der vergangenen Spielzeit - nicht mehr ausgeschüttet. Zusatzzahlungen gibt es lediglich bei erfolgreicher Qualifikation für die "Königsklasse". Auch Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund hat bei den Prämien den Rotstift angesetzt und lediglich eine Zahlung für eine Teilnahme am Uefa-Cup ausgelobt.
Der Vorteil für die Klubs liegt auf der Hand. Zusatzeinnahmen sind nur mit dem Erreichen eines Saisonziels garantiert. Mit Prämien-Ausschüttungen lediglich im Erfolgsfall gehen die Vereine kein kalkulatorisches Risiko ein.
Den Profis von Vizemeister VfB Stuttgart droht trotz der Teilnahme an der Champions League sogar eine "Nullrunde". "Wir werden das Thema Prämien in der Präsidiumssitzung ansprechen", sagt Trainer und Manager Felix Magath. Vieles läuft auf eine Regelung wie in der vergangenen Saison hinaus. Demnach werden Prämien zunächst nicht bezahlt, je nach Erfolg dürfen die Spieler aber auf einen "Freundschaftsakt" durch den Vorstand der wirtschaftlich angeschlagenen Schwaben hoffen.
Andere Erstligisten setzen in Zeiten klammer Kassen hingegen auf stark leistungsabhängige Kontrakte, um vor allem die fehlenden TV-Einnahmen zu kompensieren. "Wir haben beim Abschluss neuer Verträge bereits auf die wirtschaftliche Situation reagiert. Bei den Prämien müssen wir deshalb keine Kürzungen vornehmen", sagte Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC Berlin. Dafür müssen sich Nationalspieler wie Neuzugang Fredi Bobic oder auch Marko Rehmer, dessen Vertrag zu neuen Konditionen bis 2005 verlängert wurde, mit deutlich niedrigerem Grundgehalt zufrieden geben.
Das Problem für die Klubs ist aber, dass sie eigentlich nur bei auslaufenden Verträgen oder Neuzugängen den Hebel ansetzen können. Vorstands-Chef Rene C. Jäggi vom 1. FC Kaiserslautern appelliert deshalb auch an die Vernunft der Profis: "Die Spieler müssen sich überlegen, ob sie noch ein Jahr dick abkassieren oder lieber einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen."
Bei 1860 München wird sowohl die Gehaltsspirale wie auch die Prämien rapide zurück geschraubt. `Logischerweise werden auch die Prämien den Gehältern angepasst - wenn es überhaupt noch welche gibt. Bei uns wird es auf jeden Fall keine Prämien mehr für Jux und Dollerei geben", erklärte Präsident Karl-Heinz Wildmoser.
Quelle: ntv.de