Sport

Fußball-Saison 2006/07 Gewinner, Verlierer, Pechvögel

Torjäger der Saison
Vor einem Jahr kannten in Deutschland nur Insider den pfeilschnellen Angreifer von Panathinaikos Athen. Nach seinem Wechsel zum VfL Bochum mischte Theofanis Gekas die Bundesliga im Handumdrehen auf. Der ehemalige Ringer aus Larissa am Olymp holte sich mit 20 Saisontreffern die Torjägerkrone und war damit hauptverantwortlich für den Klassenerhalt der Westfalen.

Allein zwischen dem 25. und dem 32. Spieltag erzielte er zehn Treffer und blieb in keiner dieser Partien torlos. Nicht umsonst nannte Trainer Marcel Koller ihn die "Lebensversicherung" des Klubs. Nun muss der VfL eine neue Police abschließen, denn wie schon so oft kann er seinen besten Spieler nicht halten. Der dritte Bochumer Torschützenkönig nach Stefan Kuntz und Thomas Christiansen stürmt in der kommenden Saison für Bayer Leverkusen. Mit den etwa 3, 5 Millionen Euro für den Griechen kann Manager Kuntz nun wieder auf Schnäppchenjagd gehen.

Pechvogel der Saison

Tore, Punkte, Prämien -für Ivan Klasnic gab es in dieser Saison ein weit wichtigeres Thema. Der kroatische Nationalspieler in Diensten von Werder Bremen kämpfte wochenlang um sein Leben, nachdem Ärzte bei ihm eine gefährliche Nierenerkrankung festgestellt hatten. Nachdem sein Körper eine von seiner Mutter gespendete Niere im Januar abgestoßen hatte, gelang im März die Transplantation einer Niere seines Vaters.

Wann der 27-Jährige in die Liga zurückkehren wird, ist derzeit allerdings nicht absehbar. "Ich darf mich ein bisschen bewegen, muss mich aber auch noch schonen", berichtet der Torjäger auf seiner Homepage. Klasnics Vertrag läuft zum Saisonende aus, die Hanseaten haben ihm eine Verlängerung des Kontraktes um ein weiteres Jahr zu unveränderten Konditionen angeboten. Die Unterschrift ist nur noch Formsache.

Trainer der Saison

Die Karriere des Armin Veh beim VfB Stuttgart ist atemberaubend: Erst war er nicht viel mehr als der kaum bekannte Nachfolger des italienischen Startrainers Giovanni Trapattoni, dann wurde der 46-Jährige nach seinem holprigen Arbeitsbeginn von Aufsichtratsboss Dieter Hundt kurzerhand zur Übergangslösung degradiert, und eineinhalb Jahre später ist Veh nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfB der von allen Experten gefeierte Trainer des Jahres.

Doch der Verfechter des Offensivfußballs ist nicht nur erfolgreich, sondern auch noch kostengünstig. Der zweifache Familienvater unterschreibt nur noch Einjahresverträge und erspart so seinem Klub im Fall der Fälle eine große Abfindung. Dabei kennt Veh auch die Schattenseiten seines Jobs. Nach seinem Rücktritt im Oktober 2003 bei Hansa Rostock und seiner missglückten Rückkehr in seine Heimat zum FC Augsburg war der gelernte Immobilien-Kaufmann eineinhalb Jahre ohne Arbeitsplatz -dieses Schicksal wird ihm zukünftig aber wohl erspart bleiben. Erst Recht, falls er sich am kommenden Samstag nach dem Pokalfinale noch als Doublegewinner feiern lassen darf.

Rauswurf der Saison

Felix Magath hatte zwei Jahre in Folge mit Bayern München das Double gewonnen -doch spätestens am 31. Januar 2007 zählten die Erfolge der Vergangenheit nicht mehr. Nach dem Fehlstart in die Bundesliga-Rückrunde zog der deutsche Rekordmeister die Konsequenzen und ersetzte Magath durch Ottmar Hitzfeld.

Am 1. Juli 2004 war der frühere Nationalspieler vom VfB Stuttgart zum FC Bayern gewechselt. Sein Vertrag lief eigentlich noch bis Juni 2008. Doch schon in den Monaten vor der Entlassung war in München spekuliert worden, dass für Magath spätestens im Sommer 2007 Schluss sein soll.

Derzeit ist Magath als Experte beim Pay-TV-Sender arena tätig. Der 53-Jährige wird aber für die kommende Saison immer wieder als Trainer bei einigen Bundesligisten gehandelt. Magath zieht aber nach eigener Aussage künftig ein Engagement im Ausland (Italien, Spanien, England) vor.

Rückkehrer der Saison

Ottmar Hitzfeld hatte immer wieder betont, dass er mit seiner Rolle als Experte beim Pay-TV-Sender Premiere sehr zufrieden sei. Alle (Bundes)Trainer-Angebote lehnte er zweieinhalb Jahre lang ab. Doch als der Anruf seines Ex-Klubs Bayern München kam, musste der 58-Jährige nicht lange überlegen. Als Nachfolger von Felix Magath übernahm Hitzfeld am 1. Februar den Posten als Cheftrainer beim deutschen Rekordmeister.

