WM-Ticket gefällig? Internet-Handel boomt bereits
27.04.2005, 19:47 UhrDas Organisationskomitee für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat dem Tickethandel im Internet den Kampf angesagt und die Fans vor dem Erwerb von WM-Karten über das Internet-Auktionshaus ebay gewarnt. "Das ist reine Geschäftemacherei. Jeder, der darauf reinfällt, geht nicht nur das Risiko ein, viel Geld zu verlieren, sondern am Spieltag vor verschlossenen Türen zu stehen", sagte OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach.
Nur wenige Minuten nachdem am vergangenen Freitag die ersten Fans per E-Mail die Option auf ein oder mehrere WM-Tickets erhalten hatten, begann im Internet der schwunghafte Handel mit den Karten. Die Originalpreise wurden teilweise 39-fach überboten, die höchsten Angebote gab es bislang mit mehr als 5.000 Euro für das Halbfinalspiel in Dortmund. Trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen seitens des OK ist damit der Schwarzmarkt bereits 408 Tage vor WM-Beginn eröffnet.
Sauer auf ebay
"Wir hätten uns gewünscht, dass ebay Deutschland nach dem gleichen Prinzip vorgeht wie ebay in Großbritannien. Dort nämlich werden aus guten Gründen keine Fußball-Tickets ins Angebot genommen. Das wäre im Sinne und zum Schutze der ehrlichen Verbraucher und Fans gewesen", erklärte OK-Pressesprecher Jens Grittner.
Tatsächlich hat ebay auf der Insel einen Hinweis auf seiner Homepage, dass der Handel mit WM-Karten kategorisch untersagt ist. Der DFB hatte im Vorfeld der "Ticket-Lotterie" bereits vergeblich versucht, dem Internet-Handel einen Riegel vorzuschieben. Allerdings war es diesbezüglich mit ebay zu keiner Einigung gekommen.
Tickethandel riskant
Nach OK-Angaben ist der Kauf von WM-Tickets im Internet zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin mit großen Risiken verbunden. Denn bis sechs Wochen vor WM-Start gibt es kein "physisches Ticket" aus Papier, sondern nur die schriftliche Bestätigung durch den Weltverband Fifa. Will der Kartenverkäufer das Ticket umschreiben lassen, kann das OK bei Auffälligkeiten dem Deal einen Strich durch die Rechnung machen. "Ich unterstelle jedem Geschäftemacherei, der ein oder zwei Tage nach Vergabe der Tickets die Daten austauschen will", sagte Grittner den Schwarzmarkthändlern den Kampf an.
Die Verbraucherschützer haben zu diesem Thema einen anderen Standpunkt und werfen dem OK beim Thema Ticket-Handel Scheinheiligkeit vor. "Es ist rechtlich nicht zulässig, jegliche Weitergabe komplett auszuschließen. Letztlich hat sich diesen Schlammassel mit ebay das WM-OK selbst eingebrockt. Jetzt hat man genau das erreicht, was man eigentlich verhindern wollte: einen Schattenmarkt, der mit großen Risiken und Unsicherheiten behaftet ist", meinte der Verbraucherschützer Carel Mohn in der "Berliner Zeitung".
Offizielle Plattform geplant
Unterdessen wurde am Mittwoch bekannt, dass der für den Druck der WM-Karten verantwortliche Ticketkonzern CTS Eventim für die bereits verkauften Tickets offenbar eine Tauschbörse im Internet plant. Das Unternehmen verhandelt derzeit mit der Fifa und dem WM-OK über die Umsetzung der Internetseite, die bis Ende 2005 auf den Markt gehen und damit ebay die Stirn bieten soll. "Selbstverständlich werden wir zu gegebener Zeit auch eine offizielle Plattform schaffen, um Karten in Abstimmung mit dem OK übertragen zu können", sagte Grittner.
Quelle: ntv.de