Sport

Desaströses Demokratieverständnis IHF straft Kritiker ab

Mit einer niederschmetternden Niederlage für Peter Mühlematter hat der Wahlkongress des Welthandball-Verbands IHF in Kairo begonnen. Deutlich wurde, dass die Mitgliedsverbände keinerlei Interesse an einer Aufklärung der zwielichtigen Machenschaften ihres Präsidenten Hassan Moustafa haben, der eine weitere Amtszeit anstrebt.

Gescheitert, aber noch im Amt: Peter Mühlematter, unerwünschter IHF-Generalsekretär.

Gescheitert, aber noch im Amt: Peter Mühlematter, unerwünschter IHF-Generalsekretär.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Kongress-Delegierten forderten vielmehr den IHF-Generalsekretär Peter Mühlematter wegen verbandsschädigenden Verhaltens mit 103 zu neun Stimmen zum sofortigen Rücktritt auf.

Mühlematter, entschiedener Kritiker des umstrittenen IHF-Präsidenten Hassan Moustafa, kam den Rücktrittsforderungen allerdings nicht an und blieb im Amt. Nach der später vorgetragenen Meinung des IHF-Anwalts war dies nach dem gültigen Schweizer Vereinsrecht - die IHF hat ihren Sitz in Basel - keine Abwahl, sondern nur eine Abfrage der Kongressmeinung gewesen und hat deswegen keine Auswirkungen auf das Amt Mühlematters.

Vorzeichen für die Präsidentenkür

Der Rat wirft dem Schweizer vor, dem Verband durch öffentliche Beschuldigungen geschadet zu haben. Zudem vermutet man in Mühlematter den Schreiber eines anonymen Briefes an das Internationale Olympische Komitee IOC, in dem sich über die Zustände in der IHF beklagt wurde. Die Abstimmung auf Entlassung Mühlematters war auf Antrag des kuwaitischen Verbandes überraschend auf die Tagesordnung gehoben worden. Mühlematter verteidigte sich nur zurückhaltend und sagte, er sei vom IOC aufgefordert worden, sich zu äußern.

Kongressteilnehmer gehen nun davon aus, dass diese Abstimmung, wenn sie auch keine rechtliche Relevanz hat, bereits ein Fingerzeig für die für den Abend vorgesehene Präsidentenwahl sein könnte. Mühlematter ist einer der wichtigsten Unterstützer des Luxemburgers Jeannot Kaiser, der als einziger Gegenkandidat gegen Moustafa antritt.

Moustafa lobt sich selbst

IHF-Präsident Hassan Moustafa hat sich durch seine korrupten Machenschaften den Beinamen "Pharao" verdient.

IHF-Präsident Hassan Moustafa hat sich durch seine korrupten Machenschaften den Beinamen "Pharao" verdient.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In einem über 60-minütigen Bericht hatte Moustafa den 147 Delegierten zuvor seine Erfolge in Sachen Weiterentwicklung des Handballs, Vermarktung und Fernsehzuschauer vorgestellt. Er äußerte harsche Kritik an Mühlematter: Der Generalsekretär habe den gesamten Handball mit seinen Äußerungen betrogen.

Mühlematter hatte im Januar staatsanwaltliche Ermittlungen gegen IHF-Organe und Moustafa öffentlich gemacht. Dabei geht es unter anderem um ein Konto in Straßburg, auf das WM-Zuschüsse der IHF an den ägyptischen Verband geflossen waren. Einer der Kontobevollmächtigten ist Moustafa.

Lange Liste der Verfehlungen

Moustafa steht dem Verband seit 2000 vor. Seine Amtszeit gleicht eher einer Herrschaft, heißt es selbst in IHF-Kreisen. Nicht zuletzt deswegen trägt er den Spitznamen "Der Pharao". Kritiker werfen dem Absolventen der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig undemokratisches Verhalten, Günstlingswirtschaft, Verwicklung in Spielmanipulationen und unseriöses Finanzgebaren vor.

Vor dem Wahlkongress in Kairo hatte zudem der US-Amerikaner Christer Ahl, Chef der IHF-Schiedsrichterkommission, öffentlich zur Abwahl Moustafas aufgerufen. Ahl wirft dem Ägypter vor, unangekündigte Dopingkontrollen im Handball zu verhindern und zumindest in die Spielmanipulationen in Asien involviert gewesen zu sein.

Deshalb plädierte Ahl dafür, Moustafas Gegenkandidaten Jeannot Kaiser zum neuen Präsident zu bestimmen. Die Wahl des Luxemburgers ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Auch, weil Kaiser sein Wahlprogramm in Kairo nicht vorstellen darf. Laut Moustafa erlaubt es der Zeitplan nicht, dass Kaiser zu den Delegierten spricht. Für einen ganztägigen Ausflug der Kongressteilnehmer zu den Pyramiden von Gizeh oder wahlweise einen entspannten Tag im Wellnessbereich des Fünf-Sterne-Hotels, in das der IHF geladen hat, ist hingegen schon Zeit.

"Ein Präsident muss keine Belege vorbringen"

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Kaiser wirft Moustafa unverhohlen Korruption vor. "Der Präsident hat sich vom IHF-Rat die Erlaubnis eingeholt, 30 Verbänden die Reisekosten nach Kairo aus der IHF-Kasse zu zahlen. Dabei ist von einer Summe von drei Millionen Schweizer Franken die Rede. Das ist für mich Stimmenkauf", kritisiert der Luxemburger und stellt sich damit an die Seite des abgestraften Mühlematter.

Weiterer Kritikpunkt sind Reisekosten-Abrechnungen Moustafas. "Es kann nicht sein, dass ein IHF-Präsident Reisespesen in Höhe von 600.000 Schweizer Franken ohne Belege abrechnet. Das gibt es nirgendwo auf der Welt", sagte Kaiser. Moustafas Meinung: "Ein Präsident muss keine Belege vorbringen."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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