Sport

"Intensives Jahr" Heldts Achterbahnfahrt

Wenn Horst Heldt an diesem Samstag Felix Magath vor der Bundesliga-Partie des VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg begrüßt, dann werden sich die beiden kurz, aber tief in die Augen schauen. "Ich weiß es, dass er es weiß: Mein Leben wäre ein anderes geworden", sagt der Sportdirektor des deutschen Fußball- Meisters - wenn der heutige VfL-Coach Magath im Januar 2003 den damaligen Mittelfeldspieler von Sturm Graz nicht nach Stuttgart geholt hätte. Im Eiltempo ist Heldt, der am Sonntag 38 Jahre alt wird, zu einem der erfolgreichsten Manager der Branche aufgestiegen. Mit dem VfB, bei dem er bis 2012 unter Vertrag steht, hat er noch viel vor.

"Das war damals wirklich ein Riesenglück für mich. Felix Magath hat mir die Chance gegeben. Aber ich habe sie auch genutzt: Es war nicht so, dass ich mich hier in den Liegestuhl gelegt habe", sagte Heldt der dpa vor dem letzten Heimspiel eines denkwürdigen Fußball-Jahres. Der eigentlich schon abgeschriebene Ex- Nationalspieler wurde unter Magath noch einmal eine wichtige Stütze - und Anfang 2006 von Präsident Erwin Staudt zum Manager befördert. Als der Jubel überschwappte im Stuttgarter Kessel im vergangenen Mai, da beneidete er Mario Gomez, Sami Khedira und Co. ein bisschen. "Wir haben Spieler, die gleich im ersten Jahr Meister geworden sind. Ich war 16 Jahre Profi und habe das nie geschafft."

"Sehr ereignisreich und sehr intensiv" war 2007 für Heldt. In der Krise zum Saisonstart, beim frühen Aus in der Champions League und bei der bisher nicht so erfolgreichen Transferpolitik hat er das zu spüren bekommen, was er eigentlich bereits wusste: "Fußball ist ein Tagesgeschäft, bei dem du für das Erreichte nichts mehr bekommst." Er habe aber einen "tollen Job", fühle sich in Stuttgart "sehr, sehr wohl". Der Club sei so gut strukturiert, dass er sich bei seiner Arbeit aufs Wesentliche konzentrieren könne. "Ich habe meinen Vertrag nicht vorzeitig verlängert, um hier bald die Zelte abzubrechen", erklärt der beim 1. FC Köln bekannt gewordene Mittelfeldspieler.

Obwohl der VfB als Tabellenachter den Erwartungen bisher hinterherhinkt und von einer erneuten Champions-League-Teilnahme meilenweit entfernt ist, ist Heldt davon überzeugt: "Der Verein ist vorangekommen." 43 000 Mitglieder habe der VfB inzwischen - "eine Hammerzahl". Die Infrastruktur habe sich verbessert, die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region, "teilweise Weltmarktführer", ebenfalls. "Ich kenne den Marktwert unseres Teams und ich weiß nicht, wann zuletzt eine VfB-Mannschaft so hoch angesiedelt war. Das gilt auch für die Identifikation der Zuschauer mit den Spielern."

Während nicht nur Heldts früherer Nebenmann Alexander Hleb (Fc Arsenal) und Kevin Kuranyi (Schalke 04) in der Ära der "jungen Wilden" abwanderten, sieht sich der heutige VfB-Sportdirektor in einer völlig anderen Position: "Wenn uns ein anderer Verein Spieler wegholen will, dann können wir sagen: Ne, die bleiben bei uns, wir müssen sie nicht verkaufen." Auch wenn die Toptalente wie Khedira und Serdar Tasci derzeit ein Tief haben, die Neuzugänge wie Yildiray Bastürk noch nicht eingeschlagen haben und der VfB einfach nicht richtig in Schwung kommt, verspricht Heldt: "Wir werden unsere Philosophie mit jungen und talentierten Spielern auf jeden Fall beibehalten. Und wir wollen offensiven, schnellen Fußball zeigen."

Quelle: ntv.de

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