Sport

Bescheiden und richtig gut Gute Laune beim VfB

Offiziell kein Saisonziel und trotzdem klar auf Champions-League-Kurs: Beim "Verein für Begeisterung", wie der VfB Stuttgart in seiner Kampagne um neue Mitglieder wirbt, läuft es seit Monaten märchenhaft. Aber auch nach dem begeisternden 4:1-Triumph gegen Titelfavorit Werder Bremen, mit dem sich die Schwaben sogar in den Kreis der Meisterschaftskandidaten katapultiert haben, bleiben die Vereinsverantwortlichen ihrer zurückhaltenden Linie treu. "Wir werden auch weiter kein Saisonziel ausgeben", versicherte Trainer Armin Veh. Teammanager Horst Heldt pflichtete bei: "Wenn im Umfeld von Meisterschaft und Pokalsieg gesprochen wird, interessiert uns das nicht. Wir bleiben auf dem Teppich."

Mit ihrem Hang zur Bescheidenheit sind Veh und Heldt bislang gut gefahren. Heimlich, still und leise haben sich die von vielen unterschätzten Stuttgarter im Top-Drei-Bereich der Fußball-Bundesliga festgesetzt und dabei die bewunderten Bayern hinter sich gelassen. Die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob angesichts des Vier-Punkte-Vorsprungs weiterhin die von Präsident Erwin Staudt ausgegebene Parole gelte, der VfB müsse sich am Münchner Vorzeige-Club orientieren, löst dieser Tage bei Trainer und Teammanager nur ein zufriedenes Grinsen aus.

Erfolgreicher Kurswechsel

Heldt und Veh, die Väter des verblüffenden VfB-Aufschwungs nach dem Millionen verschlingenden und sportlich verhängnisvollen Missgeschick mit dem gescheiterten Star-Trainer Giovanni Trapattoni, haben mit ihrem Konzept Korrekturen vorgenommen und den Kurswechsel erfolgreich eingeschlagen. Heldt, der sich nach seiner Profikarriere überraschend schnell im Managermetier zurecht fand, sorgte bis zum Rückrundenbeginn dafür, dass alle "Problemfälle" im Spielerkader durch Verkauf oder Leihgeschäfte gelöst wurden.

Zudem holte Heldt in enger Abstimmung mit Veh neue Kräfte, die allesamt unerwartet gut einschlugen -vom wegen langwieriger Verletzungen bislang kaum einsetzbaren Schweden Alexander Farnerud einmal abgesehen. Ob Abräumer Pavel Pardo, der schnell in die Rolle eines Leitwolfes hineinwuchs, dessen mexikanischer Landsmann Ricardo Osorio, Spielmacher Antonio da Silva, Linksverteidiger Arthur Boka oder Mittelfeldmann Roberto Hilbert: Alle haben sich als Volltreffer erwiesen.

"Uns fehlt noch die Konstanz"

Mit diesen Zugängen, erfahrenen Leistungsträgern wie Torhüter Timo Hildebrand, Abwehrchef Fernando Meira, der wegen einer Muskelquetschung allerdings für unbestimmte Zeit ausfällt, und Innenverteidiger Matthieu Delpierre sowie Jungnationalspieler Mario Gomez und Talent Serdar Tasci steht Veh eine homogene Mannschaft zur Verfügung. Mit diesem Kader kann der Coach seine Philosophie vom schnellen Kurzpassspiel verwirklichen.

Veh sieht seine Schützlinge aber längst nicht am Limit angekommen. "Uns fehlt noch die Konstanz", führte er als einen wesentlichen Unterschied zu Top-Clubs an. Deshalb -aber in erster Linie wohl, um seine Mannschaft nicht noch mehr unter Druck zu setzen - schweigt der 46 Jahre alte Augsburger zum Thema Champions League: "Dazu werden Sie von mir nichts hören." Heldt schließt dagegen ein Abweichen von der offiziellen Mauertaktik in punkto Meisterschaft nicht aus: "Der Zeitpunkt, an dem wir zur Titeljagd blasen, kann schon noch kommen."

Elmar Dreher, dpa

Quelle: ntv.de

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