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"Dicker, jetzt bist du mein Mann" Hoyzer belastet Mitangeklagte

Robert Hoyzer hat sich im Fußball-Betrugsprozess nur als ein Rädchen einer Manipulations-Maschinerie der Brüder Sapina dargestellt, Mitangeklagte und weitere angeblich Beteiligte aber massiv belastet. Am fünften Verhandlungstag vor dem Landgericht Berlin erläuterte der Skandal-Schiedsrichter, dem wegen "gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs" eine Haftstrafe von ein bis zehn Jahren droht, neben seiner eigenen Rolle bei der Beeinflussung von Spiel-Resultaten auch ausführlich die Verstrickung anderer Personen. Hoyzer betonte, dass neben Ante die mitangeklagten Brüder Filip und Milan Sapina spätestens nach dem Spiel Braunschweig gegen St. Pauli am 5. Juni 2004über die Manipulationen Bescheid gewusst hätten.

Schon nach seiner ersten, misslungenen Manipulation bei der Regionalliga-Partie Paderborn gegen Chemnitz am 22. Mai 2004 habe er Linienrichter Felix Zwayer und seinen Schiedsrichter-Kollegen Dominik Marks in den Betrugsversuch eingeweiht, berichtete Hoyzer vor der 12. Strafkammer. Für die Vermittlung von Marks an den Hauptbeschuldigten Ante Sapina will Hoyzer 5.000 Euro Provision kassiert haben, die mit 25.000 Euro für das manipulierte Zweitliga-Spiel Ahlen - Burghausen am 22. Oktober 2004 gezahlt worden seien. Zwayer habe zumindest bei der Regionalliga-Partie Wuppertal gegen Werder-Amateure mitgeholfen, das Spiel laut Absprache "auf den Weg zu bringen", erklärte Hoyzer.

Der ehemalige Bundesliga-Profi Steffen Karl, dem von der Staatsanwaltschaft fünf Vergehen konkret vorgeworfen werden, sei "sehr vertraulich und freundschaftlich" mit dem Hauptbeschuldigten Ante Sapina verbunden gewesen, sagte Hoyzer. Zudem habe er erfahren, dass auch Sapina-Cousin Tomislav Cirko durch Provisionen für seine "Anheuerung" an den Wettgewinnen beteiligt worden sei. Auch vom Dresdner Spieler Ignjac Kresic und vom Chemnitzer Markus Ahlf will Hoyzer von Sapina in Zusammenhang mit Manipulationen gehört haben.

Marks, der vor dem Prozess eine Betrugs-Beteiligung bestritten hatte, soll sich mit Ante Sapina persönlich getroffen und dabei Interesse gezeigt haben. Zudem sei seiner Meinung nach auch die Regionalliga-Partie Schalke 04 Amateure gegen Paderborn (2:4) am 5. Juni 2004 beeinflusst worden, da Ante Sapina bei diesem Spiel persönlich vor Ort war, bemerkte Hoyzer. Mit einem Sieg am letzten Spieltag hätte Schalke die Klasse gehalten.

Nachdem Ante Sapina ein Wettgewinn von 215.000 Euro durch die Lappen gegangen sein soll, als Hoyzer bei seinem "Probeschuss" Paderborn gegen Chemnitz den getippten Halbzeitstand nicht herstellen konnte, wollte der Ex-Referee nach eigener Darstellung auf Nummer sicher gehen. Für das nächste Spiel will er von Sapina neben dem eigenen 3.000-Euro-Honorar noch 300 Euro zusätzlich für Assistent Zwayer bekommen haben. "Ich wollte ohnehin anbieten, Zwayer mit ins Boot zu holen", erklärte Hoyzer. Ob die 300 Euro aber auch an Zwayer geflossen sind, sagte Hoyzer nicht.

Der Berliner Zwayer, der nach Einstellung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft wieder auf der offiziellen Schiedsrichterliste steht, hatte mit einer Anzeige beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Aufdeckung des Skandals mit ins Rollen gebracht. Prozess-Beobachter vermuten in den belastenden Aussagen Hoyzers auch eine "Retour-Kutsche". Stefan Coenen, Anwalt von Ante Sapina, sagte zu den Hoyzer-Aussagen: "Bei jemanden, der die Ideale verkauft hat, sollte man sehr vorsichtig sein, was er einem danach verkauft."

Um seine zweite Chance bei der Partie Wuppertal - Werder (A) habe er entgegen der Darstellung von Ante Sapina zwar nicht gebettelt, betonte Hoyzer. Er habe sich über die erste gelungene "Absprache" aber gefreut. Schon im nächsten Spiel Braunschweig gegen St. Pauli am 5. Juni und vor allem beim Pokalspiel Paderborn gegen Hamburger SV, für das Sapina mehr als 700.000 Euro Wett-Gewinn eingestrichen haben soll, griff Hoyzer geballt in den Spielausgang ein. "Tore entgegen der Verabredung" mit Sapina habe er aus "völlig erfundenen Gründen" nicht anerkannt, gab Hoyzer zu. Von Ante Sapina, der Hoyer "seinen Schatz" nannte, habe er eine SMS erhalten: "So Dicker, jetzt bist du mein Mann."

Jens Mende, dpa

Quelle: ntv.de

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