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"Allererste Sahne" Heynckes setzt auf Podolski

Jetzt wird's ernst für Jupp Heynckes, aber auch die Bayern-Stars um den wieder zur Stammkraft beförderten Lukas Podolski haben nach dem Rauswurf von Jürgen Klinsmann kein Alibi mehr. 822 Tage nach der Trennung von Borussia Mönchengladbach kehrt der 63 Jahre alte Trainer-Altmeister Heynckes am Samstag ausgerechnet im Spiel gegen seinen Herzensclub auf die Bundesliga-Bühne zurück. Im Titelendspurt setzt Heynckes auf den von Klinsmann degradierten Fußball-Nationalspieler Podolski. "Er bringt alles mit, um uns in den letzten Wochen entscheidend zu helfen", sagte der Interimscoach und beförderte den Bald-Kölner für das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zum Freistoßschützen.

Gleich nach dem Abschlusstraining machte sich die Mannschaft auf ins Teamhotel Limmerhof, wo Heynckes dieselbe rustikal gehaltene "Münchnerstub'n" für die Teambesprechung nutzen wollte wie einst Ottmar Hitzfeld und Felix Magath. "Ein gutes Omen", sagte der 63- Jährige, dessen vorrangiges Ziel die direkte Qualifikation für die Champions League ist. "Wir haben fünf Endspiele vor der Brust", betonte Manager Uli Hoeneß, der nach dem spektakulären Rauswurf von Klinsmann als "alter Phantast" aber auch noch vom 22. Meistertitel für den deutschen Rekordchampion träumt.

"15 Punkte bis zum Titel"

Personaldiskussionen wie die um den neuen Cheftrainer für die kommende Spielzeit sollen in der ausverkauften Allianz Arena ausgeblendet werden. "15 Punkte bis zum Titel", lautete die kämpferische Schlagzeile auf dem Stadion-Magazin. Das unter Klinsmann lange vermisste "Mia san mia"-Gefühl der Bayern soll unter Heynckes zurückkehren. Trotz aller Turbulenzen im Titelkampf gelten die Münchner immer noch als Endspurt-Experten, denen sogar der Gegner die Meisterschaft gönnt. "Ich wünsche Bayern die deutsche Meisterschaft. Aber es würde mich umso glücklicher machen, wenn sie zwei Punkte gegen uns liegen lassen", sagte Gladbachs Trainerfuchs Hans Meyer. Er muss im Mittelfeld auf den im Sommer nach München wechselnden Jungstar Alexander Baumjohann verzichten (Gelb-Sperre).

Viel Zeit hatte Heynckes nicht, um die von ihm festgestellten "Blockaden" und "Fesseln" zu lösen. Aber auch nach nur wenigen Tagen intensiver Trainingsarbeit, bei denen auch das Fußball-ABC auf der Tagesordnung stand, ist wieder mehr Leben in der Mannschaft. "Jeder Einzelne ist wacher als vorher", sagte Nationalverteidiger Philipp Lahm und berichtete von "guter Stimmung". Auf dem Trainingsplatz achtete Heynckes auf Disziplin, Konzentration und Intensität.

Poldi profitiert vom Trainerwechsel

"Wie man sich bettet, so schläft man. Übersetzt bedeutet das, wie man trainiert, so spielt man am Samstag", dozierte der Fußball- Lehrer, der vor einer Mittelfeldraute mit Podolski als zweiter Spitze plant. Dessen Freistöße im Training seien "allererste Sahne" gewesen, erklärte der ehemalige Gladbacher Stürmer Heynckes. "Wenn ich so einen linken Fuß gehabt hätte, hätte ich nicht 220 Bundesliga-Tore, sondern 500."

Während sich der Bayern-Hoffnungsträger Heynckes selbst nur als "eine temporäre Randerscheinung bei Bayern" sieht, laufen im Hintergrund die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren. "Zeitnah", so Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, soll die Trainerfrage geklärt werden, denn der neue Coach soll unbedingt in die Kaderplanung eingreifen können. Derzeit gilt der Niederländer Louis van Gaal vom AZ Alkmaar als Favorit. Der ehemalige Coach des FC Barcelona und von Ajax Amsterdam, wo er Champions-League-Sieger wurde gewann, deutete kürzlich an, Lust auf einen großen Verein zu haben und ließ gar die Namen "Real Madrid" und "Bayern München" fallen.

Franck Ribry wird zwar beim ersten Heynckes-Spiel wegen seiner Gelb-Rot-Sperre fehlen, aber Gerüchte um einen vorzeitigen Wechsel des Franzosen sorgen für neue Aufregung. "Es wäre schwer für mich zu bleiben, wenn wir nicht unter die ersten Zwei kommen", übermittelte der 26-Jährige in der französischen Sportzeitung "L'quipe" seine Unlust auf den UEFA-Cup (künftig Europa League). Dass auch der von Klinsmann als Nummer 1 abgesägte Michael Rensing über einen Wechsel sprach, wenn er nicht wieder spiele, dürfte den Bayern-Bossen deutlich weniger Sorgen bereiten.

Quelle: ntv.de, Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa

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