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Trotzdem ein hoffnungsvoller Auftritt Herren verpassen EM-Titel

Mit zweiten Plätzen bei der Europameisterschaft in Amsterdam haben die deutschen Hockey-Teams ihre Zugehörigkeit zur internationalen Klasse nachgewiesen, aber die Perspektiven könnten unterschiedlicher kaum sein.

Zwar verloren die Herren das Endspiel gegen England 3:5 (3:2), aber das "Flaggschiff" des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) weckte mit der stark verjüngten Mannschaft dennoch Hoffnungen auf eine goldene Zukunft. Der Olympiasieger und Weltmeister verpasste jedoch das "historische Triple" ebenso wie die Damen beim 2:3 (2:2) gegen die Niederlande die erhoffte Titelverteidigung. Beide Teams hatten aber vorzeitig das Mindestziel der Direkt-Qualifikation für die WM 2010 geschafft, nach der sich für die DHB-Damen ein schwieriger Umbruch abzeichnet.

Am Boden I: Die Zukunft der DHB-Herren sieht trotzdem gut aus.

Am Boden I: Die Zukunft der DHB-Herren sieht trotzdem gut aus.

(Foto: REUTERS)

Im Herren-Finale ließ sich Deutschland von Englands Power-Hockey überraschen. Zum Glück war zunächst auf Christopher Zeller Verlass, der mit zwei Strafecken (11./28.) den Rückstand durch Ashley Jackson (9.) und Barry Middleton (15.) jeweils ausglich. Er leitete auch Jan-Marco Montags Tor (32.) ein. Während dann aber nach der Pause gleich vier deutsche Ecken nicht saßen, drehte England nach Strafecken von Richard Mantell (53./57.) und Jacksons Siebenmeter (62.) das Match.

Team wird "daraus lernen"

"Wir haben nicht unverdient verloren, weil wir es verpasst haben, unsere 3:2-Führung auszubauen. Dafür haben die alles getroffen, was wir zugelassen haben", urteilte Weise nach der Niederlage. "Ich denke, dass meine jungen Spieler daraus lernen werden." Schon vor dem Finale hatte er ein positives Fazit gezogen, weil der Umbruch nach dem Gold von Peking 2008 geglückt scheint.

Freuen konnten sich dagegen die englischen Herren.

Freuen konnten sich dagegen die englischen Herren.

(Foto: AP)

Mit zehn Olympiasiegern und sieben Youngstern zwischen 20 und 22 im Kader wurde Spanien im Halbfinale 2:1 besiegt. "Da rückt ein Super-Jahrgang nach. Diese Mannschaft aus erfahrenen und jungen Leuten hat in der Bewährungssituation bewiesen, dass sie großes Potenzial hat. Das ist ein guter Fingerzeig für die Zukunft", befand Weise. Er ist zudem in der glücklichen Lage, dass vom frischgebackenen U21-Weltmeisterteam " zehn Spieler sofort nachrücken könnten", berichtete U21-Bundestrainer Jamilon Mülders, einige 18-Jährige seien bis Olympia 2012 ein Thema.

"Dreckige Murmel eingefangen"

Nicht so rosig ist es trotz des guten EM-Auftritts um die DHB-Damen bestellt. "Wir haben im wichtigsten Match unser bestes Spiel des Jahres abgeliefert und den großen Favoriten zum Wackeln gebracht, aber das entscheidende Tor nicht gemacht, sondern so eine dreckige Murmel eingefangen", ärgerte sich Bundestrainer Michael Behrmann nach der knappen Final-Niederlage gegen den Olympiasieger, Welt- und Europameister Niederlande. Die Tränen bei Spielführerin Fanny Rinne & Co. wichen aber bald dem Stolz, nach Toren von Maike Stöckel und Nina Hasselmann als einziges Team "Oranje" Paroli geboten zu haben.

Am Boden II: Die DHB-Damen stehen vor einer schwierigen Umbruch-Phase.

Am Boden II: Die DHB-Damen stehen vor einer schwierigen Umbruch-Phase.

(Foto: REUTERS)

Doch Behrmann denkt mit Sorge an die Zukunft. Trotz bestandener EM-Bewährungsprobe und geschaffter WM-Qualifikation steht das Team vor dem baldigen Umbruch: Leistungsträgerinnen wie Yvonne Frank (Tor/29) sowie Rinne (29), Anke Kühn (28), Tina Bachmann (31) und Natascha Keller (32) planen nur noch von Jahr zu Jahr. "Mit ihnen haben wir eine Vereinbarung bis zur WM 2010 getroffen", ergänzte Behrmann in der Hoffnung, dass sobald kein Ass Studium, Beruf oder Familie den Vorzug gibt. Denn er hat kein Talente-Reservoir wie bei den Herren.

Zudem fürchtet er, dass es immer schwerer wird, auf allerhöchsten Niveau mitzuhalten. "Australien, Argentinien, Holland, aber auch Olympia-Gastgeber England ziehen ihre Teams einen Monat zusammen, und wir machen alle vier Wochen mal einen Lehrgang für vier, fünf Tage." Für mehr aber fehlt dem klammen DHB das Geld. Deshalb warnt Realist Behrmann: "Wenn andere Nationen immer mehr machen und wir stagnieren, kann man nicht erwarten, dass wir immer Medaillen holen."

Quelle: ntv.de, Von Thomas Prüfer, dpa

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