Lebenszeichen vom Abgrund Geprügelte Norweger werden im Stich gelassen - und feiern Krimi-Sieg
22.01.2025, 22:56 Uhr
Norwegen jubelt nach einem dramatischen Spiel.
(Foto: IMAGO/Bildbyran)
Die norwegische Handball-Nationalmannschaft steht bei der WM am Abgrund, nun aber wehren sie sich begeisternd gegen den Absturz. Gegen Spanien erkämpft der Co-Gastgeber einen dramatischen Sieg. Die eigenen Fans scheinen mit dem Turnier aber in großer Zahl schon abgeschlossen zu haben.
Co-Gastgeber Norwegen ist bei der Handball-WM mit einem Sieg in die Hauptrunde gestartet und hat so seine Chance auf das Viertelfinale gewahrt. Die Mannschaft von Jonas Wille setzte sich in der Hauptstadt Oslo gegen Spanien 25:24 (10:13) durch. In Gruppe III liegt Norwegen nun einen Punkt hinter dem zweimaligen Weltmeister, der zum ersten Mal verlor und die Tabellenführung verpasste.
Im Vorfeld hatte sich Portugal nach einem Krimi gegen den viermaligen Champion Schweden an die Spitze gesetzt. Das Team von Trainer Paulo Pereira holte ein 37:37 (18:18) und blieb weiter auf Kurs Viertelfinale. Auch die Schweden haben bislang noch nicht verloren und liegen mit vier Punkten hinter Portugal. Es war Schwedens zweites Unentschieden im vierten WM-Spiel. Für Portugal stand am Ende der erste Punktverlust bei dieser WM.
Fans entziehen das Vertrauen
"Die Weltmeisterschaft ist ruiniert! Ein kompletter Fehlschlag", rief ein Kommentator des Streamingdienstes Viaplay, nach der Vorrunde, mit der das Hauptrundenaus so gut wie besiegelt schien. Der ehemalige Nationalspieler Joachim Boldsen verkündete, er wolle "den Kopf der Spieler und des Trainers auf einem Tablett" sehen. Nun wehren sich die Norweger am Rande des Abgrunds weiter gegen den endgültigen Absturz.
Durch die bittere Vorrunde braucht es weiterhin ein - nun etwas kleineres - Wunder für das Weiterkommen. Aber die Hoffnung zumindest in der Mannschaft scheint weiter intakt. Von den eigenen Fans wurde das Ensemble um den einstigen Welthandballer Sander Sagosen auf seiner schier aussichtslosen Mission allerdings weitestgehend im Stich gelassen: Nachdem noch beim missglückten Vorrundenfinale gegen Portugal (28:31) mehr als 11.000 Fans für einen Rekordbesuch bei einem Heimspiel des norwegischen Teams gesorgt hatten, klafften nun auf den Rängen der großen Arena gewaltige Lücken. Der Spielbericht des Weltverbandes weist nur gut 5000 Zuschauer aus - inklusive der Fans der übrigen Nationen.
Die, die daheim geblieben waren, verpassten einen begeisternden Schlussspurt der Mannschaft um Sagosen: Mit fünf Toren hatten die Gastgeber noch Mitte der zweiten Hälfte zurückgelegen, dann kämpfte man sich Tor um Tor ran - und ging schließlich kurz vor dem Ende selbst mit zwei Toren in Führung. In den Schlusssekunden wurde es dramatisch: Im letzten Angriff der Norweger verletzte sich Superstar Sagosen ohne Einwirkung eines Gegenspielers an der Wade, der Spielmacher musste vom Feld.
Unter Schmerzen musste der 29-Jährige von außen mit ansehen, wie seine Mitspieler die Vorentscheidung verpassten. Die favorisierten Spanier kamen allerdings nicht mehr zum Ausgleich, auch, weil der Videobeweis mit abgelaufener Uhr nicht zum erhofften Siebenmeter, sondern nur zu einem Freiwurf führte. Der blieb in der Mauer hängen, die totgesagten Norweger jubelten.
Kroatien feiert Kantersieg
Derweil feierte Co-Gastgeber Kroatien, Weltmeister von 2003, in Gruppe IV einen Kantersieg. Gegen Kap Verde, das erst zum dritten Mal an einer WM teilnimmt, gewann das Team von Ex-DHB-Coach Dagur Sigurdsson mit 44:22 (24:11).
Der Isländer hatte von 2014 bis 2017 an der Seitenlinie Deutschlands gestanden und 2016 den EM-Titel und die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen. Vorher war Sigurdsson Coach bei Bundesligist Füchse Berlin (2009 bis 2015). Deutschland muss erst am Donnerstag wieder gegen Italien (18 Uhr/ZDF und im Liveticker auf ntv.de) ran. Mit einem Sieg würde das DHB-Team mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon den Einzug in Viertelfinale klarmachen.
Quelle: ntv.de, ter/sid