Denkwürdiger WM-Hürdensprint Gold für Jamaika und zwei Überraschungen
07.08.2017, 23:17 Uhr
Omar McLeod: Olympiasieger und nun auch Weltmeister.
(Foto: picture alliance / Bernd Thissen)
Rund 13 Sekunden – und der WM-Hürdensprint bleibt in Erinnerung: Ein Ungar lässt sein Land jubeln. Ein Russe sorgt für die erste "neutrale" Medaille. Und dann gibt es endlich einen Gold-Jamaikaner. In allen Entscheidungen hofft der DLV vergeblich auf einen Erfolg.
Omar McLeod (Jamaika) ist erstmals Weltmeister über 110 m Hürden. Der Olympiasieger setzte sich im Finale der Leichtathletik-WM in London in 13,04 Sekunden vor Titelverteidiger Sergej Schubenkow (13,14) durch. Der Russe war nach dem Ausschluss seiner Mannschaft wegen systematischen Dopingbetrugs als neutraler Athlet am Start. Bronze ging an Vize-Europameister Balazs Baji, der in 13,28 Sekunden die erste WM-Medaille für Ungarn über 110 m Hürden holte.
Weltrekordler Aries Merritt (USA), der sich 2015 einer Nierentransplantation unterziehen musste, wurde Fünfter (13,31). Schubenkow gewann in London die erste Medaille für das Team der neutralen Athleten.
Der deutsche Meister Matthias Bühler hatte den Endlauf deutlich verpasst. Der 29-Jährige aus Frankfurt/Main war am Sonntag in seinem Halbfinale in schwachen 13,79 Sekunden Letzter geworden. Nach dem Rennen hatte sich Bühler bitterlich über angeblich mangelnde finanzielle Unterstützung und geringe Wertschätzung für deutsche Leichtathleten beklagt.
Nichts zu holen über 1500 Meter
Beim Goldlauf von Faith Kipyegon (Kenia) hat Hanna Klein (Schorndorf) bei über 1500 m keine Chance gehabt. Der 24-Jährigen blieb nach einer couragierten Vorstellung nach 4:06,22 Minuten nur Platz elf. Olympiasiegerin Kipyegon setzte sich in einem packenden Finish nach 4:02,59 Minuten gegen Jennifer Simpson aus den USA (4:02,76) durch. Bronze gewann 800-m-Olympiasiegerin Caster Semenya (4:02,90/Südafrika).
Als bisher letzte Deutsche hatte Ellen Kießling 1991 ein WM-Finale erreicht, in Tokio war sie Fünfte geworden. Die deutsche Meisterin Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen) war im Halbfinale ausgeschieden.
Medaillenhoffnung bricht weg
Europameister Max Heß (Chemnitz) musste seinen Start im Dreisprung kurz vor der Qualifikation wegen Muskelproblemen absagen. Der 21-Jährige verletzte sich beim Aufwärmen am Oberschenkelbeuger. "Die Muskulatur macht zu. Deshalb muss Max leider auf einen Start verzichten. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, welche Behandlung erforderlich ist", sagte Idriss Gonschinska, Leitender Direktor Sport im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Dabei hatte sich Heß einiges vorgenommen. "Wenn die Quali überstanden ist, ist einiges möglich", hatte er gesagt. Doch dann platzten die Träume des Sachsen vorzeitig.
Die deutsche Dreisprung-Meisterin Kristin Gierisch egalisierte als Fünfte mit 14,33 m die bislang beste Platzierung einer deutschen Dreispringerin in der WM-Geschichte. 1993 war Helga Radtke bei der WM-Premiere der Disziplin ebenfalls auf Platz fünf gelandet. An Bronze (Olga Rypakowa/Kasachstan) fehlten der 26 Jahre alten Chemnitzerin Gierisch stattliche 45 Zentimeter.
Den Titel-Hattrick von Olympiasiegerin Caterine Ibarguen aus Kolumbien verhinderte Yulimar Rojas mit einem historischen Triumph. Die Jahres-Weltbeste aus Venezuela lag mit 14,91 m zwei Zentimeter vor Ibarguen und holte das erste WM-Gold überhaupt für ihr derzeit arg gebeuteltes Land. Die zweite deutsche Starterin, Neele Eckhardt (Göttingen), belegte mit 13,97 m den zwölften Platz.
Quelle: ntv.de, bad/sid