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Kampf an mehreren Fronten Hansa-Fans zwingen Spieler zum Rapport

Redebedarf: Hansa-Anhänger versuchen, die Geschäftsstelle zu stürmen.

Redebedarf: Hansa-Anhänger versuchen, die Geschäftsstelle zu stürmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Besinnliche Weihnachtsstimmung? Nicht beim Drittligisten Hansa Rostock. Nach der höchsten Heimpleite der Norddeutschen in ihrer Liga-Geschichte begehren die Fans auf. Doch gleichzeitig sollen sie die finanzielle Katastrophe abwenden.

Beim Fußball-Drittligisten FC Hansa Rostock werden die Zeiten immer unruhiger. Unmittelbar nach der 0:4-Heimpleite gegen Holstein Kiel haben aufgebrachte Anhänger ihrem Unmut über die desolate Leistung ihrer Mannschaft Luft gemacht. Die Pleite war zugleich die höchste Heim-Niederlage in der Drittliga-Geschichte des Vereins. Doch der Verein kämpft darüber hinaus noch an anderen Fronten - wieder einmal.

Zahlreiche Fans durchbrachen am Samstag ein Tor zum Eingangsbereich der Rostocker DKB Arena. Einsatzkräfte der Polizei konnten die Anhänger vom Eindringen in das Geschäftsgebäude des Stadions abhalten. Der Verein sprach von rund 500 beteiligten Anhängern.

Hansa: Nachvollziehbar, dass Fans um Verein bangen

In der Folge stellten sich Mannschaft und Trainerstab des FC Hansa den wütenden Fans und diskutierten mit ihnen die prekäre Situation des Clubs. Der einstige Bundesligist steht vor der Winterpause nach 22 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz. Die neuerliche Niederlage war die fünfte Niederlage in Folge für die einst stolze Kogge. Nach ersten Angaben ist keiner der Beteiligten zu Schaden gekommen.

"Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen unserer Mannschaft und unter den noch frischen Eindrücken der unmittelbar erlittenen Niederlage können wir nachvollziehen, dass die Fans Angst um die Existenz des Vereins haben und deshalb ihre Unzufriedenheit verbal zum Ausdruck bringen wollten", wird Rainer Friedrich, Vorstand  Stadionmanagement und Prävention, in einer Pressemitteilung zitiert. Doch bei allem Verständnis für den Unmut, dürften keine Grenzen überschritten werden.

Der Klub appelliere noch einmal an alle Fans, auch in diesen für den Verein schweren Zeiten trotzdem Vernunft an den Tag zu legen, heißt es weiter. Erst in der Vorwoche hatte Hansa 1:4 in Erfurt verloren. Damit kommt der neue Trainer Carsten Baumann in seinen beiden ersten Spielen beim Verein auf acht Gegentore. Insgesamt hat der Verein von den vergangenen 22 Saisonspielen erst vier gewonnen. Die Defensive ist mit 46 Gegentreffern die schwächste der Liga. Zudem haben nur acht Teams haben weniger Treffer erzielt - darunter allerdings auch der Fünfte Cottbus.

Fans müssen Finanzloch stopfen

Ungemach droht dem Club indes auch von der DFL. Die Norddeutschen müssen bis zum 21. Januar eine Finanzierungslücke von gut 1,1 Millionen Euro schließen. Andernfalls ist die Lizenz in Gefahr. Dies soll mithilfe eines Benefiz-Spiels am 29. März abgewendet werden. Dann treten Teams des ehemaligen Spielers Stefan "Paule" Beinlich und des deutschen Rappers und gebürtigen Rostockers Materia gegeneinander an. Allerdings müssen die Karten bereits bis Mitte Januar verkauft sein, um mit den Einnahmen arbeiten zu können. Bislang sind nach Vereinsangaben gut 8.800 Tickets verkauft - angepeilt werden 15.000.

Sollte Hansa die Nachlizensierung nicht bestehen, drohen eine Geldstrafe und - was wohl noch schlimmer wiegen dürfte - ein Abzug von zwei Punkten. Derzeit fehlen vier Punkt bis auf einen Nichtabstiegsplatz. In der Vergangenheit hatte der Verein bereits seine Geschäftsstelle verkauft - und zurückgemietet. Zudem hatten Gläubiger hatten auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet. Der Verein wurde so um gut zehn Millionen Euro entlastet. Zudem hatte die Zahl der Neumitglieder zugelegt. Immer wieder zurückgeworfen wird der Club zudem durch die Strafen für die Ausschreitungen eines Teils seiner Anhänger.

Für vergangenen Freitag hatten die Fans zu einem Flashmob in der Fußgänger-Zone der Hansestadt aufgerufen. Ziel war es, den Fan-Shop leer zu kaufen, um dem klammen Verein zuhelfen. Erste Bilder auf Facebook legen zumindest nahe, dass es voll war.

Am 28. Dezember begeht der FC Hansa Rostock sein 49-Jähriges Jubiläum. In der Fanszene wird nicht mehr ausgeschlossen, dass dies "der letzte Geburtstag ist, den man zumindest als Profiverein feiern kann", wie es in einem Aufruf zum 10. Fanclub-Turnier heißt.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/sid

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