Rad-Medaillen bald futsch? IOC fährt harten Kurs
01.06.2007, 15:35 UhrJan Ullrich und seine früheren Telekom-Teamkollegen Andreas Klöden und Alexander Winokurow müssen um ihre Olympia-Medaillen von Sydney bangen. Denis Oswald, Chef der IOC-Disziplinarkommission für Dopingvergehen bei früheren Olympischen Spielen, hat den harten Kurs bekräftigt. "Wir haben jeden Spielraum bei den Sanktionen. Wenn es bewiesen ist, dass jemand gedopt war oder irgendwie anders betrogen hat, sehe ich kein Problem bei einer Aberkennung", sagte der 60 Jahre alte Schweizer der "Berliner Zeitung".
Oswald ließ keinen Zweifel daran, wie nach dem österreichischen Doping-Skandal bei den Winterspielen 2006 in Turin notfalls auch gegen die Radprofis hart vorzugehen. Ein positiver Test sei "keine Bedingung für eine Doping-Strafe", meinte er.
Sechs Athleten und 13 führende österreichische Funktionäre waren lebenslang für Olympia gesperrt worden; das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) muss eine Million Dollar Strafe zahlen. Der am 26. Februar zurückgetretene Ullrich, dem zwei Doping-Strafverfahren drohen, hatte vor sieben Jahren in Sydney die Goldmedaille im Einzelstraßen-Rennen vor Winokurow und Klöden geholt. Beide gelten als Favoriten für die diesjährige Tour.
Für den Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Hans-Wilhelm Gäb, würde der deutsche Sport nach der jüngsten Dopinglawine im Lager der Radprofis nur dann Schaden nehmen, wenn die Gesellschaft "diese Art von Kriminalität" toleriert. "Aber das tut sie nicht", betonte Gäb in einem Interview der "Stuttgarter Zeitung". "Das Problembewusstsein wächst, der Widerstand formiert sich."
Nach Meinung von David Howman, Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, kommen die Fahnder den Dopingsündern immer näher. "Die Lücke zwischen jenen, die betrügen, und denen, die sie erwischen wollen, verringert sich", erklärte der Neuseeländer in Sydney. Viele dieser Athleten müssten heutzutage besorgter sein als früher, dass sie ertappt werden.
Quelle: ntv.de