"Es fühlt sich in Ordnung an" Henkel tritt von der Biathlon-Bühne ab
23.03.2014, 16:06 Uhr
Abschied mit Krone und Sekt: Die zweifache Olympiasiegerin Andrea Henkel.
(Foto: dpa)
Erneut geht eine große Biathlon-Karriere zu Ende: Nach 19 Jahren verabschiedet sich Andrea Henkel vom Leistungssport mit einem 13. Platz im Massenstart am Holmenkollen. Die zweimalige Olympiasiegerin sieht nun ihre Zukunft in den USA.
Mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und einem Glas Sekt in der Hand feierte Andrea Henkel das Ende ihrer langen Karriere. 19 Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt trat die 36-Jährige mit einem 13. Platz im Massenstart am legendären Osloer Holmenkollen von der Bühne ab - als letzte Sportlerin der womöglich erfolgreichsten deutschen Biathlon-Ära.
"Es fühlt sich in Ordnung an. Ich bin bereit", sagte die zweimalige Olympiasiegerin im ZDF: "Ich bin über viele Sachen in meiner Karriere glücklich." Henkel, "letzte Mohikanerin", beendet ihre Laufbahn. Zusammen mit Teamkolleginnen wie Uschi Disl, Kati Wilhelm oder zuletzt Magdalena Neuner hatte Henkel Biathlon zum Status als Wintersportart Nummer eins in Deutschland verholfen.
Dabei sah sie sich häufig mit der Titulierung konfrontiert, im Schatten ihrer Teamkolleginnen zu stehen. "Ich bin eben nicht der Typ, der mit den Armen wedelt und ruft: Guckt mal, ich bin auch noch da!", sagte sie vor den Spielen in Sotschi in einem Interview mit "Spiegel Online". Es seien die Journalisten, die dieses Bild in der Öffentlichkeit gezeichnet hätten.
Dickköpfige Titeljägerin

2002 holte Henkel (r.) mit der Damen-Staffel olympisches Gold.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Von ihren Erfolgen her muss sie sich jedenfalls vor niemandem verstecken. 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City holte sie sowohl im Einzel als auch in der Staffel die Goldmedaille. Bei Weltmeisterschaften gewann sie insgesamt achtmal den Titel und schaffte als erste Biathletin das Kunststück, in jeder Disziplin Weltmeisterin zu werden. 2006/2007 gewann sie die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup-Sieg. Seit ihrem Weltcup-Debüt am 16. März 1995 brachte sie es auf insgesamt 22 Weltcup-Einzelsiege.
Arnd Peiffer hat beim Saisonabschluss der Biathleten in Oslo im Massenstartrennen als bester Deutscher den achten Platz belegt. Es gewann Doppel-Olympiasieger Martin Fourcade (Frankreich/1 Fehler), der damit nach dem Gesamt-, Sprint- und Verfolgungsweltcup auch die Wertung im Massenstart für sich entschied. Peiffer verspielte eine bessere Platzierung im letzten Schießen, bei dem er sich zwei seiner drei Fehler leistete. Vor dem letzten Schießen lag der 27-Jährige auf dem vierten Platz. Simon Schempp (2) kam auf Rang 15, Daniel Böhm (3) belegte im Ziel Rang 29.
"Auch wenn Du manchmal ein kleiner Dickkopf warst, war es ein Hauptgewinn, mit Dir zu arbeiten. Es hört eine der großen Athletinnen auf, es verschwindet wieder ein Name im Frauen-Biathlon", sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig. Und Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang ergänzte: "Vielen Dank für die Freude, die Du uns gemacht hast."
Dabei hatte sie sich aber auch immer etwas von ihrer Unaufgeregtheit bewahrt, was in der immer hektischer werdenden Medienlandschaft dann häufig als "spröde" interpretiert wurde. Zuletzt hatte sie noch an ihre Anfänge erinnert, als sie noch erklären musste, was Biathlon überhaupt ist. Auch diese Erfahrungen haben geprägt.
Womöglich auch deshalb war von großer Wehmut in den Tagen vor ihrem Abschied nicht viel zu spüren gewesen. Viel lieber wollte sie ihre letzten Rennen genießen - zumal es in ihrer Abschiedssaison alles andere als rund lief. Einen Weltcupsieg gab es in Antholz, ansonsten meist Enttäuschungen - mit dem Tiefpunkt Olympische Spiele in Sotschi.
Zukunft als Fitnesstrainerin
Erstmals blieb Henkel bei Olympia ohne Medaille, dazu der Dopingfall ihrer Teamkollegin Evi Sachenbacher-Stehle und die anschließend völlig verkorkste Staffel, als Henkel mit hohem Rückstand dem Feld hinterherlaufen musste. Immerhin: Zuletzt hatte sie in der Verfolgung mit einer Aufholjagd von Platz 31 auf 12 und als einzige fehlerfreie Starterin noch einmal ihre Klasse bewiesen.
Nun bereitet Henkel ihren Umzug nach Lake Placid in die USA zu ihrem Freund Tim Burke vor, allerdings nicht "in den nächsten zwei Monaten". Dort will sie als Fitnesstrainerin arbeiten, eine entsprechende Ausbildung macht die Sportsoldatin seit längerem. Auch Fliegenfischen soll dann in dem kleinen Wintersportort im Adirondack-Gebirge auf ihrem Tagesprogramm stehen. Am 3. April wird Henkel von ihrem Heimatverein offiziell verabschiedet.
Quelle: ntv.de, Dominik Kortus, sid