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"Regierung bestraft Sportler" IOC-Boss Bach klagt Ukraine im Kampf gegen Russland an

Bach will den russischen Angriffskrieg offenbar ausblenden.

Bach will den russischen Angriffskrieg offenbar ausblenden.

(Foto: dpa)

Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach beschwört die verbindende Kraft des Sports. Deshalb macht er jetzt der Ukraine Vorwürfe, dass sie ihre Athleten nicht bei Wettbewerben starten lassen will, bei denen Russland vertreten ist. Bei seinem Rundumschlag teilt der ehemalige Fechter auch gegen Polen aus.

Präsident Thomas Bach hat den Kurs des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der Russland-Ukraine-Frage energisch verteidigt und Unverständnis für das Handeln der ukrainischen Regierung geäußert. "Viele Ukrainer wären gerne international angetreten, aber viele waren abwesend, weil es ihnen vom ukrainischen Sportministerium nicht gestattet wurde", klagte Bach während der 140. IOC-Session an. Die ukrainischen Sportler würden "von ihrer eigenen Regierung für den Krieg bestraft, der von der russischen und belarussischen Regierung angezettelt wurde".

Die Regierung des 2022 überfallenen Landes hatte ihre Sportler am 31. März dieses Jahres angewiesen, Wettbewerbe zu boykottieren, an denen Aktive aus Russland und Belarus unter neutralem Status teilnehmen. Diesen Athleten hatte das IOC drei Tage zuvor durch eine Empfehlung an die Fachverbände die Tür für die Rückkehr in den Weltsport geöffnet - eine massiv kritisierte Entscheidung, weil das IOC damit nach Ansicht vieler Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin eine Propagandabühne bereitet.

Bach warf in seiner mehr als 20-minütigen Rede zu dem "Thema, das leider in den letzten 16 Monaten ganz oben auf unserer Tagesordnung stand", mehreren Regierungen vor, durch ihre Positionierungen die Werte des Sports zu untergraben. "Die russische Seite will, dass wir den Krieg ignorieren. Die Ukraine will, dass wir jeden mit russischem oder belarussischem Pass isolieren", klagte der 69-Jährige: "Beide Positionen stehen in diametralem Gegensatz zu unserem Auftrag und zur Olympischen Charta."

In derselben Debatte hatte der Chef des russischen Ringerverbands jüngst drastisch mit Panzern gedroht. "Wenn sie uns als Team von Flüchtlingen bei den Olympischen Spielen sehen wollen, dann müssen wir auf Panzern nach Paris fahren", sagte Michail Mamiaschwili in einem Interview. Dazu sind bislang keine Äußerungen von Bach bekannt.

Olympia-Boykott steht im Raum

Der attackierte stattdessen die polnische Regierung dafür, sich in die "Autonomie des Sports" eingemischt zu haben, was letztlich zur Verlegung der Einzel-Fecht-Europameisterschaften nach Bulgarien geführt habe. Dort gibt es keine Einreisebeschränkungen für Russen und Belarussen, anders als bei den am Donnerstag begonnenen Europaspielen in Krakau, wo nun die Mannschafts-EM im Fechten stattfindet.

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Am besten aus seiner Sicht hätten die Wettkämpfe funktioniert, in denen es keine Beschränkungen gebe. "Keiner dieser Wettbewerbe ist im Chaos versunken", so Bach. Für den Fecht-Olympiasieger von 1976 gibt es nur eine Stoßrichtung in einer Zeit, in der es keine einfachen Antworten gebe: "Zum Frieden beitragen durch die vereinende Funktion des Sports. Unsere Werte sind unser Kompass."

Eine Entscheidung zur Zulassung von Russen und Belarussen zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 habe das IOC indes weiterhin nicht getroffen. Die Ukraine droht auch mit einem Boykott, sollten Russland und Belarus dort auch vertreten sein dürfen. Eine Entscheidung über die Olympia-Starterlaubnis soll erst später fallen.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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