Zum zweiten Mal Olympia-Austragungsort IOC-Granden entscheiden sich für Tokio
07.09.2013, 23:04 Uhr
Nun jubeln sie in Tokio: Die japanische Hauptstadt darf die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2020 ausrichten. Die Mitglieder des IOC entscheiden sich für politische Sicherheit. Und gegen Istanbul.
Tokio richtet im Jahr 2020 zum zweiten Mal nach 1964 die Olympischen Sommerspiele aus. Der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge verkündete im Hilton Hotel von Buenos Aires den Sieg der japanischen Hauptstadt, die sich bei der geheimen Abstimmung auf der 125. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees gegen den türkischen Mitbewerber Istanbul durchsetzte. 60 IOC-Mitglieder votierten für Tokio, 36 für Istanbul. Spaniens Hauptstadt Madrid war mit ihrer Kandidatur bereits im ersten Durchgang in einer Stichwahl an Istanbul gescheitert. Zuvor hatten beide Städte mit 26 die gleiche Anzahl an Voten erhalten.
Mit der Wahl Tokios entschieden sich die Funktionäre bei der Risiko-Wahl des Olympia-Gastgebers in sieben Jahren für politische Sicherheit. Istanbul scheiterte bereits zum fünften Mal mit seiner Bewerbung, Madrid ging schon zum dritten Mal leer aus.
Mit einem leidenschaftlichen Appell auf der abschließenden Präsentation war es den Japanern gelungen, die Sicherheitsbedenken der Funktionäre für die Wahl wegen des Atomunglücks in Fukushima auszuräumen. "Lassen sie mich ihnen versichern. Die Situation ist unter Kontrolle. Sie wird nie Schaden in Tokio anrichten", erklärte Regierungschef Shinzo Abe. Das gefährdete Gebiet um Fukushima würde sich auf eine Fläche von 0,3 Quadratkilometer beschränken und die sei abgesichert.
Spiele der kurzen Wege
Tokio 2020 pries vor allem sein kompaktes Sportstättenkonzept in zwei Zonen. 85 Prozent der Wettkampfstätten liegen in einem Radius von nur acht Kilometern zum olympischen Dorf. Die Kandidatur stütze sich auf einen fest angelegten Reserve-Fonds in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar. Bewerbungschef Masato Mizuno versprach den IOC-Mitgliedern zudem die "höchsten TV-Einschaltquoten der Olympia-Geschichte".
15 Arenen in und um die japanische Hauptstadt sind bereits vorhanden, elf sollen neu gebaut werden. Tokio will auf zehn temporäre Anlagen zurückgreifen. Das neue Olympiastadion soll auf der Anlage des Stadions von 1964 entstehen. Das IOC bescheinigt Tokio eine "kompakte Konzeption" mit guter Verkehrsinfrastruktur.
Erdogan kann IOC-Mitglieder nicht überzeugen
Die anderen Kandidaten Madrid und Istanbul hatten die Bedenken an ihrer Bewerbung am Ende nicht zerstreuen können. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bemühte sich vergeblich, die Zweifel über die kritische innenpolitische Lage und die Nähe zum Bürgerkrieg im benachbarten Syrien vom Tisch zu wischen. Stimmungsvolle Filme hatten bei Istanbuls fünfter Bewerbung das Hauptargument als Brücke zwischen Europa und Asien betont.
Sportstätten in Europa und Asien würden dem IOC neue Märkte erschließen, auch für künftige Generationen, sagte Istanbuls Bewerbungschef Hasan Arat. Doch die Strategie zog ebenso wenig wie das Konzept Madrids, mit einem Etat in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar eine Art Gegenentwurf zum olympischen Gigantismus zu präsentieren.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte sich bemüht, überzeugende Argumente gegen die Wirtschaftskrise in seinem Land und eine Arbeitslosenquote von 26,3 Prozent zu finden. "80 Prozent der notwendigen Investitionen sind bereits getätigt. Wir können diese Spiele ohne jegliches Risiko für die olympische Bewegung abliefern", proklamierte Rajoy. "Wir sind auf dem Weg uns wirtschaftlich zu erholen. Madrid macht mehr Sinn denn je", sagte Rajoy, der Unterstützung von Spaniens Kronprinz Felipe erhielt.
Keine Konsequenzen für Münchner Bewerbung
Nach der Niederlage gegen Tokio ist Istanbul ein großer Favorit auf die Ausrichtung der Halbfinals und des Endspiels der Fußball-EM 2020. Der DFB hatte bereits zuvor angekündigt, in dem nun eingetretenen Fall eine eigene Final-Bewerbung mit München als Spielort zugunsten der Türken zurückziehen zu wollen und sich nur um Gruppenspiele und ein K.o.-Duell zu bemühen.
Für eine eventuelle Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 hat der Sieg Tokios praktisch keine Konsequenzen. "Ich gratuliere Tokio. Jetzt wissen wir, wo wir stehen. Nach der Landtagswahl in Bayern und der Bundestagswahl werden wir unsere Entscheidung bekannt geben", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die nötigen Vorarbeiten für eine weitere Kandidatur laufen längst parallel.
Bereits seit Monaten finden regelmäßig Koordinierungssitzungen mit Vertretern der vier vorgesehenen Olympia-Orte München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Königssee und einem DOSB-Repräsentanten statt. Bis zum 14. November müssen die Kandidatur und eine erste Gebühr beim IOC eingereicht werden. Tokio hat all diese Hürden bereits erfolgreich gemeistert.
Quelle: ntv.de, wne/dpa