Eigentlich war ein Engagement bis zum Saisonende geplant. Doch schon nach wenigen Wochen waren sich der frühere Dortmunder Coach und die Bayern-Führung einig, den Vertrag bis 2008 zu verlängern.

Hitzfeld war zuvor bereits von 1998 bis 2004 Trainer des FC Bayern und gewann in sechs Jahren acht Titel. In dieser Saison konnte Hitzfeld die Erwartungen nicht erfüllen. Er scheiterte in der Champions League im Viertelfinale und verpasste in der Liga sogar die Qualifikation zur Königsklasse.

Verlierer der Saison

Bayern-Manager Uli Hoeneß sprach im Sommer von einer "Übergangssaison", sein Bruder und Kollege Dieter kündigte an, dass Hertha BSC Berlin künftig "kleinere Brötchen" backen wolle. Dass sie so große Probleme bekommen und ihre Ziele -Meisterschaft hier, positive Entwicklung der jungen Mannschaft da -so deutlich verfehlen würden, hat aber wohl keiner von beiden erwartet.

Uli und Dieter sind sicher nicht allein für die Schwierigkeiten ihrer Klubs verantwortlich. Beide Macher müssen sich aber vorwerfen lassen, bei der Zusammenstellung ihrer Teams Fehler gemacht zu haben -und auf die im Saisonverlauf entstandenen Probleme nicht richtig reagiert zu haben. Uli Hoeneß hielt Trainer Felix Magath ebenfalls zu lange die Treue wie Dieter Hoeneß Falko Götz.

Ottmar Hitzfeld und Karsten Heine sollten alles ändern -doch auch diese Hoeneß-Trümpfe stachen nicht. In der freien Wirtschaft müssten Manager mit dieser Bilanz um ihren Job fürchten.

Shootingstar der Saison

Als Mirko Slomka am 5. November ausgerechnet im Spitzenspiel gegen Bayern München Stammtorwart Frank Rost auf die Bank setzte und den damals 20-jährigen Manuel Neuer zwischen die Pfosten stellte, war die Überraschung groß. Was aussah wie der letzte verzweifelte Versuch eines wackelnden Trainers, seinen Job zu retten, entpuppte sich als Glücksgriff -für Slomka und für Schalke 04.

Mit Neuer im Tor katapultierten sich die Königsblauen aus der Krise an die Tabellenspitze, die sie erst am vorletzten Spieltag wieder abgaben. Und der gebürtige Gelsenkirchener bedankte sich für das Vertrauen mit starken Leistungen; von Rost, der im Winter zum Hamburger SV wechselte, redete niemand mehr. Dass er so schnell Bundesliga-Torhüter würde, kam selbst für Neuer, der früher als Fan in der Nordkurve stand, überraschend. "Eigentlich wollte ich bis 2010 Stammtorhüter werden", sagte der U21-Keeper.

Verpflichtung der Saison

Als Pavel Pardo im Sommer gemeinsam mit seinem Landsmann Ricardo Osorio zum VfB Stuttgart kam, war das der erste mexikanische Export in die Fußball-Bundesliga. Doch wenn die Verantwortlichen der anderen Klubs clever sind, dann schauen sie sich zukünftig auch des Öfteren in Mittelamerika um, denn die Verpflichtung von Pardo war für die Schwaben der Schlüssel zum Erfolg.

Dem Mittelfeld-Strategen gelang es sofort, seinen Vorgänger Zvonimir Soldo zu ersetzen. Wie Soldo hat der 30 Jahre alte Pardo beim VfB die Fäden in der Hand. Der Mexikaner, der eine Million Euro Ablöse gekostet hat, ist der Kopf der Mannschaft und verbindet mit großer Effizienz die Defensive mit der Offensive. Nicht umsonst werden inzwischen die VfB-Spiele in Pardos Heimat live im TV übertragen. Pardo und Osorio schrieben zudem am Samstag Bundesligageschichte, denn als erste Mexikaner wurden sie deutscher Fußball-Meister.

Aussteiger der Saison

Er hatte jahrelang alles versucht, um dann doch den ständigen Kampf gegen Körper und Geist aufzugeben. Am 16. Januar beendete Nationalspieler Sebastian Deisler von Bayern München nach diversen Verletzungen und Erkrankungen überraschend seine Karriere und sorgte beim deutschen Rekordmeister für einen Schock.

"Ich habe nicht mehr das richtige Vertrauen in mein Knie. Es war zuletzt für mich eine Qual", begründete der 27-Jährige seine Entscheidung. Doch auch seine labile psychische Verfassung -2003 und 2004 war er nach Depressionen monatelang ausgefallen und in Behandlung -hatten beim 36-maligen Nationspieler wohl den Entschluss reifen lassen, für das harte Profigeschäft nicht mehr tauglich zu sein.

