Sport

Paralympics in Peking Goldtag und eine peinliche Posse

Die deutschen Behindertensportler haben am siebten Wettkampftag der Paralympics in Peking drei Goldmedaillen gewonnen. Die Berliner Sonar-Segelmannschaft und die querschnittsgelähmte Magdeburgerin Andrea Eskau im Straßenrennen der Handbike-Radfahrer sorgten mit ihren Siegen für großen Jubel im deutschen Lager. Am Abend rückte auch der Berliner Leichtathlet Matthias Schröder nach der Disqualifikation des Chinesen Yansong Li unverhofft zum Paralympics-Sieger über 400 m auf. Zwei Silber- und drei Bronze-Medaillen rundeten den Samstag ab.

Die Entscheidung über Schröders Platzierung fiel erst mit zwei Stunden Verspätung, da das Internationale Paralympischen Komitee (IPC) diesmal den Protest gegen Li, der die Bahn verlassen hatte, zuerst abwartete. Zuvor hatte das IPC für großen Unmut im deutschen Lager gesorgt. Nach dem Skandal um die Aberkennung der Goldmedaille des Berliner Schwimmers Thomas Grimm hatte es am Samstag Formfehler eingestanden, Kampfrichter vom Schwimmen abgezogen, dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) aber keine Chance auf einen Protest gelassen.

Am Ende steht ein skandalöses Urteil: Der technische Verstoß des zwischenzeitlich disqualifizierten Mexikaners Pedro Rangel ist erwiesen, die Disqualifikation war somit rechtens. Doch wegen eines IPC-Formfehlers sowie eines übereifrigen Kampfrichters wird er das nachträglich erhaltene Gold behalten. Der Ober-Schiedsrichter hatte das Ergebnis offenbar vor der Rückmeldung aller Beckenrichter an der Anzeigetafel veröffentlicht, und das gilt laut IPC als "Tatsachen-Entscheidung".

"Das ist sportlich eine absolute Katastrophe", sagte der deutsche Chef de Mission Karl Quade: "Man muss den Sport immer über Formalien stellen. Hier wird alles professionalisiert, aber was wir gerade erleben, ist fürchterlich."

Ob der DBS vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ziehen wird, ist noch offen. "Ich weiß nicht, ob das das sein muss", sagte Grimm: "So ein Prozess würde sich Monate hinziehen. Und wenn man dann nachträglich Gold erhält, bleibt ein fader Beigeschmack. Ich würde sagen: Deckel drauf und gut." Quade erklärte, er wolle "das Wort CAS zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den Mund nehmen. Erst einmal wollen wir in einem offiziellen Schreiben unserem Unmut Luft machen."

Trost fand Quade am Samstag vor allem durch das Gold der 37 Jahre alten Psychologin Eskau. "Das war nicht ganz zu erwarten, denn es war sehr warm. Das sind eigentlich gar nicht ihre Verhältnisse," sagte Quade nach dem ersten Paralympics-Gold der dreimaligen Weltmeisterin.

Der Sieg der Segler Jens Kroker, Robert Prem und Siegmund Mainka war gar der erste einer deutschen Segel-Mannschaft. "Jetzt wird erstmal kräftig gefeiert", sagte Kroker. Quade war eigens ins rund 500 km entfernte Qingdao gereist, um das Team zwei Tage zu unterstützen.

Während die Schwimmer diesmal leer ausgingen, gab es in der Leichtathletik drei Medaillen. Die 18 Jahre alte Sprinterin Claudia Nicoleitzik aus Püttlingen überraschte mit Silber über 200 m, die gleiche Medaille gewann der sehbehinderte Berliner Matthias Schröder über 400 m; die 54 Jahre alte teilgelähmte Birgit Pohl (Gera) im Speerwurf und der spastisch gelähmte Kugelstoßer Thomas Loosch (Wattenscheid) wurden jeweils Dritte.

Ebenfalls Bronze holte wie am Freitag im Einzelzeitfahren Radfahrerin Dorothee Vieth (Hamburg) im Straßenrennen. Der Traum der Rollstuhl-Basketballer von einer Medaille ist dagegen geplatzt. Sie unterlagen im Viertelfinale Großbritannien 64:71. Die deutschen Frauen stehen nach einem 60:40 gegen Japan dagegen im Finale gegen die USA.

Derweil siegte der Star der Spiele, der südafrikanische Stelzen-Sprinter Oscar Pistorius, auch im zweiten Rennen souverän. Doch wie über 100 m verpasste der "Blade Runner" in 21,67 Sekunden auch über die doppelte Distanz einen Weltrekord knapp.

Quelle: ntv.de

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