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Gold wäre die Krönung Hambüchen will als Reck-Riese abtreten

Fabian Hambüchen ist Deutschlands Turnstar. Seine Karriere möchte er mit Gold in Rio beenden.

Fabian Hambüchen ist Deutschlands Turnstar. Seine Karriere möchte er mit Gold in Rio beenden.

(Foto: imago/Laci Perenyi)

Olympia-Gold, das ist ein guter Grund, zu gehen. Das findet der deutsche Ausnahmeturner Fabian Hambüchen. Diesem Ziel ordnet er heute 46 Sekunden lang alles unter. Ein Sieg am Reck würde die letzte Lücke in der Vita des 28-Jährigen schließen.

Ein letztes Mal macht Fabian Hambüchen alles wie immer. Ein letztes Mal bereitet er sich auf die ganz große Bühne vor. Ein letztes Mal tritt der deutsche Ausnahmekönner am Abend ans Reck. Sein Ziel: Gold. Seine Chancen: sehr gut. 46 Sekunden soll seine spektakuläre Flug-Performance rund um die elastische Stange dauern. Am Ende soll der Titel stehen, der die Sammlung vervollständigt. Denn Bronze beim Fünf-Ringe-Turnier hat er bereits geholt, in Peking vor acht Jahren, danach folgte Silber in London 2012. "An diesem Gerät gibt es 17 Bewerber um die Medaille, das wird hammerhart", ist Hambüchen überzeugt. Doch er möchte noch einmal jeden Moment genießen, ein letztes Mal alles geben. "Ich bin überglücklich, bei meiner vierten Olympia zum vierten Mal im Reck-Finale stehen zu dürfen", schreibt er auf seiner Facebook-Seite.

Vater und Sohn: Seit 23 Jahren sind Fabian und Wolfgang Hambüchen auch in der Sporthalle ein unschlagbares Team.

Vater und Sohn: Seit 23 Jahren sind Fabian und Wolfgang Hambüchen auch in der Sporthalle ein unschlagbares Team.

(Foto: dpa)

Unabhängig davon, ob Hambüchen olympisches Gold gewinnt oder nicht, geht seine einzigartige Karriere in die deutsche Turngeschichte ein. Sie begann vor 14 Jahren, als er als 14 Jahre alter Turnfloh bei der Junioren-EM Gold am Barren gewinnt. Zwei Jahre später zieht er als unbekümmerter Neuling bei Olympia in Athen ins Reck-Finale ein. In Peking gibt's die erste Medaille. Insgesamt 26 gewann er bei internationalen Meisterschaften.

Hambüchen ganz privat

Sein ständiger Begleiter: Wolfgang Hambüchen. Der Papa war von Anfang an dabei. Er brachte seinen Sohn zum ersten Mal in die Turnhalle, als der fünf war. Jetzt, zum Ende von dessen Karriere, steht er mit einer Sondergenehmigung im großen Finale an der Seite seines Sohnes. "Das ist schön und auch irgendwie beruhigend. In London war er nur als Zuschauer dabei. Umso schöner, dass wir jetzt beide so einen tollen gemeinsamen Abschluss haben", sagte Fabian Hambüchen. Der Vater als Trainer, der Onkel als Mentalcoach und Mutter Beate, die sich um alle schulischen und medizinischen Dinge kümmert, bilden das Geheimnis seiner Erfolge. Die Hambüchens folgen dem Klan-Prinzip.

Fabian Hambüchen (r.) mit Konkurrent und Freund Epke Zonderland (l.) aus den Niederlanden bei der Olympiade 2012 in London.

Fabian Hambüchen (r.) mit Konkurrent und Freund Epke Zonderland (l.) aus den Niederlanden bei der Olympiade 2012 in London.

(Foto: dpa)

Dass auch ganz Deutschland bei seinem letzten großen Auftritt mitfiebern wird, ist keine große Überraschung. Schließlich ist Hambüchen ein großer Sympathieträger, zeigt sich gerne in den Medien. Ob bei Stefan Raabs Fernseh-Sportevent "TV Total Turmspringen" oder einer kurzen Schauspielrolle in der RTL-Seifenoper "Alles was zählt" – der 1,63 Meter große Turner ist für jeden Spaß zu haben.

Das zeigt er auch kurz vor den Spielen in Rio, als er sich auf seiner Facebook-Seite ganz privat zeigte, so wie man ihn kennt und mag. Mit seinen Turnkollegen Lukas Dauser, Marcel Nguyen, Andreas Bretschneider und Andreas Toba nahm er Videos auf, in denen sich die Spitzensportler versuchen gegenseitig zu beschreiben. Barren-Spezialist Lukas Dauser charakterisiert Hambüchen schmunzelnd als "Gorilla": "Er ist unser Leader, er hält uns zusammen. Und er ähnelt ja auch in seiner Statur diesem mächtigen Tier."

"Ein Jahrhunderttalent"

Wenn Hambüchen am Abend um 20.34 Uhr an sein Paradegerät geht, will er als erster von acht Startern "gut einen vorlegen". Ein ewiger Weggefährte ist dann auch wieder dabei: London-Olympiasieger Epke Zonderland aus den Niederlanden meldete in der Qualifikation ebenfalls Gold-Ansprüche an. Auch der 20-jährige Brite Nile Wilson gilt als Medaillen-Favorit. Allerdings belegte Hambüchen im Vorkampf den ersten Platz. "Das heißt leider gar nichts. Es geht wieder bei null los." Über seine Konkurrenten sagte er: "Das sind echte Knallertypen. Die können jederzeit einen raushauen." Deshalb möchte er auch keine Risiken eingehen. Zonderland, der ihm 2012 in London bereits die Goldmedaille klaute, erhöht den Schwierigkeitsgrad seiner Übung im Finale auf 7,7. Hambüchen bleibt lieber bei seiner 7,3-Variante, die er bereits zwei Mal perfekt in Rio geturnt hat. "Ich werde jetzt nicht versuchen, etwas Besonderes zu tun oder zu zaubern", versicherte er. Das hat er auch gar nicht nötig.

Ob er nach seinem Reck-Auftritt an diesem Dienstag noch in der Bundesliga an die Geräte gehen wird, ließ er vor dem Finale offen. Nach 40 deutschen Meistertiteln hat er allerdings bewiesen, dass er die nationale Konkurrenz fest im Griff hat. Außerdem geht es Hambüchen nicht mehr allein um die Erfolge, es sind die Momente, die für ihn zählen. Die Goldmedaille wäre aber dennoch ein phänomenaler Abschluss einer so langen und erfolgreichen Karriere. "Er ist ein Jahrhunderttalent, das wir so schnell nicht wieder finden werden", bringt es DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam auf den Punkt. Egal, ob mit oder ohne Gold-Medaille.

Quelle: ntv.de

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