Die Münchner haben den bis zum bis 30. Juni 2009 datierten Vertrag nur ruhen lassen. Doch dass es einen Ausstieg vom Ausstieg gibt, scheint derzeit ausgeschlossen: Deisler ist seit dem 16. Januar völlig abgetaucht.

Spieler der Saison

Der 10. März 2007 war nicht der Tag des Mario Gomez. Erst erlitt der 21-Jährige beim torlosen Remis des VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg einen Innenbandriss, der ihn sechs Wochen außer Gefecht setzte. Dann schlug der Stürmer aus Wut über die Verletzung noch auf dem Spielfeld derart hart gegen einen Medizinkoffer, dass seine Hand brach.

Symptomatisch für den Saisonverlauf des Schwaben mit dem spanischen Vater war dieser Tag allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. Die abgelaufene Spielzeit war das Jahr des Mario Gomez. Nach zuvor sechs Toren in 39 Punktspielen erlebte der Angreifer eine wahre Leistungsexplosion, die ihn bis ins Team von Bundestrainer Joachim Löw brachte und zudem dafür sorgte, dass Gomez von VfB-Teammanager Horst Heldt den Stempel "unverkäuflich" aufgedrückt bekam. Gerüchte über Kontakte von Gomez, der sich zudem am Samstag als deutscher Meister feiern lassen durfte, zu spanischen Topklubs wischte Heldt kürzlich in seiner bekannt schelmischen Art beiseite: "Mario kann doch gar kein spanisch."

Entdeckung der Saison

Rene Adler nutzte bei Bayer Leverkusen die Gunst der Stunde. Weil Stammtorwart Jörg Butt aufgrund seiner Roten Karte aus dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (2:2) wegen absichtlichen Handspiels außerhalb des Strafraums gesperrt war, erhielt der 22-Jährige seine Bewährungs-Chance bei Tabellenführer Schalke 04. Mit unglaublichen Paraden trieb der Junioren-Nationaltorhüter die Königsblauen am 25. Februar 2007 schier zur Verzweiflung und war der Garant für den 1: 0-Überraschungserfolg.

Bayer-Trainer Michael Skibbe reagierte sofort, machte Adler zur neuen Nummer eins und musste seine Entscheidung nicht bereuen. Der Ex-Leipziger stabilisierte die Leverkusener Abwehr und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Rheinländer wieder die UEFA-Cup-Teilnahme schafften. Butt zog inzwischen seine Konsequenzen und verlässt den Klub nach sechs Jahren am Saisonende.

Schnäppchen der Saison

Sie kosteten zusammen nicht einmal eine halbe Million Euro, waren für Energie Cottbus in der abgelaufenen Saison im Kampf gegen den Abstieg aber Gold wert. Die Rumänen Sergiu Radu (14 Tore) und Vlad Munteanu (11) sorgten mit 25 von insgesamt 38 Saisontreffern der Cottbuser Mannschaft fast im Alleingang für den Klassenerhalt.

Der ehemalige Cottbuser Spieler Vasile Miriuta hatte die Wechsel der beiden Rumänen aus Bukarest eingeleitet. Radu kam 2005 von National, Munteanu wechselte 2006 von Dynamo. Mittlerweile dürfte der Marktwert des lauffreudigen Stürmers Radu und seines kongenialen Partners Munteanu um das Zehnfache gestiegen sein. Hannover buhlt um den 29 Jahre alten Radu, der VfL Wolfsburg möchte den 26 Jahre alten Munteanu verpflichten. Ein warmer Geldsegen durch Transfereinnahmen würde der klammen Lausitzer Kasse sicher gut tun, doch noch kämpft der Cottbuser Coach Petrik Sander wie ein Löwe um den Verbleib seines Erfolgsduos.

Retter der Saison

15 Punkte nach 20 Spieltagen, nur ein Sieg. Noch nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 konnte sich eine Bundesligamannschaft mit einer derartigen Horrorbilanz noch vor dem Abstieg retten. Huub Stevens hat es mit dem Hamburger SV sogar zwei Spieltage vor Saisonende geschafft und landete am Ende sogar noch auf einem UI-Cup-Platz.

Am 2. Februar wurde der Holländer nach der Trennung von Thomas Doll verpflichtet, er saß zwar bei der 1:2-Niederlage bei Hertha BSC einen Tag später am 20. Spieltag schon auf der Bank, Einfluss aber hatte er noch nicht. Doch danach startete die Mannschaft durch. Disziplin und Fleiß impfte er dem Team ein, verordnete einen defensiven Stil und verbot sich und der Mannschaft auch nach den Auswärtssiegen in Bremen, Schalke und München jede Euphorie.

Dass er den Job beim HSV trotz der großen Sorgen um seine schwer erkrankte Frau Toos und stets längeren Aufenthalten am Krankenbett in Rotterdam durchzog, hat den Respekt vor seiner Leistung nur noch weiter gesteigert. "Stevens geholt zu haben, war die richtige Entscheidung zum letztmöglichen Zeitpunkt", sagt HSV-Chef Bernd Hoffmann, "er hat ein kleines Wunder vollbracht".

Quelle: ntv.de

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