Abbruch auf der letzten Abfahrt Hagelsturm stoppt Tour-Etappe
26.07.2019, 16:56 Uhr
Bei der Tour de France wird die 19. Etappe wegen schwerem Hagel und Schneefall in den Alpen gestoppt. Die Rennleitung gibt bekannt, dass die Zeiten der letzten Bergwertung gelten. Offiziell bleibt die Etappe nach Jury-Entscheid ohne Sieger, Egan Bernal springt trotzdem ins Gelbe Trikot.
Die 19. Etappe der Tour de France ist am Freitag wegen miserabler Wetterbedingungen auf der Abfahrt des Col de L'Iseran abgebrochen worden. Dies teilten die Veranstalter am Freitagnachmittag mit und stoppten das Rennen etwa 30 Kilometer vor dem Ziel. Gewertet wurden stattdessen die Zeiten, die die Fahrer auf dem Gipfel des Iseran eingefahren hatten. Demnach ist der Kolumbianer Egan Bernal nach einer Attacke nun im Gelben Trikot, das der französische Lokalmatador Julian Alaphilippe nach einem Einbruch beim vorletzten Anstieg verlor.
Der Abbruch des Rennens kam ganz plötzlich. Auf der rasanten Abfahrt brachen Alaphilippe, Bernal und die weiteren Favoriten um den Deutschen Emanuel Buchmann plötzlich ihr hohes Tempo ab, als ihnen per Funk mitgeteilt wurde, dass das Teilstück vorzeitig endet. Ein Weiterfahren zwischen dem Col de L'Iseran nach Tignes erwies sich als unmöglich, große Bagger mussten den Berg von Wassermassen, Schnee und Hagel befreien. "Es wäre zu gefährlich gewesen. Man hat eine gute Lösung gefunden, die Zeit oben am Iseran zu nehmen", sagte Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk in der ARD.
Bernal schnappt sich Gelbes Trikot
Bernal wurde zunächst auch als Etappensieger gewertet. Dann entschied die Tour-Jury, dass die Etappe ohne offiziellen Sieger gewertet wird. Buchmann fuhr zeitgleich mit den weiteren Favoriten Geraint Thomas und Steven Kruijswijk über den Pass und wahrte damit seine Chancen auf einen Podestplatz in Paris. Alaphilippe hatte rund eine Minute auf die Gruppe eingebüßt, etwa zwei Minuten waren es auf Bernal.
"Tolle Leistung von Emanuel. Jetzt gibt es halt morgen die große Finalschlacht. Morgen wird jeder alles in die Waagschale werfen. Emanuel ist nicht weit weg vom Podium", sagte Denk. Noch wenige Stunden zuvor hatte am Col de L'Iseran, der mit 2770 Metern das Dach dieser Tour darstellt, die Sonne geschienen. Zahlreiche Hobby-Radler quälten sich den Anstieg hinauf und fuhren im Anschluss wieder nach unten. Letzteres war nach einem Wettereinbruch am späten Nachmittag für die Profis nicht mehr möglich.
Der 22 Jahre junge Bernal ist nach seiner Attacke und dem plötzlichen Abbruch der klare Top-Favorit auf den Triumph bei der 106. Tour de France. Er wird in Gelb die 20. Etappe nach Val Thorens, bei der es am Ende zu einem 33,4 Kilometer langen Schlussanstieg kommt, bestreiten. Sein Co-Kapitän Thomas, Kruijswijk, Alaphilippe und Buchmann sind weiter in Lauerstellung. Der Franzose Thibaut Pinot musste schon im ersten Teil der Etappe aussteigen, ihn plagt ein Muskelfaserriss im linken Oberschenkel.
Showdown am Samstag
Jetzt schaut alles auf den Schlussakt am Samstag, wenn die letzte Bergankunft in Val Thorens ansteht. "Der Berg ist extrem schwer. Das sind 1900 Höhenmeter. Da wird jeder fahren, was geht. Ich denke, das ist der Showdown", sagte Buchmann mit Blick auf die Kletterpartie am Samstag und Denk ergänzte: "Jeder wird noch mal alles, was er hat, in die Waagschale werfen. Sicher auch Emanuel, denn das Podium ist nicht weit weg."
Einen Vorgeschmack gab es bereits am Freitag, als es zunächst über die höchste in Europa zu befahrene Passstraße ging. Und da ging es schon zur Sache. Erst attackierte Thomas, dann Bernal. Das war zuviel für Alaphilippe, der abreißen lassen musste. Lennard Kämna musste indes für seinen starken Auftritt am Donnerstag bezahlen, der Viertplatzierte von Valloire war bereits am Iseran abgehängt. Das galt auch für Kolumbiens Nairo Quintana, dem Sieger vom Donnerstag.
Quelle: ntv.de, dpa