20 Millionen für de Jong Hoeneß: "Das ist pervers"
22.01.2009, 16:48 UhrHertha-Manager Dieter Hoeneß hat in der aktuellen Finanzkrise die zuletzt hohen Transfersummen scharf kritisiert. "Das ist pervers und ungesund für den Fußball", sagte Hoeneß mit Blick auf die rund 20 Millionen Euro, die der Hamburger SV für den Wechsel von Mittelfeldspieler Nigel de Jong zum englischen Premier-League-Klub Manchester City kassiert, bei einer Gesprächsrunde in Berlin.
"Glückwunsch und Kompliment an den HSV, aber bei allem Respekt vor de Jong: Das ist einfach kein Marktpreis für ihn", erklärte der Hertha-Manager. Auch das Rekordangebot der Citizens von 125 Millionen Euro für Kaka vom AC Mailand findet Hoeneß bedenklich: "Das werden alle Marktgesetze aufgehoben. Die Finanzkrise wird alle treffen. Es sei denn man hat einen Investor und das Geld vermehrt sich im Keller." Bei City sorgen die Klubeigentümer aus dem Scheichtum Abu Dhabi für den Geldfluss.
Mehr Geld für den Fußball
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war indes bemüht, positive Aspekte dieser Entwicklung hervorzuheben: "Diese Summen sind in der Finanzkrise sicher nicht unproblematisch. Ich sehe es aber trotzdem nicht negativ, wenn das Geld in den Fußball fließt", sagte Sammer. Der Europameister betonte jedoch, dass die "Infrastruktur bei Manchester City sicherlich problematisch" sei.
Der ehemalige Bayern-Trainer und jetzige Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld rechnete damit, dass alle Vereine und "eventuell sogar der FC Bayern München" bei zukünftigen Transfers finanzielle Abstriche machen müssen. "Aber es wird generell immer Verrückte geben", sagte der 60-Jährige hinsichtlich des Finanzgebahrens von City bei der Talkrunde in Berlin. Die hohe Ablösesumme für de Jong findet Hitzfeld allerdings positiv: "Für den Fußball ist es ganz gut. So kommt neues Geld in den Kreislauf."
HSV will groß investieren
Fest steht indes, dass der Hamburger SV die Rekordeinnahmen nicht aufs Festgeldkonto bringen wird. Nach dem Verkauf von Mittelfeldabräumer de Jong treibt Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer die Personalplanungen bei den Hanseaten voran. Er zeigte sich optimistisch, den Abgang des Führungsspielers auffangen zu können.
"Wir sind immer bemüht, unsere Mannschaft zu entwickeln. Das Gerüst der Elf steht, auch nachdem uns de Jong verlassen hat", meinte Beiersdorfer, der bereits Ausschau nach potenziellen Nachfolgern hält. Spekulationen zufolge werden bei den Hanseaten Demy de Zeeuw (AZ Alkmaar), Steven Defour (Standard Lüttich), Stephane Mbia (Stade Rennes) und Lucas Rodrigo Baglia (RSC Anderlecht) als potenzielle Kandidaten gehandelt.
Jols langer Wunschzettel
Ob der Klub dem Wunsch von Trainer Martin Jol entspricht und im Winter auch noch im Angriff und in der Abwehr personell nachlegen wird, ließ Beiersdorfer offen. "Im Fußball ist es halt nicht so wie im Einzelhandel, dass man einfach an ein Regal geht und zugreift. Es kommt auf die Umstände und Möglichkeiten an. Ich will nichts ausschließen", erklärte der 45-Jährige.
Für den Angriff gilt Milan Jovanovic (Standard Lüttich) als potenzieller Zugang. Bei einer Verpflichtung vor Ende der Transferperiode am 31. Januar könnte der Serbe schon in der Rückrunde in die Rolle von Ivica Olic hineinwachsen, der den HSV im Sommer ablösefrei in Richtung Bayern München verlassen wird.
Quelle: ntv.de