Chancenlos im WM-Viertelfinale Halbfinal-Traum der DHB-Frauen platzt krachend
13.12.2023, 18:53 Uhr
Für Emily Bölk & Co. geht es jetzt um die Plätze fünf bis acht.
(Foto: AP)
Die Hoffnung auf den ersten WM-Halbfinaleinzug seit 2007 endet für Deutschlands Handballerinnen schon in den ersten Spielminuten. Im Viertelfinale gegen Schweden geht vor allem in der Anfangsphase gar nichts, der Rückstand wächst schnell ins Uneinholbare.
Schweden-Schock statt Medaillen-Traum: Deutschlands Handballerinnen haben bei der WM eine Lehrstunde erteilt bekommen und das Halbfinale verpasst. Das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch unterlag dem EM-Fünften Schweden im Viertelfinale nach einer katastrophalen ersten Halbzeit mit 20:27 (6:16), die Hoffnungen auf das erste Edelmetall seit WM-Bronze 2007 erfüllten sich nicht.
"Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben nicht das auf die Platte bekommen, was wir können. In der ersten Halbzeit sind wir sehr weit unter unseren Möglichkeiten geblieben. Schweden hat alle Zweikämpfe gewonnen, wir offensiv und defensiv keinen. Wir sind sehr traurig", sagte Gaugisch frustriert. Bei Anführerin Emily Bölk kullerten die Tränen.
Ein kollektiver Blackout zu Beginn der Partie mit fast 15 Minuten ohne eigenen Treffer erstickten die zarten Medaillen-Träume des deutschen Teams im Keim. Bereits zur Pause war die völlig einseitige Partie vor rund 6000 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen im dänischen Herning entschieden. Mit einer deutlich verbesserten zweiten Hälfte verhinderte die deutsche Mannschaft ein noch größeres Debakel.
Beste Werferinnen für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) waren noch Co-Kapitänin Alina Grijseels, Viola Leuchter und Amelie Berger mit je vier Treffern. Dies fiel angesichts von 26 (!) deutschen Fehlwürfen aber nicht ins Gewicht. Statt um das Podium spielt Deutschland nur um die Plätze fünf bis sieben, bereits vor zwei Jahren war im Viertelfinale Endstation gewesen. Im ersten von zwei Platzierungsspielen trifft das deutsche Team am Freitag (11.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) auf Tschechien.
Durch die Niederlage gegen Schweden, der zweiten im siebten Turnierspiel, endeten auch die Hoffnungen auf das erste Halbfinale bei einem großen Turnier seit 15 Jahren. Nach den drei siebten Plätzen zuletzt gelang der große Wurf wieder nicht. Immerhin: Die anvisierte Teilnahme an einem Olympia-Qualifikationsturnier im Frühjahr kommenden Jahres hatte sich das Team bereits mit dem Einzug in die K.-o.-Phase gesichert.
Schweden trifft phasenweise alles, das DHB-Team nichts
"Alle sind Feuer und Flamme, dass es jetzt in die K.o.-Phase geht", hatte Bölk vor der Partie gesagt. Man wolle "einen draufsetzen" und habe "die Qualität, Schweden zu schlagen". Davon waren Bölk und Co. allerdings meilenweit entfernt. Im Angriff entwickelte das deutsche Team kaum Torgefahr, produzierte Fehlwürfe und technische Fehler am Fließband und wirkte gegen die aggressive schwedische Deckung regelrecht ängstlich. Hinten bekam die deutsche Deckung überhaupt keinen Zugriff und auch Torfrau Katharina Filter hielt kaum einen Ball.
Schon nach neun Minuten sah sich Gaugisch erstmals gezwungen, den Auszeit-Buzzer zu drücken. "Weiter. Denkt an die Basics", rief der Bundestrainer seiner völlig verunsicherten Mannschaft beim Stand von 0:4 zu - doch danach wurde das deutsche Spiel nur noch hektischer. Selbst als Bölk nach exakt 14 Minuten und 7 Sekunden endlich das erste deutsche Tor erzielte, ging kein Ruck durchs deutsche Team. Mitfavorit Schweden, den Deutschland in der WM-Vorbereitung noch bezwingen konnte, spielte defensiv exzellent.
Gaugisch versuchte alles Mögliche, tauschte sein Personal munter durch - besser wurde es nicht. Während Schweden fast mit jedem Wurf traf, schmiss Linksaußen Antje Döll beim Stand von 3:10 unbedrängt am Tor vorbei (20.) und reihte sich damit in die Liste deutscher Fehlschützinnen ein. Der Zehn-Tore-Rückstand zur Pause war auch in der Höhe verdient.
Deutschland agierte nach der Pause zwar deutlich couragierte und verkürzte den Rückstand. Doch die abgezockten Schwedinnen ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Angesichts der vielen deutschen Fehlwürfe raufte sich Gaugisch an der Seitenlinie immer wieder die Haare.
Quelle: ntv.de, tsi/sid