Kommentar Hilfe für Bedürftige
04.04.2002, 18:55 UhrBürgschaften der öffentlichen Hand sind bei einer drohenden Pleite für ein Unternehmen oft der letzte Halt. Gerade weil die Vereine der Fußball-Bundesligen Bürgschaften von Bund und Ländern auf den ersten Blick am allerwenigsten brauchen, sind sie dort volkswirtschaftlich sinnvoll. Es gilt schließlich nicht nur die Arbeitsplätze der "gebeinhackten" Jungmillionäre zu sichern, sondern auch die der vielen durchschnittlich bezahlten Angestellten der Profi-Vereine und deren Zulieferfirmen.
Im bezahlten Fußball gibt es sozialverträgliche Einsparmöglichkeiten, die für eine langfristig gesunde Geschäftsbasis der betroffenen Vereine genutzt werden können. Das unterscheidet die Branche von anderen. Die arbeitspolitisch unerfahrenen Bundesliga-Fußballer haben seit fast 40 Jahren keine Tarifverträge, so dass die Arbeitgeber nach Auslaufen der Kontrakte die verunglückten Verhandlungen aus den Vorjahren problemlos individuell korrigieren können.
Der Bund bürgte 1999 mit einer Summe von 100 Mio. DM für den Baukonzern Philipp Holzmann. Hessen ließ der Zusage der Bundesregierung diverse Bürgschaften für mittelständische Unternehmen folgen, die das Gros ihrer Aufträge von Holzmann erhielten. Schon damals bezweifelten Branchen- und Arbeitsmarkt-Experten, dass es sich bei diesen Maßnahmen um kluge weitsichtige Entscheidungen handelte.
Selbst die Gegner einer Fußball-Bürgschaft oder „Kirch-Steuer“ durch die öffentliche Hand erkennen jedoch die langfristige Überlebensfähigkeit der Mediensport-Industrie an und wollen, gerade weil dort viel Geld verdient wird, deren unnötigen Ruin riskieren.
Offenbar hat sich bei vielen Finanzpolitikern die Ansicht verfestigt, die öffentliche Hand solle nur dann als Bürge auftreten, wenn auch sicher gestellt ist, dass die Bürgschaft den Steuerzahler viel Geld kostet.
Henning Troschel
Quelle: ntv.de